in Lied, dessen Melodie wohl beinahe jeder kennt. Nun, da es zur Grundlage eines großen Historienfilms geworden ist, lohnt es sich, etwas näher hinzusehen. Regisseur Michael Apted („Die Reise auf der Morgenröte“, „Ray“) inszeniert mit „Amazing Grace“ einen starbesetzten Kostümfilm über den Sklavereigegner William Wilberforce, der im Großbritannien des 18. Jahrhunderts für die Rechte der unterdrückten und ausgebeuteten schwarzen Arbeiter aus den Kolonien des Empire eintritt.
Neben Wilberforce-Darsteller Ioan Gruffudd („King Arthur“, „Fantastic Four“) verkörpern Rufus Sewell („Ritter aus Leidenschaft“, „Tristan & Isolde“), Ciarán Hinds („Eine offene Rechnung“), Benedict Cumberbatch („Der Hobbit“) und zahlreiche andere Darsteller eine illustre Riege von Persönlichkeiten, die alle ihre eigenen persönlichen, wirtschaftlichen und politischen Interessen mit mehr oder weniger Skrupel verfolgen. Dabei verkommt der Film keineswegs zum langweiligen Politdrama, sondern wird vielmehr zu einer ausgewachsenen Charakterstudie eines von Krankheit, Selbstzweifeln und Einsamkeit zerfressenen Mannes, den seine überaus mächtigen Gegner mit aller Macht mundtot oder zumindest lächerlich machen wollen. Mit der Hilfe eines ehemaligen Sklaven, eines engagierten Predigers und dem vormaligen Besitzer eines Sklavenschiffes, der sich als eigentlicher Autor des titelgebenden Liedes entpuppt, gelingt es William Wilberforce schließlich das mächtige Wirtschaftssystem herauszufordern. Dabei sind ihm sein Glaube und die ihm eigene selbstlose Freigebigkeit – die seine Haushälter immer wieder in die Verzweiflung treibt – eine weitere Stütze im Kampf gegen die Ungerechtigkeit.
Wie in britischen Historienfilmen meist üblich gibt es filmästhetisch nichts auszusetzen. Regisseur Michael Apted und sein Kameramann Remi Adefarasin verstehen es, das 18. Jahrhundert in all seinen Facetten wieder auferstehen zu lassen. Dabei kommen neben schick gekleideten Menschen, weißen Perücken und schönen Häusern in schönen Landschaften auch die dreckigen Gassen und Hinterhöfe Londons nicht zu kurz und formen ein glaubhaftes Bild der damaligen Zeit. Lediglich einige der Visionen, die den Hauptprotagonisten in seinen Fieberträumen heimsuchen, kommen mitunter etwas zu gewollt und unecht rüber.Die Besetzung aller Haupt- und Nebenrollen mit einem Großteil der Elite der britischen Schauspieler garantiert zudem glaubwürdige Charaktere und einen hohen Unerhaltungswert, dessen subtiler Humor in der originalen Sprachfassung freilich wesentlich besser zum Vorschein kommt. Auch an anderen Stellen krankt die deutsche Synchronisation durch Überartikulation und mangelndes Einfühlungsvermögen, was manchem Klischee über oberflächliches Eventkino zugute kommen mag.
Dass der Film davon jedoch weit entfernt ist, zeigt die zugleich nüchterne und dennoch üppige Gestaltung des Werkes, das seine Geschichte in klaren Einstellungen erzählt, keine allzu scharfes Tempo vorlegt und sich neben den wichtigen Hauptcharakteren auch auf einige nicht weniger interessante Nebenfiguren konzentriert, ohne dabei unübersichtlich zu werden. Damit darf der Film weiterhin als hochwertiger, spannender und wichtiger Beitrag zum Thema gesehen werden, der einem zu Unrecht unterbewertetem Freiheitskämpfer ein würdiges Porträt verpasst.