In der Drama-Serie "Sons of Anarchy" begleitet man in 7 Staffeln den Motorrad Klub (MC) "SoA" aus Kalifornien. Dieser ist zwar in mehreren sogenannten "Chaptern" unterteilt, die Handlung konzentriert sich jedoch auf die Gruppe aus der fiktiven Kleinstadt Charming. Charming ist zwar idyllisch, steht jedoch unter der festen Kontrolle des MC. Drogenhandel und Prostitution sind hier strengsten untersagt. Der MC selbst verdient sein Geld durch Geleitschutz von Transporten, selbst organisierte Transporte, um Türen zu "öffnen"- jedoch hauptsächlich mit dem Schmuggel von Waffen über Dritte an Gangs.
Getarnt wird das ganze durch eine Autowerkstatt und Abschleppdienst. Im MC selbst gibt es jedoch immer wieder Konflikte in Bezug auf illegalen Machenschaften des Klubs. Wie in Shakespear´s Geschichte "Hamlet" spinnt sich zwischen Klub-Patriarch Clay (Ron Perlman) und Stiefsohn und Vice President (VP) Jackson "Jax" (Charlie Hunman) ein Streit um die Ausrichtung des Klubs. Während Clay unbedingt auf dieser 20jährigen Tradition behaart, will Jax den Klub aus den illegalen Geschäften herausholen...
Vorweg: Wer mit Biker, Rock und Tattoos nichts anfangen kann, sollte sich trotzdem davon nicht abschrecken lassen. Auch ich kann mit dieser Welt nichts anfangen. SoA habe och dennoch eine faire Chance geben und habe am Ende alle 7 Staffeln fast schon verschlungen.
Neben der Theaterinszenierung um einen Streit zwischen Vater und Sohn, um ein Streit, um den Thron, ist SoA auch ein Spiegel. Ein Spiegel, das man dem amerikanischen Volk vorhält. Die "Son´s" sind von der äußeren Erscheinung her Menschen, denen die meisten angewiderte Blicke zu werfen. Sie sehen ungepflegt aus, spucken überall, haben stets fleckige Hosen an (Bobby), Bierbäuche, überall hängen Totenköpfe und können nur mit den Fäusten argumentieren. In Krankenhäusern geht man nicht, da man sowieso nicht versichert ist. Frauen dürfen den Klub nicht beitreten- ebenso wenig dunkelhäutige Menschen. Das ist per Gesetz so festgehalten. Frauen sind nicht gleichgestellt. Sie stehen häufig in der Küche, mit Kind im Arm oder stehen dem Mann für sexuelle Dienste in Anspruch. Um die wirklich wichtigen Dinge, kümmern sich die Männer.
In SoA werden menschliche Gruppierungen wie beim Fußball in Farben unterteilt. Es ist die Rede von "Weiß, Schwarz, Gelb und Braun". Wenn von diesen Farben gesprochen wird, dann sind damit weiße Amerikaner, schwarze Amerikaner, Asiaten und Latinos gemeint. Man sieht zwar stets die heißgeliebte Flagge im Hintergrund, die Szene der Biker und Gangs ist jedoch eine Art Schattenregierung. Eine Gruppierung, die von ihrer Regierung in Stich gelassen wurde. Sowohl in sozialer Natur (Armut. Holzhäuser)- als auch für die polizeiliche Sicherheit (Korruption). Es wird zwar nicht ausgesprochen, für den Zuschauer ist es jedoch ein sehr lauter Hilfeschrei. Menschen, die in Stich gelassen wurden und sich mit Drogen, Gewalt und illegalen Geschäften über Wasser halten müssen. Für mich als Europäer ist das ein sehr schockierendes Bild einer Zivilisation- die von sich behauptet, das tollste Land der Welt zu sein.
Trotz allen Widerständen, gibt es für die Son´s klare Leitmotive. Diese sind Treue, Ehre, Stolz und Familie. Der Klub ist die Familie. Wer diesen betrügt, muss sterben. Klubmitglieder (Member) werden stets kräftig umarmt und mit "Bruder" angesprochen. Der Satz "ich liebe dich" ist der wohl am häufigst verwendete Satz in der Serie. Was eigentlich für Liebespaare üblich ist, wirkt es in der Serie aber nie lächerlich. Ein Satz für die Zuneigung und Treue.
SoA ist vollgespickt mehr sehr vielen interessanten Nebenfiguren. Das interessante daran ist, als mahnender Zuschauer verteufelt man diese rasch als böse. Sie modern und brechen immer wieder das Gesetz. Diese Outlaw´s, wie sich nennen, sind jedoch so sympathisch gezeichnet, dass man sie schnell ans Herz schließt. Es tut einem weh, wenn eine der Figuren sterben muss. Figuren, die allesamt witzige Spitznamen haben, wie Tig, sind sehr einzigartig gezeichnet.Jeder hat so seine persönliche Schwächen und Stärken. Tig zum Beispiel ist für seine kopflose Brutalität bekannt. Er ist aber ein treuer Hund, der immer alles für den Klub gibt. Oder Chips der immer einen kühlen Kopf behält aber seine persönliche Rache nie aus den Augen verliert. Ebenso interessant der Member Otto. Er sitzt im Gefängnis und im laufe der Serie durchzieht er eine wahre Tortur!
Die Figuren nehmen mit der Zeit auch eine Entwicklung. So verwandelt sich Hauptfigur Jax von Staffel zu Staffel immer mehr zu der Person, die er eigentlich nicht sein will.
Trotz all den starken Männern, sticht eine Frau heraus. Gemma ist zwar kein Memba, sie ist jedoch nicht nur mit Clay verheiratet und Jax´s Mutter, sondern auch so, in allen Schritten eingeweiht. Von den hartgesotteten Männern wird sie in der Regel "Mama" genannt. Wer sich mit ihr anlegt, ist schnell dran. Sie hält die Familie mit eiserner Hand zusammen Verblüffend intensiv von Katey Sagal gespielt. Als Zuschauer habe ich einen regelrechten Hass gegen sie entwickelt. Um den Plot nicht aufzudecken, möchte ich dies nicht näher beleuchten.
SoA schafft es (fast) durchgehend die Messlatte sehr hoch zu halten. Erst gegen Ende (Staffel 6 und 7) wird die Serie immer Schwächer. Es breitet sich Chaos aus. Alles und jeder wird getötet, was bei 3 nicht auf den Baum ist. Immer mehr Parteien werden involviert und man verliert den Überblick. Es treten immer wieder Neuigkeiten auf, Geheimnisse werden gespinnt und mit der Zeit aufgedeckt. Man fiebert dem entgegen. Stellt sich die Frage, wie die Person wohl darauf reagieren wird. Eine Geschichte zu erzählen, ist jedoch nicht alles. Wie der Klub strukturiert ist, ist bei SoA ebenfalls sehr wichtig. Nach und nach wird der Aufbau der Organisation erklärt. Was sehr gut und interessant für einen Außenstehenden gelöst ist. Daneben ist SoA sehr, wirklich sehr brutal. Es sterben wahrscheinlich um die 300 Menschen im laufe der Serie. Manche durch einen sauberen Kopfschuss, andere werden gefoltert. Die visuelle Inszenierung grenzt da an einen Realismus, den ich so nicht gesehen habe.
FAZIT: SoA sollte man definitiv gesehen haben. Eine tolle Serie, mit wunderbar ikonischen Nebenfiguren, die man schnell ans Herz schließt. Ein sehr interessanter Einblick, in einer Welt von ungeheurer Brutalität in der Menschen sich nur mit Waffen zu helfen wissen. Nur die letzten 2 Staffeln hätte man anders, übersichtlicher, gestalten müssen.
Ansonsten ist technisch gesehen, die Serie Durchschnitt. Insbesondere die Kamera hat mich sehr häufig gestört. Sie ist zu dicht am Geschehen und wackelt enorm.