+++ Meinung +++
„Moon Knight“, „Ms. Marvel“, „She-Hulk“: Allein in diesem Jahr sind bei Disney+ gleich drei neue MCU-Serien an den Start gegangen, die zwar allesamt ihre Qualitäten haben, als Gesamtpaket dann aber zumindest für mich (trotz meiner anhaltenden Liebe für das MCU) auf die eine oder andere Weise enttäuscht haben (sei es nun aufgrund eines albernen Showdowns, des Verlusts der visuellen Eigenheiten oder zu geringer Gagdichte).
Auch aus dem Hause DC gab es 2022 wieder jede Menge Serien-Nachschub, bei dem es sich allerdings fast ausschließlich um Fortsetzungen bereits etablierter Titel handelte. In Sachen brandneuer Serien hat man sich stattdessen vor allem auf ein Projekt konzentriert – und das hat sich ausgezahlt: „Peacemaker“ stellt alles in den Schatten, was die Comic-Konkurrenz in den vergangenen Monaten an Serien hervorgebracht hat. Und das ist in erster Linie einem Mann zu verdanken, der auch schon für Marvel ordentlich abgeliefert hat: „Guardians Of The Galaxy“-Regisseur James Gunn.
Nachdem das „The Suicide Squad“-Spin-off Anfang des Jahres bereits in den USA mächtig eingeschlagen hat, findet es mit neun Monaten Verspätung dank eines Deals zwischen Produktionsstudio Warner und RTL nun auch endlich seinen Weg nach Deutschland: Alle acht Folgen der ersten „Peacemaker“-Staffel können ab dem heutigen 13. Oktober 2022 beim Streamingdienst RTL+ abgerufen werden.
» "Peacemaker" bei RTL+*
Darum geht's in "Peacemaker"
Die Handlung von „Peacemaker“ knüpft dabei relativ nahtlos an den irrwitzigen DC-Blockbuster „The Suicide Squad“ an (auch wenn man den nicht zwingend gesehen haben muss, um mit der Serie Spaß zu haben). Nachdem er den Einsatz auf der Insel Corto Maltese fast mit seinem Leben bezahlt hat, wird Christopher Smith alias Peacemaker (John Cena) im Krankenhaus wieder zusammengeflickt und überraschend auf freien Fuß gesetzt. Doch die Sache hat natürlich einen Haken.
Seine Haftstrafe bleibt dem brutalen Söldner, der mit äußerster Waffengewalt für Frieden sorgen will, nur erspart, wenn er einmal mehr die Drecksarbeit für die skrupellose Amanda Waller (Viola Davis) erledigt. Mit einem neuen Team an seiner Seite soll er einige hochrangige Zielpersonen ausschalten, muss aber bald feststellen, dass hinter dem gefährlichen Auftrag weit mehr steckt als zunächst angenommen...
Gewalt, Humor und große Gefühle
Als „Peacemaker“ angekündigt wurde, war ich mehr als skeptisch. Zwar gehörte das durchgeknallte Anti-Helden-Spektakel „The Suicide Squad“ auch für mich zu DEN Comic-Blockbuster-Highlights der vergangenen Jahre, und auch der skurrile Peacemaker sorgt darin in der Tat für einige der besten Momente. Die Entwicklung der Figur im Film prädestinierte sie für mich aber nicht unbedingt dafür, ihre eigene Serie anzuführen. Zum Glück hat mich James Gunn aber eines Besseren belehrt.
Dem „The Suicide Squad“- und „Guardians Of The Galaxy“-Mastermind, das alle „Peacemaker“-Folgen selbst geschrieben und bei fünf Episoden zudem auch Regie geführt hat, gelingt es tatsächlich spielend, Christopher Smith zum tragischen Helden zu machen, dem man schon bald die Daumen drückt, indem er auch die verletzliche Seite aus dem hünenhaften Macho herauskitzelt (einen wesentlichen Anteil daran hat auch ein schön fies aufspielender Robert „T-1000“ Patrick als Peacemakers hassenswerter Vater).
Gunn setzt bei „Peacemaker“ an sich auf ganz ähnliche Zutaten wie schon bei „The Suicide Squad“, präsentiert uns alles aber eine Spur intimer und figurenzentrierter. Immer wieder streut er zwischen die teils ausufernde Gewalt und den bestens getimten (schwarzen) Humor auch aufrichtige emotionale Momente, womit er einmal mehr beweist, dass es aktuell kaum einen anderen Filmemacher gibt, der so gegensätzlich scheinende Tonlagen und Elemente so stimmig unter einen Hut bekommt.
Fernab des Superhelden-Einerleis
Dass das so gut funktioniert, ist aber auch dem restlichen Figurenensemble zu verdanken. Gerade die einzelnen Mitglieder aus Peacemakers neuem Team, von denen jedes früher oder später seinen ganz besonderen Moment bekommt, bilden einen cleveren Gegenpol zum weltfremden Smith, der ihn immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt und ihn stets nachvollziehbar zu einem besseren Menschen werden lässt – ohne dass er seine aberwitzigen Eigenheiten ganz ad acta legt.
Es ist nicht zuletzt diese so einnehmende Dynamik, die mich wünschen ließ, noch viel mehr Zeit mit diesen Chaoten zu verbringen, die einem immer mehr ans Herz wachsen (zum Glück ist eine zweite Staffel bereits bestätigt). Und dass all das mit einer der besten und witzigsten Introsequenzen der jüngeren Serien-Vergangenheit garniert wird, setzt dem Ganzen dann noch das Sahnehäubchen auf. Wie schon „The Suicide Squad“ ist „Peacemaker“ ein clever gegen den Strich gebürstetes Comic-Abenteuer, das erfreulich aus dem Superhelden-Einerlei heraussticht und so allein schon deswegen die Nase im diesjährigen Serien-Messen mit Marvel klar vorne hat.
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