Viel Aufklärung und zu viel Drama!
Mit der ersten Staffel „Sex Education“ von 2019 gelang Laurie Nunn eine wirklich warmherzige und aufklärende Show für Teenager. Dabei war das Konzept nicht nur informativ, sondern auch charmant inszeniert mit einer leicht überzogenen, quietschbunten Welt und sympathischen Figuren. Im Januar 2020 erschien dann die zweite Season der Erfolgsserie und gab uns mehr Ienblick in die Figuren und auch einige neue Charaktere. Doch leider hat die Show hier etwas an Feingefühl verloren…
Otis hat es endlich geschafft „selbst Hand anzulegen“ und kostet das in jeder Hinsicht aus. Vielleicht etwas zu exzessiv, denn mit seiner Freundin Ola klappt es nicht wirklich mit dem ersten Mal. Die Sex-Therapie zusammen mit Maeve hat ebenfalls Startschwierigkeiten, nicht zuletzt weil Maeves Mutter plötzlich wieder auftaucht. Währenddessen vermisst Eric Adam, welcher auf eine Militärakademie geschickt wurde…
Viel ist los in der neuen Staffel und rein theoretisch gibt es für jede Figur spannende, neue Dinge zu erleben. Und manche davon sind auch sehr schön umgesetzt. Ein Highlight für mich war die Story von Aimee, die in einem Bus belästigt wird. Der Umgang der Serie mit dem Thema ist schön und überraschend positiv und macht aus der relativ kleinen Rolle eine der besten Figuren. Auch Adam entwickelt sich in dieser Staffel sehr schön, auch wenn sein großer Moment im Finale etwas zu kitschig ist für meinen Geschmack. Und sogar Ola hat sich zu einer sympathischen Nebenfigur gemacht.
Leider fehlt der Show hier aber zunehmend das Feingefühl. Wie gesagt: Das ganze Konzept ist durch die knalligen Farben und den überzogenen Humor super geeignet für eine derartig, aufklärende Thematik. Teenager können hier viel lernen, was das Thema Sex angeht und das in so ziemlich allen Bereichen.
Leider sieht es beim restlichen Teil der Staffel etwas holpriger aus, vor allem beim Drehbuch: Zu oft wird künstliches Drama forciert. Gleich drei mal haben wir das Dilemma einer Figur, die ihren Partner*innen nicht ehrlich gegenüber sind und sie stellenweise sogar offen betrügen (siehe Otis, seine Mutter Jean und Eric). Und immer wirkt es nicht wirklich echt. Denn bei allen drei Figuren hätte ich deutlich mehr Ehrlichkeit und Vernunft erwartet. Diese Momente kommen aber nur, wenn das Script es braucht. Unzählige Male baut die Staffel kleine und größere Streitereien auf, nur um sie dann wieder verpuffen zu lassen. Ein Moment war besonders grauenvoll, in dem Otis wirklich bösartig wird… Und das ist schade, weil die sonst so charmanten Figuren dadurch an Authentizität verlieren. Für eine Show, die ganz offen und unverkrampft über das Thema Sex reden will, ist die Dramaturgie erschreckend künstlich.
Unterhaltsam bleibt die Serie dennoch, auch wenn man viele der Twists von der ersten Minute an vorhersagen kann. Die schauspielerische Leistung bleibt durchweg auf einem starken Niveau und visuell ist die Serie eh ein Leckerbissen! Auch die Songauswahl ist weiterhin sehr toll.
Fazit: Staffel 2 von „Sex Education“ hat leider etwas an Reiz der ersten Season verloren. Ich bin eh der Meinung, dass das Ganze auch mit einer Staffel erfolgreich hätte enden können, quasi als Miniserie. Aber nun gut, schauen wir, was Staffel 3 zu bieten hat!