„I wonder if the three of us would've been friends in real life. Not as brothers, but as people.“
Unter allen Wes Anderson-Filmen fällt für mich besonders einer heraus: „The Darjeeling Limited“ von 2007. Zu der Zeit war Anderson zwar bereits weit voran geschritten in seiner Karriere, doch ein paar Jahre später sollten die Meisterwerke „Der fantastische Mr. Fox“ und „Grand Budapest Hotel“ folgen. Während die meisten von Andersons Filmen eine große Ensemble-Besetzung beinhalten, fällt „The Darjeeling Limited“ durch eine erstaunlich kleine Besetzung auf, die den Film in meinen Augen zu etwas Besonderem macht.
Die Story handelt von drei Brüdern, die auf einer Tour durch Indien sind, um ihre Mutter zu besuchen, nachdem der Vater leider verstorben ist. Doch die Beziehung zwischen den Brüdern ist schwierig: Es fehlt an Vertrauen und Kommunikation und über allem schwebt die Trauer über den verlorenen Vater. Die Lösung soll eine spirituelle Reise mithilfe eines Zuges sein, doch immer wieder treten turbulente Probleme auf…
Während Anderson in den letzten Jahren vor allem unfassbar witzige Filme mit viel Eyecandy und spektakulären Sets kreiert hat (siehe „The French Dispatch“ und „Asteroid City“), waren seine früheren Filme eine rührende Mischung aus Komik und Tragik. „The Darjeeling Limited“ passt da perfekt hinein. Die relativ simple Geschichte auf dem Zug bietet viele Möglichkeiten für Andersons typischen, visuellen Gags. Und keine Frage: Der Film sieht wie immer toll aus. Kameramann Robert D. Yeoman, der Anderson in fast allen Filmen zur Seite stand, schuf hier starke Bilder mit kraftvollen, warmen Farben, die die Atmosphäre von Indien magisch einfangen.
Heraus sticht „The Darjeeling Limited“ aber vor allem dadurch, dass wir hier nur drei Hauptfiguren haben und ansonsten praktisch keine anderen, großen Charaktere. Es gibt ein paar Auftritte von den üblichen Verdächtigen (darunter ein sehr kurzer Auftritt von Bill Murray und ein noch viel kürzerer von Natalie Portman!), aber Owen Wilson, Jason Schwartzman und Adrien Brody sind das Herz dieser Geschichte. Und ihre Beziehung zwischen einander trägt den ganzen Film. Ich liebe es, dass man bei allen dreien eine tiefe Liebe spürt, die aber immer wieder in den Hintergrund rückt, wenn ein kleiner oder größerer Streit die Ruhe stört. Familiendramen konnte Anderson schon immer fantastisch inszenieren und hier gelingt ihm das wieder.
Der Film nimmt zudem einige wirklich düstere Wendungen, die ich so nicht erwartet hätte, aber deswegen umso mehr schätze.
Muss ich wirklich die schauspielerische Leistung bewerten? Niemand ist in einem Wes Anderson-Film schlecht und Wilson, Schwartzman und Brody liefern allesamt ab. Jeder bringt eine berührende Authentizität in seine Figur und verleiht ihr eine Seele.
Die Musikauswahl ist wundervoll mit vielen tollen Songs, die perfekt in die Grundstimmung der Geschichte passen. Dies ist übrigens der einzige Film von Anderson, in dem er keinen Komponisten für eine neue Filmmusik hatte. Mark Mothersbaugh, der sonst für ihn die Musik schrieb kam erst wieder zu „Moonrise Kingdom“ dazu und ab „Mr. Fox“ trat dann Alexandre Desplat dazu, der bis heute Andersons Werke vertont.
Fazit: „The Darjeeling Limited“ ist ein kleiner, intimer, aber wundervoller und charmanter Film über drei Brüder, die zu sich und zueinander finden müssen. Jeder Anderson-Film berührt mich auf eine andere Art und jeder erhebt sich eindrucksvoll aus dem Sumpf des Hollywood-Mainstreams, das ist hier nicht anders. Eine einfache, aber berührende Geschichte mit wunderbaren Darstellern und einer zauberhaften Optik!