Kein spannender Thriller aber ein exzellentes Alkoholiker-Portrait
In dieser polnischen Thriller Serie geht es um einen Alkoholiker der seinen vermissten Sohn und sein Gedächtnis sucht. Wir begleiten Hauptdarsteller Arkadiusz Jakubik als Marcin Kania auf der Suche. Dabei hören wir immer die Gedanken, die ihm durch den Kopf gehen durch seine Stimme im Off. Schnell wird klar, das hier der Schwerpunkt auf Alkoholismus liegt und nicht vordergründig der Fall seines verschwundenen Sohnes. Dieses entpuppt sich eher als Beiwerk. Denn es geht um die Reise eines Mannes durch Rauschtrinken, gefolgt von seinem gelegentlichen Therapieaufenthalt.
Der ehemalige berühmte Rockstar, wacht blutverschmiert in der Wohnung seiner entfremdeten Familie auf und kann sich kaum daran erinnern was letzte Nacht passiert ist. Marcin erinnert sich an ein Treffen mit seinem Sohn Piotrek beim Abendessen, der von einer Gruppe gefährlicher Menschen sprach und davon, dass sein Leben in Gefahr sein könnte. Seitdem wird Piotrek vermisst und Marcin fällt es schwer, sich an diese Nacht zu erinnern. Daraufhin beginnt er mit den Untersuchungen nach seinem Sohn.
Die Geschichte entfaltet sich sehr langsam. Der Protagonist setzt sich mit seiner Sucht auseinander, diese steht so sehr im Vordergrund, das das Verschwinden und die damit verbundenen Zusammenhänge in den Hintergrund geraten. Regisseur und Autor legen Wert darauf zu zeigen, das diese Krankheit nicht nur für die betroffene Person, sondern auch für die Familie und Freunde um sie herum ein großes Problem darstellen kann. Alkoholismus und das Abgleiten in schwere psychische Probleme stehen in engem Zusammenhang, und es wird darauf geachtet, diesen Weg einzuschlagen. Es ist eine düstere Welt für diejenigen die alkoholabhängig sind. Kamera und Ton unterstützen dieses auf gelungene Art.
Arkadiusz Jakubik als Marcin Kania ist das Herzstück der Show, und sein Auftritt als Trunkenbold, der die Auswirkungen seiner Gewohnheiten nicht versteht, ermöglicht es dem Zuschauer, seinen Schmerz und seine Arroganz aus nächster Nähe zu sehen.
Leider wird vergessen, sich mit der Untersuchung zu befassen, die eigentlich die „Haupthandlung“ sein sollte. Was sehr schade ist, denn eigentlich ist die Idee der Geschichte mit dem Jungen gar nicht uninteressant. Aber leider kann keine Spannung sich halten, denn immer wieder wird man rausgerissen durch andauernde Rückblenden oder dem Gedankenspiel mit sich selbst und seiner Sucht.
Die Macher hätten beiden Themen ausgewogener darstellen können, aber leider wiederholte sich die Erzählung nach einem gewissen Punkt. Als Publikum kann man nachvollziehen wie schwerwiegend Alkoholismus ist, aber um den heißen Brei herumzureden machte die Erzählung nur banal und vorhersehbar. Die emotionale Komponente in diesem Werk ist äußerst kraftvoll. Es erzeugt Gefühle der Depression, Boshaftigkeit, des Terrors und der Unruhe. All diese Emotionen werden effektiv vermittelt, auch wenn die Geschichte selbst vielleicht nicht glänzt und keine klare Struktur aufweist. Schade auch, das bei den Untersuchungen, wenn es Texte gab, leider keine Übersetzung in Untertiteln angezeigt wurde. Auch wenn die letze Hälfte der letzten Folge, bis in Mark erschütternd ist, konnte es für mich nicht die gesamte Serie hochziehen.
——
Fazit:
Uninteressant - als Thriller, aber es wird ausführlich darüber gesprochen, wie es die psychische Gesundheit der Familie und Freunde beeinträchtigt, die ebenfalls Missbrauch ausgesetzt sind. Meine Wertung fällt hier niedrig aus, da ich mich auf den Bereich Thriller und Krimi beziehe, so wie es ausgeschrieben war und ich dadurch mir etwas anderes versprochen habe. Wer in eine erschütternde Geschichte über Alkoholismus eintauchen möchte, kann hier auch gut unterhalten werden. Als Psycho-Drama würde ich mehr Punkte geben.