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    Doctor Foster
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    Michael S.
    Michael S.

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    Staffel 1 Kritik
    4,0
    Veröffentlicht am 12. Mai 2017
    Nicht nur Männern werden immer mal Hörner aufgesetzt, auch das Motiv der betrogenen Ehefrau mit fiesen Vergeltungsgedanken ist hinlänglich bekannt. Serienschöpfer Mike Bartlett schafft es jedoch, dem altbekannten Thema noch ein paar neue Seiten abzugewinnen, denn seine Hauptfigur zeigt neben aller grundsätzlichen Fürsorge und der verständlichen Wut auf ihren Ehemann auch eine zerstörerische Seite, angesichts derer die Loyalität des Zuschauers schnell schwinden kann. Blutige Morde oder Verfolgungsjagden sind hier gar nicht unbedingt nötig, die nach und nach ans Licht kommenden Geheimnisse und Verwicklungen treiben die Handlung in den fünf Folgen genug voran, um das anfangs überschaubar wirkende Setting zu einem nervenaufreibenden Psychodrama mutieren zu lassen.

    Lediglich in der vorletzten Folge geht ein wenig der Schwung verloren. Ihr Ende besteht aber in einem derartig spannenden Cliffhanger, dass man trotz aller Befürchtungen wissen will, wie die Sache denn nun ausgeht. Dann kommt es endlich zur großen Konfrontation und die hat sich gewaschen. Man lässt sich dennoch ein Hintertürchen für eine zweite Staffel offen. Was da noch passieren soll wird sich zeigen, denn die meisten Fäden wurden bereits sinnvoll zuende gesponnen. Die Ambivalenz der Charaktere erspart uns einseitige Sympathieträger, denn insbesondere Frau Dr. Foster entdeckt ganz neu, wie weit sie zu gehen bereit ist. Auch unter ihren Freundinnen und Kollegen offenbaren sich immer wieder heimliche Allianzen und höflich Verschwiegenes, was sich unversehen auf das Familienleben der Fosters auswirkt. Da ist es kaum verwunderlich, dass Gemmas einziger wirklicher Verbündeter bald nur noch ihr alkoholabhängiger Vorgänger Jack (Robert Pugh) ist.

    Glücklicherweise tänzelt das Drehbuch nicht ewig um die Frage herum, ob die Affäre denn nun tatsächlich wahr ist oder nicht, sondern zeigt schonungslos die Folgen für alle direkt oder indirekt Beteiligten. Zwischen den Fronten eingezwängt steht vor allem der gemeinsame Sohn Tom (Tom Taylor), dessen Loyalität zu beiden Elternteilen auf eine harte Probe gestellt wird. Trotz großer Gefühle sieht man sich nie einem nervigen Vorabend-Beziehungsdrama mit großen Gesten und Getobe ausgesetzt, sondern blickt in die seelischen Abgründe von Menschen, die eigentlich einfach nur einmal miteinander reden müssten.

    Man könnte jetzt noch tausendmal gesagte Worte über die britische Schauspielkunst und die sehenswerte Serienlandschaft der dortigen TV-Sender anfügen, man es sich auch sparen. Ja, "Doctor Foster" ist feinsinniges, verwickeltes, überraschendes und hervorragend gespieltes Serienkino in Reinform, das Freunden gut beobachteter Dramen besonders gefallen dürfte. Bleibt abzuwarten, ob die Qualität auch in der nächsten Staffel gehalten wird.
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