Seit Jahren schon gehört Jean-Claude Van Damme zum Kreis der alternden Action-Heroen, die ihr Geld nur noch in zweit- und drittklassigen Filmen verdienen. Doch im Gegensatz zu manch anderen wie Steven Seagal, scheint er sich nun aus diesem Sumpf befreien zu wollen. 2007 zeigte er bereits in „Until Death“, dass er durchaus zu echtem Schauspiel fähig ist und setzt diese Entwicklung nun in der belgisch-luxemburgischen Co-Produktion „JCVD“ fort.
Der Film beginnt mit Jean-Claude Van Damme, der sich hier selbst verkörpert, beim Dreh zu seinem neuesten Film. Dort läuft nichts so, wie Van Damme sich das wünscht. Die lange Action-Sequenz führt ihn ans Ende seiner Kräfte, der Regisseur zeigt keinerlei Interesse daran, einen guten Film zu drehen und es läuft eine ganze Menge schief. Danach verliert er auch noch den Sorgerechtstreit um seine Tochter, die wegen ihres Vaters in der Schule gehänselt wird. Ohne Geld und völlig übermüdet kehrt er in seine Heimat Brüssel zurück. Dort will er eigentlich nur Geld von der Bank abheben und gerät dabei in einen Überfall.
Die Geschichte scheint auf den ersten Blick sehr simpel gestrickt zu sein und erfüllt quasi jedes Klischee, dass man aus Hollywood-Filmen kennt. Doch der Unterschied zu üblichen Hollywood-Produktion ist die Authentizität, mit der Regisseur Mabrouk El Mechri seine Geschichte über den gescheiterten Star erzählt. Die Dialog wirken nie konstruiert oder künstlich, sondern scheinen dem normalen Alltag entsprungen zu sein. Selbst die Tatsache, dass scheinbar alle Bewohner Brüssels Van-Damme-Fans sind wird nicht als plumper Running-Gag genutzt, sondern führt immer wieder zu witzigen Dialogen mit mehr als einem intelligenten Seitenhieb auf Van Dammes Karriere. Ein besonders gelungener Moment ist, wenn einer der Räuber Van Damme nach seinem neuesten Filmprojekt fragt und dieser zugeben muss, dass die Rolle letztendlich an Steven Seagal ging.
Doch nicht nur die komischen Momente können überzeugen. Denn Van Damme zeigt ein bislang ungeahntes schauspielerisches Talent und liefert eine wirklich hervorragende Leistung ab. Mehr als einmal wird der Zuschauer in diesem Film zu Tränen gerührt. Oft sind es kleine Szenen wie etwa Van Dammes Traum, in dem er für einen kurzen Moment auch im wahren Leben der Held sein darf, nur um dann mit der bitteren Realität konfrontiert zu werden. Der Höhepunkt allerdings ist ein mehrere Minuten andauernder Monolog, den Van Damme komplett improvisiert haben soll. Hier zeigt sich am deutlichsten der Mann hinter dem Helden. Van Damme spricht über sein ganzes Leben. Seine Erfolge in Hollywood kommen genauso zur Sprache wie seine gescheiterten Beziehungen und seine Drogenprobleme. Doch dieser Monolog erzählt nicht nur etwas über Van Dammes Leben. Viel mehr wird hier deutlich, dass das Star-Dasein allgemein nicht immer mit privatem Glück verbunden ist.
Wer auch nur ein bisschen für die „Muscels from Brussels“ übrig hat tut gut daran sich diese Helden-Demotage einmal zu Gemüte zu führen. Es gehört schon eine gehörige Portion Mut dazu, um so die Hosen runterzulassen, wie es Van Damme in diesem Film tut. Und das sollte selbst seinen größten Gegnern einen etwas anderen Blick auf den belgischen Prügelhelden ermöglichen. Es bleibt nur zu hoffen, dass Van Damme seine Lorbeeren nicht leichtfertig verspielt und vielleicht irgendwann mal wieder auf die Kino-Leinwand zurückkehrt.