Wenn Claus Kleber sich am Ende des „Heute-Journal“ selbst bei Seite nimmt und dem Zuschauer die ZDF-Eigenproduktion „Bad Banks“ nicht nur ans Herz legt, sondern wärmstens empfiehlt, dann kommt einen das vor, wie der letzte Strohhalm im aussichtslos scheinenden Kampf der öffentlich Rechtlichen Fernsehanstalten gegen die nicht enden wollende Flut an Fernseh-Serien aus Übersee. Kein Wunder, in Amerika allein gibt es ja weit über 100 verschiedene Fernsehsender die reihenweise produzieren. Nicht dass wir in Deutschland „Serie“ nicht können, aber leider immer noch nur vereinzelnd in bemerkenswerter Qualität. Das Gro an eigenen Serien ist meist nur gesundes Mittelmaß, weil ideenmäßig oft nur abgekupfert. Man war bei „Bad Banks“ also vorgewarnt und richtig, eine ganze Menge kam einen irgendwie bekannt vor. Nicht zwingend aus einer Serie, aber die „Wall Street-Filme 1 und 2“, „Margin Call“ (2011) und andere Genre-nahen Filme, die sich die letzten 10 Jahre auf den Leinwänden so breit gemacht haben, lassen mächtig grüßen. Sogar Finanzjongleur Karl-Heinz Rottmann (Heinz Hoenig) aus Dieter Wedels 4-Teiler „Der große Bellheim“ (1992) kam mir sofort in Erinnerung. Aber was soll‘s, letztendlich sind die Machenschaften der Banken ja auch immer irgendwie die Gleichen geblieben. Trotz all der Skepsis- „Bad Banks“ ist mehr als gelungen. Ich bin von Anfang bis Ende hängengeblieben und habe mir alle 6 Teile fast ohne Unterbrechung angesehen. Thematik kann leider mittlerweile sogar Otto-Normalverbraucher ohne weiteres nachvollziehen und bei „Bad Banks“ verliert man sich auch nicht in finanztechnische Details, was positiv ist. Leider ist das auch das Problem, weswegen der 6Teiler beim Zuschauer nicht so erfolgreich wie erhofft ankam, demzufolge von der Kritik verrissen wurde. Früher hatte der gute Bürger sein Erspartes bei der Bank, bekam Zinsen und wurde nett behandelt. Heute fühlt sich der gleiche gute Bürger als der „“letzte A…“ und von der gleichen Bank (wenn sie denn überhaupt noch Publikumsverkehr zulässt) auch so behandelt- demzufolge will er auch durch einen von „ihm“ als Gebührenzahler aufwendig finanzierten Mehrteiler nicht auch noch mit der Nase drauf gestoßen werden, wie die gesellschaftliche Schere immer mehr auseinanderklafft und gerade die Banken trotz alledem immer fetter werden. Wer Film und Realität trennt, der bekommt allerdings entgegen aller Kritik, mit „Bad Banks“ ordentliches Filmhandwerk.
Eine Bank verkauft sogenannte „toxische Papiere“ an ihre eigene Briefkasten-Tochter-Firma im weltweiten Nirgendwo und verfälscht somit die eigene Bilanz. Mehr muss man eigentlich zum finanztechnischen Hintergrund nicht wissen, „Bad Banks“ vertieft sich nämlich von Anfang bis Ende auf die menschlichen Charaktere drum herum. Darstellerisch ist das von allen eine ordentliche Ensembleleistung. Paula Beer als Jana Liebkam sticht als Hauptprotagonisten natürlich hervor wobei Desiree Nosbusch als Investmentchefin der CFI für mich positiv überrascht. Hatte sie als Schauspielerin jetzt ehrlich gesagt nicht so sehr auf dem Schirm. Fazit: Man soll sich von dem ganzen Drumherum um „Bad Banks“ nicht irritieren lassen, schon gar nicht von den Kritiken. Manches ist übertrieben, überzeichnet, „bigger than life“, nichts desto trotz ist der 6Teiler durchaus zu empfehlen und im Gesamtpaket sehenswert. 2. Staffel wird kommen, egal was es kostet (wir wissen ja, wer’s bezahlt), bietet sich allerdings bei dem Ende auch an.