Was tun, wenn die eigenen Eltern nicht nur alt, sondern auch gebrechlich und zunehmend geistig verwirrt werden? Für Wendy und John Savage ist es ein Moment, der ihr ganzs bisheriges Leben gehörig auf den Kopf stellt. Als ihr Vater zum Pflegefall wird, müssen die beiden die Verantwortung übernehmen und für seine Unterbringung und Betreuung sorgen. Dabei haben Bruder und Schwester kein gutes Verhältnis oder eigentlich gar kein Verhältnis zu ihrem Vater, zu dem die beiden seit Jahren keinen Kontakt mehr haben.
Entsprechend unwillig lassen sie es geschehen, dass der alte Mann in ihr Leben eindringt, zumal der Vater im Alter auch nicht zugänglicher geworden ist. Konfrontiert mit der sozialen Realität des Altwerdens und Sterbens gehen die Geschwister unterschiedlich mit der neuen Situation um. Während Jon sich mit den Gegebenheiten abzufinden und um emotionale Distanz bemüht scheint, reagiert Wendy mit Schuldgefühlen. Diese kompensiert sie in gutgemeinten, aber wenig hilfreichen Aktionen zur Verbesserung der Lebensqualität ihres Vaters.
Anrührend und mit tragikomischen Witz erzählt Regisseurin Tamara Jenkins die Geschichte einer Familie, die das Leben unfreiwillig wiedervereint und die versucht, mit den neuen Verhältnissen irgendwie klar zu kommen. Entgegen den Erwartungen konzentriert sich die Filmhandlung weniger auf die Auseinandersetzung der Geschwister mit dem Vater. Stattdessen erlebt der Zuschauer, wie die beiden nach und nach zwangsläufig in das Leben des anderen eindringen und so von dessen kleinen und großen Verleugnungen und Dramen erfahren. Schließlich müssen sich „Die Geschwister Savage“ dadurch auch mit ihren eigenen Lebensentwürfen, ihrem privaten oder beruflichen Scheitern oder ihrem Selbstbetrug auseinandersetzen.
Gut vorstellbar, dass viele Zuschauer in diesem Film Elemente aus den eigenen familiären Beziehungen wiederfinden. Ironisch und erfrischend unsentimental inszeniert und mit guten Darstellern, ist „Die Geschwister Savage“ ein modernes Familiendrama im besten Sinne.