Wem bei diesem Film nicht das Herz warm wird, oder wen dieser Film nicht irgendwo durch die anfängliche Komik oder die spätere Tragik emotional berührt, der sollte sich wirklich Sorgen um seine Sensibilität, Menschlichkeit und um das machen, was uns entscheidend zu Menschen macht: Die Gefühle. Dabei ist die ganze Authentizität beider Darsteller am allermeisten beeindruckend. Beiden nimmt man ihre im Film verkörperten Rollen tatsächlich ohne zu zögern oder zu zweifeln ab, so als ob sie wirklich diese fiktiven Personen im realen Leben wären.
Die Freundschaft die im Laufe des Filmes wächst, wirkt ebenso glaubwürdig und der Künstler findet durch den Hobbygärtner genau das auf dem Lande, was er dort gesucht hat und weswegen er aus dem eingebildeten und wichtigtuerischen Paris abgehauen ist. Dabei kann der Film tatsächlich kaum als Komödie bezeichnet werden, denn eigentlich steckt sehr viel Ernst hinter vielen Elementen und Passagen des Films. Das bringen auch die Schauspieler bei ihrer Performance rüber, die niemals ins komödiantenhafte oder lächerlich-komische hinabgleitet.
Die Charakterzeichnung ist interessant und reicht für die Zwecke des Films vollkommen aus. Der dekadente Wein saufende und rauchende Künstler, der immer braun gebrannt ist und in Jackets rumläuft, malt und sich viel Zeit für die Kunst nimmt (obwohl er sie eigentlich auch satt hat), bis Mittags lang schläft, mehrere Liebschaften gehabt hat und einen kräftigen sozialen Habitus nach außen hin projiziert, und der in einem Sozialwohnungsviertel lebende Ex-Proletarier, den körperliche Beschwerden plagen und der früh pensioniert wurde, der trotzdem immer früh auf den Beinen ist, der etwas kitschige Wohnungsgegenstände hat, angelt, weder raucht, noch trinkt, weil er das schon ein Leben lang zuvor zuviel getan hatte, jedes Jahr mit der Feuerwehrmannschaft an denselben Ort fährt und dasselbe mit seiner Frau tut und niemals aus dem Lande raus gekommen ist. Während der Künstler prächtig Landschaften malen kann und sich in der Kunst und Musik auskennt, ergänzt ihn der Gärtner durch seine praktischen Fähigkeiten des Gartenbaus, durch Ratschläge und das Wissen über das Dorf- und Landleben. Diese Gegensätze ziehen sich hier deshalb an, weil beide von ihrer und auf ihre Art und Weise voneinander profitieren. Sie können miteinander reden, sich vieles erzählen und dort helfen, wo der andere keine Fähigkeiten besitzt und am Ende schöpft der Künstler sehr viel Kreativität und Inspiration aus dem Zusammensein mit seinem Freunde (Er malt alle ihm wichtigen Gegenstände und macht eine Ausstellung draus: Gummistiefel, Zuchini, einen Karpfen, ein Messer usw.). Der Künstler scheint zu erkennen, das er hier einen wahren Freund gefunden hat, abseits von der Glanz und Glamour Welt des glitzernden Paris. Zum Glück wurde nicht allzusehr die Traurigkeit (über den Verlust des Gärtners) der Künstlerfigur gezeigt, denn sonst wäre der Film womöglich zu tragisch und dramatisch gewesen. Denn irgendwo wachsen einem beide ans Herz. Auch die französische Lebensart wird im Film portratiert, wobei sich Genusssucht, Wein, Weib und Gesang immer maßvoll die Ehre geben.
Beeindruckend sind die frühlingshaften und sommerlichen Bildkompositionen, die uns dargeboten werden: Die Natur wird nicht übertrieben romantisiert oder beschönigend dargestellt, sondern in ihrer Subtilität und Farbenprächtigkeit, vor allem durch die Sonneneinstrahlung hübsch anzusehen eingefangen. In keinster Weise sind diese Bilder zu übertrieben, nein ganz im Gegenteil - sie sind wie die Natur ist. Realistisch ist auch, das es ab und zu mal regnet und so nicht immer Sonnenschein vorherrscht (in den wirklich wichtigen Szenen aber dann schon immer).
Es macht einfach Spaß den beiden beim reden zuzuhören, auch wenn sie sich mal nerven und gerade mal nicht ausstehen können. Solche Szenen wie die, als der Gärtner den Künstler ermahnt, er solle doch nicht kiffen und ihn dann raus in den Garten schleppt, damit er an die frische Luft kommt sind sehenswert und unkonventionell.
Ein großes Lob muss man auch aussprechen für das überzeugend gemachte Ende, in dessen Verlauf der Regiesseur nicht überemotionalisiert, was der Zuschauer wahrscheinlich befürchtet hat. Aber nein, das Ende wirkt durch die Appruptheit wirklich absolut souverän, indem das Sterben des Gärtners nicht noch grossartig gezeigt wurde, nachdem man als Zuschauer vorher schon durch die Leiden und Schmerzen von "Gartenbauer" visuell geführt worden ist. Auch da wirklich ein großes Lob an die Gestalter der Gesichter, denn der Gärtner wirkt leichenblass und vollkommen fertig, so das die Krankheit und das damit verbundene Leidwesen wunderbar zum Vorschein kommen und eben auch wahrheitsgemäß wirken.
Der Film wäre sicherlich nicht mit Laien- oder jungen Darstellern möglich gewesen, nein, es brauchte schon solch erfahrene Schauspieler, um wirklich die zu beabsichtigende Intensität auf die Leinwand zu bringen und das ist dem Regiesseur einmalig gelungen. Toll, das es solche Filme heute noch gibt. Allerdings ist der Film nur was für solche Leute von heute, die einen ruhigen Filmabend mit etwas Tiefsinnigkeit und Anspruch genießen wollen. Der Film stimmt dabei etwas melancholisch. Meiner Ansicht nach ist es ein Film, den man am besten mit der oder dem besten Freund(en) anschauen sollte, damit er seine volle Wirkung entfalten kann....