Ein wilder fantasievoller Ritt - sowohl großartig als auch etwas verrückt
Britannia ist eine Fantasy-Historienserie, die im Jahr 43 n. Chr. spielt und der römischen Kaiserarmee folgt, die entschlossen ist, Britannia zu übernehmen, das von einigen Kriegerinnen und den gruseligen Druiden regiert wird, die die Kräfte der Unterwelt kanalisieren können.
Britannia will weder sachlich korrekt noch historisch präzise sein und erhebt auch nicht den Anspruch, einer wahren Geschichte.
Es ist ein augenzwinkernder Ausflug durch das keltische Großbritannien. Es geht um eine Fantasiewelt vor historischem Hintergrund aber im Fokus liegen, Zauberei, Götter und Teufel. Man könnte sogar behaupten, „Britannia“ konzentriert sich auf kontrollierten Wahnsinn.
Zu glauben, dass hier irgendeine Art von historischer Genauigkeit angestrebt wurde, ist absurd. Es handelte sich um eine unterhaltsame Auseinandersetzung mit möglichen historischen Ereignissen. Also sollte man sich nicht mit „historischer Genauigkeit“ befassen, sondern sich einfach zurück lehnen und die Fahrt genießen. Es ist eine Kombination aus Fantasie, sehr guter Unterhaltung, richtig viel Spaß und einer Menge Blut.
Das hier nicht alles so ernst genommen wird, zeigt sich schon gleich zu Beginn mit der coolen Eröffnungsmusik, Songs wie Donovan’s „Season of the Witch“, „Hurdy Gurdy Man“, oder von T. Rex „Children of the Revolution“ sorgen für Stimmung und lassen erahnen, das hier mal ein anderer Weg eingeschlagen wird um eine Geschichte mit historischem Hintergrund zu erzählen. Die Musik war grandios und sorgte bei mir nachhallend für Ohrwürmer.
Man hat sich auch für eine moderne Umgangssprache entschieden mit einer absolut erfrischenden Wirkung. Mit dem Nebeneffekt, das der Humor in den Dialog Einzug hält und uns sehr oft zum Lachen brachte.
In Britannia gibt es viel Action und der römische General in Großbritannien ist besonders grausam und schlau. Ich fand alle Charaktere einzigartig und einnehmend, sowohl die Guten als auch die Bösen. Der gesamte Cast war mir noch unbekannt, aber jeder war hervorragend in seiner Rolle. Das Geplänkel ist wirklich toll zwischen Divis (Nikolaj Lie Kaas) und Cait (Eleanor Worthington Cox) sowohl von den Dialogen, wie auch von der Körpersprache beider Charaktere. Absolut großartig. Aber auch Phelan (Julian Rhind-Tutt) war mit seiner trockenen Art zum niederknien. Es war toll die detaillierte Charakterentwicklungen der verschieden Figuren zu beobachten. Manchmal bewegend und emotional, manchmal grausam und dann wieder urkomisch. Mackenzie Cook ist in der Rolle des Oberdruiden Veran gewaltig und sehr beeindruckend. Voller Knochen und Verrücktheit, sieht er durchweg erschreckend dürr aus.
Ein großes Lob geht hier natürlich auch an die Abteilung Kostüm und Maske/Make-Up, hier wurden tolle Leistungen vollbracht, die eine großartige Atmosphäre in Zusammenarbeit mit der Kamera aufbauten und immer wieder atemberaubende Bilder zauberten. Im perfekten Zusammenspiel mit dem Score, dem Setting, den tollen Kulissen mit fantastischen Landschaften. Die geheimnisvolle Bedeutung der Druiden in der keltischen Kultur, wie auch die schamanische heidnische Magie, wird so spannend und fesselnd eingefangen. Eine großartige Produktion, die sich anfühlt als hätte ein großes Budget dahinter gestanden. Ein Drehbuch, das Lust auf mehr macht. Die Geschichte ist sehr temporeich, kann manchmal recht humorvoll sein und ist ziemlich blutig!
Die Serie behält seine Verrücktheit bei, man ist sich nie ganz sicher, was passieren wird/wer die nächste Morgendämmerung erleben wird, und neue Charaktere fügen sich ein und treiben die Geschichte voran, während die Verrücktheit auf jeden Fall erhalten bleibt.
Das ist nicht GoT oder The Last Kingdom, das sollte man auch nicht erwarten, aber es ist eine fesselnde Serie für Fans dieser Art von Genre die offen sind für kreative fantasievolle Interpretationen.
Leider muss man auch erwähnen, das es zwar noch genügend zu erzählen gäbe um eine 4. Staffel zu füllen. Jedoch wird es leider nicht dazu kommen. Ich war schon recht enttäuscht und hätte mir eine Fortsetzung sehr gewünscht.
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Fazit:
Ausgezeichnet - Spannend, brillant gefilmt und inszeniert. Großartige Charaktere, großartige Schauplätze, eine verrückte Geschichte, eine großartige und ungewöhnliche Serie, die man auf keinen Fall ernst nehmen sollte. Es ist Fantasie vor dem Hintergrund der „richtigen“ Geschichte.