Am 10. Mai 2012 startet Tim Burtons Vampir-Komödie "Dark Shadows" mit Johnny Depp als Blutsauger in den deutschen Kinos. In den USA ist die dem Film als Inspiration dienende Serie absoluter Kult. In Deutschland kennt die von 1966 bis 1971 ausgestrahlte Gothic-Soap hingegen noch kaum jemand - mit diesem Special schaffen wir Abhilfe.
Zum Kinostart von Tim Burtons Vampir-Komödie mit Johnny Depp:
"Dark Shadows": Die Kultserie hinter dem Fantasy-Blockbuster
Man stelle sich vor, ein Werwolf würde in die „Lindenstraße“ einziehen. Oder ein Vampir das Figurenpersonal von „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ dezimieren. Klingt verrückt, ist aber in der zwischen 1966 und 1971 im US-Fernsehen wochentäglich ausgestrahlten Kult-Seifenoper „Dark Shadows“ tatsächlich so ähnlich passiert: Zwar hatte die in dem Städtchen Collinsport angesiedelte Daily Soap, in der eine junge Waise etwas über das Schicksal ihrer Eltern herauszufinden versucht und dabei auf allerlei Intrigen innerhalb der mächtigen Familie Collins stößt, von Beginn an einen Gothic/Mystery-Touch, aber als dann in der 70. Folge erstmals ein Geist auftauchte, war das Publikum verständlicherweise ziemlich überrascht. Auf das Standing der schwächelnden Serie hatte der rigide Richtungswechsel allerdings zunächst kaum einen Einfluss. Die Einschaltquoten schossen erst in die Höhe, als in der 209. Folge der Vampir Barnabas Collins (längst legendär: Jonathan Frid) aus seiner Gruft auferstand und sich zu seinen lebenden Familiennachfahren gesellte.
In dem folgenden 13-minütigen Video wird die Handlung der ersten 209 Folgen bis zum ersten Auftritt von Vampir Barnabas Collins kurz zusammengefasst. Produziert wurde der Clip für die US-DVD-Veröffentlichung, denn dem Verleiher war klar, dass die ersten, noch vampirlosen 80 (!) Stunden heutzutage niemanden mehr interessieren würden:
Zwar gab es wie gesagt auch zuvor schon einen rachsüchtigen Geist, aber mit der Ankunft von Barnabas Collins (könnt ihr euch hier anschauen) im Hause Collinwood brachen endgültig alle Dämme: In den folgenden 1.100 Episoden wurde das Figurenensemble nicht nur um Werwölfe, Zombies und Hexen erweitert, es gab auch zunehmend immer mehr Handlungsstränge, die um Zeitreisen oder Paralleluniversen kreisten. Heutzutage ist das TV-Publikum solche komplexen Plots zwar von Serien wie „Lost“ oder „Fringe“ längst gewohnt, doch in den 1960ern war „Dark Shadows“ seiner Zeit weit voraus. Aber auch wenn die Serie inhaltlich wiederholt Neuland (gerade für eine im Nachmittagsprogramm ausgestrahlte Seifenoper) betrat, blieb der Hauptgrund für ihren Kultstatus und ihre starken Einschaltquoten trotzdem immer die Figur des Vampirs Barnabas Collins, dem Held aller amerikanischer Schulkinder, die nach dem Glockenläuten sofort nach Hause flitzten, um rechtzeitig um 15.00 Uhr vor dem Fernseher zu sitzen.
Damals und heute: Links die Familie Collins in der Serie aus den 1960ern und rechts im Film von 2012.
Bis zum Schluss bewahrte sich „Dark Shadows“ die guten Quoten. Auch war die Serie nicht besonders teuer - die Sets sahen mitunter ziemlich runtergekommen aus und die Darsteller verkörperten zum Teil gleich mehrere Rollen. Trotzdem wurde die Serie 1971 abgesetzt, weil ganz einfach die falschen Zuschauer vor dem Fernseher saßen: Wo heute junge Zuschauer Gold wert sind, interessierten sich die Werber damals nicht für die nach Hause gerasten Schuljungen, sie wollten lieber die Mütter davon überzeugen, doch zur Abwechslung mal ein anderes Waschmittel auszuprobieren. Aber auch wenn der Sender seinem Zuschauernachwuchs dessen liebste Nachmittagsbeschäftigung nahm, loderte der Begeisterungsfunken in manch einem der Jungen, die unbedingt einmal so wie Barnabas Collins werden wollten, noch lange nach dem Aus der Serie weiter. Und einer dieser Jungen sollte später zum größten Filmstar seiner Generation heranwachsen und so die Möglichkeit bekommen, sich seinen Traum zu erfüllen. Sein Name: John Christopher Depp II, inzwischen besser bekannt als Johnny Depp.
Ein Kindheitstraum wird wahr: Johnny Depp als Vampir Barnabas Collins in "Dark Shadows".
Ob der kleine Johnny (war beim Serienaus gerade einmal acht Jahre alt) damals schon gewusst hat, dass ihm die Rolle des Barnabas Collins später einmal wie auf den Leib geschrieben sein wird? Wohl kaum. Aber nicht nur die Besetzung des „Fluch der Karibik“-Stars passt wie die Faust aufs Auge. Auch dass Johnny Depp seinen Lieblingsregisseur Tim Burton (ihr achter gemeinsamer Film) mit ins Boot geholt hat, ist nur folgerichtig. Vom 70er-Jahre-Retroanstrich bis zur gotischen Familienresidenz der Collins - das Setting von „Dark Shadows“ schreit geradezu nach dem Regisseur von Filmen wie „Beetlejuice“ und „Edward mit den Scherenhänden“.
Ohne die in den Ring geworfene Starpower von Johnny Depp und Tim Burton hätte sich wohl kein Hollywoodstudio dazu breitschlagen lassen, auch nur einen Pfifferling auf die Kinoadaption einer trotz Kultfaktor doch ziemlich obskuren 60er-Jahre-Schwarz-Weiß-Seifenoper (mit Monstern & Co.) zu setzen. Aber die beiden haben das Projekt trotzdem durchgeprügelt - und all dieses Herzblut, das in den Film geflossen ist, scheint sich auszuzahlen: Zumindest haben wir in diesem Jahr noch bei kaum einem Trailer so herzhaft gelacht wie bei dem von „Dark Shadows“:
Was meint ihr: Würdet ihr „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ eher eine Chance geben, wenn sich Bösewicht Jo Gerner plötzlich als finsterer Hexenmeister oder den Mond anheulender Werwolf outet? Oder wollt ihr eure Daily Soaps lieber weiterhin monsterfrei genießen?
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