Direkt bei der schon legendären Pistolenlaufsequenz merkt man, dass man es hier mit einem neuen Bond zu tun hat. In dieser trägt Bond erstmals keinen Hut. Auch taucht Bond in der folgenden Vortitelsequenz erstmals garnicht auf. Dafür wird man aber mit drei Morden neugierig gemacht, was hier auf einen zu kommt.
Meisterwerksksarbeit ist hier die Titelsequenz in Kombination mit dem genialen Song von Paul McCartney & The Wings. Mal drauf achten. Wenn im Lied das Wort DIE gesungen wird, taucht entweder ein Totenkopf auf oder es wird feurig.
Ein interessanter Einfall ist die Handlung bei Bond zuhause zu beginnen und Bond erstmals selbst eine Erfindung von Q erklären zu lassen. Man wollte hier seinerzeit soviele Kontraste wie möglich setzen, um nichts an Connery erinnern zu lassen. Schließlich hatte man nun im dritten Bond-Film nacheinander den dritten Hauptdarsteller.
Das man nicht zum Denken kommt, dafür sorgt auch die flotte Weiterführung der Handlung. Es ist noch keine Viertelstunde des Films rum, da ist Bond schon auf Reisen und der erste Mordanschlag erfolgt.
Intelligent gefilmt ist auch die Einführung Solitairs, auch wenn man sie noch nicht sieht. Wenn sie Karten legt, ist die Szene so perfekt gefilmt und musikalisch unterlegt, dass Spannung aufgebaut wird. Die Gefahr hat hier zwei Gesichter. Durch Solitaires Worte weiß man Bond bedeutet Gefahr und damit auch, dass Bond Gefahr droht, was im erwähnten ersten Mordanschlag gipfelt.
Durch den ganzen Film top ist auch die Musik von Ex-Beatles-Produzent George Martin, der John Barry, der erstmals bei Bond fehlte, würdig ersetzt.
Auch Roger Moore gibt man viele Gelegenheiten, seine Art von Bond zu profilieren. Allein die Zeit, die man sich für die Szene nimmt, in der sich Moore erstmals als "Bond. James Bond" vorstellt, zeigt, wieviel Vertrauen man darin setzte, dass das glaubwürdig rüber kommt, dass man Moore diese Aussage abnimmt und er nutzt das, indem er Dynamik, Selbstsicherheit und Selbstvertrauen rüber bringt, dass er jetzt Bond ist.
Und es klappt. Man fühlt sich einfach nicht genötigt Vergleiche zu Connery zu ziehen. Im Gegenteil. Es werden sogar Verbindungen geschaffen, wenn Moore hier eine Schlange, die ihn töten soll, ebenso fix beseitigt, wie Connery eine Vogelspinne in "Dr. No".
Auch dass der Bösewicht hier auf einer Insel sitzt, erinnert an Connerys ersten Bond. Und wie bei "Dr. No" setzt man auch bei "Leben und sterben lassen" auf eine starke Story und exotisches Flair, statt Kulissen, Effekte und Größe, wie z.B. bei "Feuerball" oder "Man lebt nur zweimal".
Frisch und einfallsreich kommen die Actionszenen hier daher, wenn Bond im Doppeldecker vor Kanangas Schergen flüchtet oder wenig später einen Kleinflugplatz zerstört. Hier merkt man auch, dass die Humorisierung Bonds, die bei "Diamantenfieber" noch auf ganzer Linie schief ging, bravourös gelingt.
Doch wechseln sich Action und Humor hier stets wohltuend mit Spannung ab, etwa wenn Bond in einem Krokodilteich ausgesetzt wird. Gelungen hier auch, dass sich Bond nicht mit seiner Uhr made by Q aus der Affäre ziehen kann, sondern improvisieren muss.
Eine der bis heute rasantesten Filmszenen der Bond-Serie wartet danach mit der genialen Bootsjagd, die einiges an Flug-, Rutsch- und Sachschadeneinlagen parat hat. Zwar gabs eine Bootsjagd schon bei "Liebesgrüße aus Moskau", die hier ist aber doppelt so gut.
Erholsam ist, dass der Bösewicht hier einen pfiffigen Abgang erhält, ohne dass es zuvor eine riesige Schlacht gegeben hätte.
Roger Moores Bond-Debut ist nicht nur absolut gelungen, sondern durchaus ein Film, der ähnlich makellos ist, wie z.B. "Goldfinger".