Als Liebhaber gewisser Kultfilme kann man entweder auf die alljährliche Wiederholung im Fernsehen warten oder in eine Sammlung investieren. Was Fans von Bud Spencer und Terence Hill schon erdulden mussten, kennen auch die Freunde der dänischen Olsenbande: Lieblose DVD- oder BluRay-Editionen mit einer Bildqualität aus dem VHS-Zeitalter, kaum Bonusmaterial und teils gekürzte Fassungen.
Doch es gibt Hoffnung: Icestorm-Entertainment hat sich der klassischen Filmreihe angenommen und die ersten dreizehn Filme gründlich aufpoliert. Kürzlich ist diese Ausgabe in einer neuen schicken Sammlerbox aus Metall erschienen.
Die Filmfassungen entsprechen den bisher schon vom selben Label veröffentlichen Ausgaben. Jede Disc enthält die gründlich HD-remasterte Version der Filme und das sowohl in der beliebten DEFA-Synchronisation, als auch im dänischen Original! Ein Novum, für das die originalen Master von Nordisk Film verwendet werden konnten. Die Anwahl dieser Fassung ist ein wenig versteckt beim Bonusmaterial untergebracht.
Dass die Filme zweimal komplett enthalten sind, macht Sinn, da der Vor- und Abspann beider Fassungen unterschiedlich ist. Während auf Dänisch einfach ein Rolltitel eingeblendet wird, hat man bei der deutschen Ausgabe auf den beliebten deutsch übersetzten "Mauervorspann" zurückgegriffen. Nicht schlecht. Schade, dass die dänischen Fassungen keine Untertitel enthalten, man versteht es also oder eben nicht. Mit ein wenig Geduld und Einhören wird aber schließlich klar, warum auch das Original völlig zu recht auch in Dänemark immer noch Kultstatus genießt.
Wie bereits angedeutet ist erstmals Bonusmaterial auf den Discs enthalten. Dafür wurde unter anderem mit dem offiziellen Olsenbandenfanclub Deutschland zusammengearbeit und manches seltene Material aus den Archiven zusammengetragen.
Folgende Extras sind bei den jeweiligen Filmen enthalten:
Die Olsenbande
Der erste Film enthält den Mitschnitt einer Lesung aus der Biografie von Egon-Darsteller Ove Sprogøe. Gelesen werden die Buchauschnitte von der Übersetzerin und Fernsehmoderatorin Janine Strahl-Oesterreich, die als studierte Skandinavistin mit der Materie bestens vertraut ist und die Darsteller selbst im Zuge der Dreharbeiten zum vierzehnten Film und auch davor schon persönlich kennenlernen durfte. Strahl-Oesterreich gibt vor der Lesung einige Anekdoten zum Besten und berichtet von der Entstehung des Buches. Der beinahe halbstündige Beitrag macht Lust auf mehr und ist eine schöne Eröffnung.
Die Olsenbande in der Klemme
In der hier enthaltenen zehnminütigen Kurzdoku lernen wir den Synchron-Dialogautor Wolfgang Woizick kennen, der so markige Olsen-Sprüche wie "Mächtig gewaltig" für die deutsche Version erdacht und zum Kult gemacht hat. Heute scheint Woizick in einem Museum zu arbeiten, das dem Künstler Roger Loewig gewidmet ist. Diese Information wird knapp und ohne allzu erkennbaren Zusammenhang abgehandelt, bevor man schließlich einige Details über die Tätigkeit des ehemaligen Dialogbuchautors erfährt. Interessant, dass man diesen Beteiligten nach all den Jahren aufgespürt hat. Leider ist das Interview mit ihm allzu nüchtern und langatmig geführt, als dass es das langfristige Interesse des Zuschauers wecken könnte.
Die Olsenbande fährt nach Jütland
In diesem Film verlässt die Gaunerbande das heimische Kopenhagen und erlebt ein Abenteuer auf dem Land. Jütland. Die süddänische Halbinsel ist auch das Thema der hier zu findenden Bildergalerie, die den heutigen Zustand der Originaldrehorte mit Fotos aus dem Film vergleicht. Während an manchen Schauplätzen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint, haben sich andere fast bis zur Unkenntlichkeit verändert. Dabei sind vor allem die heute immer noch als Ruinen vorhandenen Wehrmachtsbunker an den Stränden bemerkenswert.
Die Olsenbande und ihr großer Coup
Hier findet sich eins der interessantesten Featurettes - ein Interview mit dem Schauspieler Karl-Heinz Oppel, der Egon Olsen in den meisten Filmen seine deutsche Stimme geliehen hat. Das Ganze findet in den ehemaligen DEFA-Synchronstudios statt, in denen die deutschen Dialoge einst aufgezeichnet wurden. Oppel erzählt aufgeweckt und mit viel Erfahrung von seiner Arbeit, wie er zu dieser Sprechrolle kam und, wie sich das erste Treffen mit den echten Darstellern anfühlte. Ein seltenes Kapitel und ein wertvolles Zeitzeugnis.
Die Olsenbande läuft Amok
Auch hier geht es um die Synchronarbeit. Die Schauspielerin Margit Bendokat erzählt von ihrer heutigen Arbeit und, wie sie zur Olsenbande kam. Auch wenn die von ihr gesprochene Yvonne von mehreren Schauspielerinnen interpretiert wurde, erkennt man Bendokats Stimme auch heute noch einigermaßen wieder. Plus Berliner Dialekt.
Der (vorraussichtlich) letzte Streich der Olsenbande
Das Bonusmaterial dieses Films ist dem führenden deutschen Olsenbandenexperten und lebenslangen Fan Frank Eberlein gewidmet. Dem gelang es sogar, eine Komparsenrolle im allerletzten Olsenbandenfilm von 1998 zu ergattern, außerdem schrieb er zwei Bücher über die Bande. Die Dokumentation beginnt im Berliner Kino Toni, in dem 1970 der erste Olsenbandenfilm aufgeführt wurde. Ein passender Hintergrund für ein ausführliches zwanzigminütiges Interview mit dem gelernten Journalisten Eberlein, in dem man allerhand interessante Informationen darüber erhält, wie seine Leidenschaft zustande kam und wie er erstmals auf die Darsteller traf.
Die Olsenbande stellt die Weichen
Auf dieser DVD befindet sich eine weitere Bildergalerie, diesmal mit den Hauptschauplätzen aus allen dreizehn Filmen. Wie schon auf Die Olsenbande fährt nach Jütland entstand dieses Extra in Zusammenarbeit mit dem Olsenbanden Fanclub Deutschland, der übrigens eine sehr informative Website mit zahlreichen weiteren Infos betreibt, die man sonst nirgendwo findet.
Die Olsenbande sieht rot
Hier geht es passenderweise um Spezialeffekte. Kenner wissen, dass in diesem Film in einer der gelungensten Filmszenen aller Zeiten ein Opernhaus im Takt der Musik geknackt wird und dabei so mancher Effekt zum Einsatz kommt. Requisiten- und Modellbauer Holger Delfs, der schon an internationalen Produktionen wie Cloud Atlas oder Die drei Musketiere mitgearbeitet hat, erklärt die "handgemachten" Effekte der Olsenbande und outet sich ganz nebenbei als Fan der Filmreihe. Da es bisher so gut wie kein MakingOf-Material gab, helfen Delfs Erläuterungen und die passend dazu eingespielten Filmszenen viele der verwendeten Techniken und Tricks besser zu verstehen. Dabei staunt man, wie einfach und doch überzeugend manches umgesetzt wurde.
Die Olsenbande schlägt wieder zu
Hier kommt der Filmhistoriker F.B. Habel zu Wort, der gemeinsam mit dem bereits vorgestellten Frank Eberlein Die Olsenbande - Das große Buch für Fans verfasste. Egon und seine Kumpanen werden hier noch einmal vorgestellt und charakterlich analysiert. Interessant ist darin vor allem der Exkurs zu den schwedischen und norwegischen Olsenbandenfilmen, über die hierzulande relativ wenig bekannt ist.
Die Olsenbande steigt auf Dach
Noch mehr deutsche Fans! Hier wird endlich der offizielle deutsche Olsenbandenfanclub gezeigt, der in seiner Form bisher einmalig ist. Ein schönes Projekt, das zeigt welche Spuren die Olsenbande hinterlassen hat. Der Club organisiert Treffen, Filmvorführungen und sogar Aktionen in Dänemark, bei denen auch die Darsteller mit eingebunden wurden. Die Frage, warum die Bande gerade in Ostdeutschland so erfolgreich ist, wird ebenfalls aufgegriffen und plausibel beantwortet.
Die Olsenbande ergibt sich nie
Die Olsenbande kann auch Theater. Schon seit etlichen Jahren steht bei mehreren Häsuern in den neuen Bundesländern das Theaterstück Die Olsenbande dreht durch auf dem Programm. Hier wird das Ensemble des Theaters Magdeburg vorgestellt, wo ein weiteres Stück aufgeführt wird: Die Olsenbande - Der große Theatercoup. Die Darsteller äußern sich zu ihren Rollen, was diese für sie bedeuten und wie das Ganze beim Publikum ankommt.
Die Olsenbande fliegt über die Planke
Ein äußerst seltenes Stück Film- und Fernsehgeschichte wird hier präsentiert. Bei einer Aufzeichnung der DDR-Unterhaltungssendung "Nacht der Prominenten" trafen 1982 erstmals die Originaldarsteller auf ihre (ost)deutschen Synchronsprecher. Das Publikum bereitet den drei Dänen, die hier sogar in ihren Originalkostümen auftreten, einen begeisterten Empfang. Im Verlauf des hier gezeigten Sendeausschnitts knackt Egon vor laufender Kamera einen Tresor, in dem die Sprecher auf ihren Auftritt warten. Am Ende singt der ausgebildete Opersänger Poul Bundgaard alias Kjeld sogar noch eine dänische Liebesballade.
Zusätzlich gibt es noch einige Ansagen des DDR-Fernsehens, die mit Egon-Darsteller Ove Sprogøe im Vorfeld dieser Sendung aufgezeichnet wurden. Ein Extra mit Witz und Seltenheitswert, vor allem da Sprogøe hier Deutsch spricht, inklusive Zigarillo und lila Krawatte. Und ja, er zieht dänische Gardinen den schwedischen vor ...
Die Olsenbande fliegt über alle Berge
Hier gibt es den zweiten Teil der schon beim ersten Film erwähnten Lesung. Ob diese für eine DVD zu lang war oder einfach neues Bonusmaterial für den letzten Film gefehlt hat, bleibt fraglich. Die auf den anderen Discs enthaltenen Extras entschädigen aber dafür.
Eine Sammlung, die kaum Wünsche offen lässt. Zusätzlich gibt es in dieser Kollektion noch eine exklusive Bonus-DVD mit der Dokumentation "Die Olsenbande lässt grüßen". Leider hat es der vierzehnte und letzte Film Der (wirklich) allerletzte Streich der Olsenbande nicht in diese Box geschafft, womöglich aus rechtlichen Gründen. Für diesen wurde erstmals "richtiges" Bonusmaterial am Set und passende Interviews mit Darstellern und Team gedreht, was zusammen mit dem Film zweifellos eine großartige Special Edition abgeben würde.
Solange es aber keine andere Ausgabe gibt, bleibt diese Box das Nonplusultra für alle Fans und solche, die es gerne werden möchten.