Krebs oder kein Krebs, das ist hier die Frage. Mehr als zwei Jahre lang tobte ein erbitterter Krieg zwischen „Star Wars“-Fans und der Weinstein Company. Das produzierende Studio hatte Regisseur Kyle Newman seine Nerd-Comedy „Fanboys“ entrissen und dessen Kollegen Steven Brill (Ein Mann für alle Unfälle) mit Nachdrehs beauftragt, weil ein Handlungsstrang um eine Krebserkrankung als zu düster erachtet wurde. Doch die Produzenten haben die Macht der Fanboys unterschätzt. Obwohl sie den Film noch gar nicht kannten, liefen „Star Wars“-Nerds im ganzen Land Sturm und riefen zum Boykott von Weinstein-Produktionen auf. Bei Vorstellungen des Films Superhero Movie kam es vor Multiplexen gar zu tumultartigen Demonstrationen. Die Weinstein-Brüder genießen mittlerweile den zweifelhaften Ruf, kommerzielle vor qualitative Erwägungen zu stellen. Zuletzt wurde etwa der Starttermin von Der Vorleser gegen den Willen des Regisseurs, der noch mehr Zeit für die Postproduktion haben wollte, vorgezogen, um den Film für das Rennen um die Oscars zu qualifizieren. Doch diesmal hatten die Weinsteins keine Chance: Sie lenkten schließlich ein und gaben Newman seinen Film zurück.
Wir schreiben das Jahr 1998, der Kinostart von Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung ist in sechs Monaten: Linus (Chris Marquette, Alpha Dog), Windows (Jay Baruchel, Beim ersten Mal) und Hutch (Dan Fogler, Balls Of Fury) sind die größten Krieg der Sterne-Fans unter der Sonne. Eric (Sam Huntington, Superman Returns) gehörte einst zu ihnen, verkauft aber mittlerweile lieber Autos in der Firma seines Vaters. Als er jedoch erfährt, dass Linus bald sterben und deshalb die Premiere des neuen „Star Wars“-Films nicht mehr miterleben wird, zaubert er einen wagemutigen Plan aus Jugendtagen aus der Schublade: Die vier Freund wollen 2.000 Meilen nach Texas fahren, um dort in die Ranch von „Star Wars“-Schöpfer George Lucas einzubrechen und eine Kopie des Films mitgehen zu lassen. Doch das ist einfacher gesagt als getan: „Star Trek“-Fans, schwule Biker und die Internet-Ikone Harry Knowles (Ethan Suplee) drohen, der Mission ein vorzeitiges Ende zu bereiten. Doch mit der handfesten Unterstützung von Fangirl Zoe (Kristen Bell) gelingt es dem Quartett schließlich, bis zur legendären Skywalker-Ranch vorzudringen…
„I am Picassos Blue Period." -
Zoe, die sich für eine Kostümparty mit blauen Tampons behängt.
„Fanboys“ ist ein Film mit zwei Gesichtern, 08/15-Road-Movie-Comedy und gewitzter Zitatenwahn in einem. Während Zweiteres erstaunlich gut funktioniert, kommt der Road-Trip-Anteil nie übers Mittelmaß hinaus. In den ersten Minuten reibt sich Hutch wie ein läufiger Hund an jedem, der nicht bei drei auf den Bäumen ist. Es ist ein Glück, dass sich das Drehbuch nicht allzu lange an diesen fehlgeleiteten Running Gag klammert. Später pinkeln die Freunde noch gegen einen Elektrozaun und landen zufällig in einer schwulen Bikerbar. Zwei Genrestandards mit soooo einem Bart, auf die man besser verzichtet hätte. Höhepunkt der pubertären Späßchen ist der Toilettengang während eines Gefängnisaufenthaltes: Weil es kein Papier gibt, um die Brille vor dem Draufsetzen abzuwischen, belegt Hutch sie feinsäuberlich mit Käse- und Wurstscheiben aus einem Sandwich.
„They were siblings, you crank bastard.“ –
Linus zu Eric, der glaubt, dass Luke Skywalker auch noch auf Prinzessin Leia stand, nachdem er rausgefunden hat, dass sie seine Schwester ist.
Doch nun zu etwas völlig anderem. Auf der Zitatenebene spielt „Fanboys“ seine Trümpfe nämlich deutlich besser aus. Hier werden Trekker als „Kirk-Loving Spock-Suckers“ beschimpft. Harrison Ford wird zum besten Schauspieler aller Zeiten erkoren, weil er sowohl Han Solo als auch Indiana Jones verkörperte, während im Hintergrund langsam ein riesiges Werbeschild von „Sechs Tage, sieben Nächte“ auftaucht. Kristen Bell (Kifferwahn, Nie wieder Sex mit der Ex) absolviert einen Auftritt in einem ebenso knappen wie goldenen Prizessin-Leia-Outfit: der ultimative Traum eines jeden Fanboys. Und William Shatner bekommt hier den Cameo-Auftritt, der ihm in J.J. Abrams Star Trek-Reboot noch verwehrt blieb. Das absolute Highlight bleiben aber die Auftritte von Seth Rogen (Beim ersten Mal, Ananas Express, Shopping-Center King, der hier gleich drei Rollen übernommen hat. Darunter die des Ober-Trekkers Admiral Seasholtz samt fettiger Haare, Doppelkinn und aufgequollener Nase. Außerdem spielt er einen Las-Vegas-Zuhälter, der sich schon mal im Voraus ein riesiges Bild von Jar Jar Binks auf den Rücken hat tätowieren lassen, weil er fest daran glaubt, dass der Charakter total rocken wird.
„Hey guys, what if the movie sucks?“ –
Eric über Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung.
Fazit: Im Kern ist „Fanboys“ eine durchschnittliche Road-Trip-Comedy, die sich mit gelungenen Zitaten und amüsanten Cameo-Auftritten ein paar Extrapunkte dazuverdient.