Die Aufregung rund um Episode 7 von „House Of The Dragon“ erinnert an eine, die wir schon von „Game Of Thrones“ Staffel 8 kennen. In der Mutterserie war es bei der Schlacht von Winterfell so dunkel, dass man kaum etwas erkennen konnte. Und nun reitet Aemond (Leo Ashton) in „House Of The Dragon“ seinen neuen Drachen Vhagar in fast völliger Dunkelheit, und Rhaenyra (Emma D’Arcy) und Daemon Targaryen (Matt Smith) wandeln am sternenbeschienenen Strand entlang, blicken sich tief in die Augen – und den Rest ihrer Mimik mussten viele Zuschauer*innen wohl eher raten, vor allem diejenigen, die nicht in 4K-Auflösung und auf kontrastreichen OLED-Fernsehern schauten.
Weswegen sich die Autorin dieser Zeilen bei der Dunkelheit der Folge vor allem an den Kopf griff: Wie auch schon die „Game Of Thrones“-Folge „Die lange Nacht“ mit besagter Schlacht um Winterfell wurde die „House Of The Dragon“-Episode „Driftmark“ von Miguel Sapochnik inszeniert. Hat der gute Mann denn nichts dazu gelernt? Sapochnik dreht extrem starke Folgen (man denke an die „Schlacht der Bastarde“), hat es aber offenbar nicht so mit der Beleuchtung. Und was besonders ärgerlich ist bei „House Of The Dragon“: Viele der dunklen Szenen entstanden höchtswahrscheinlich nicht einmal bei Nacht, vielmehr wurde hier wohl ganz tief in die billige Trickkiste gegriffen.
Die "Amerikanische Nacht"
Vielleicht ist es euch aufgefallen: Einige Szenen waren nicht nur dunkel, sondern auch seltsam bläulich, die Schatten fielen nicht natürlich. Das dürfte daran liegen, dass wohl mit dem sogenannten „Day For Night“-Verfahren gedreht wurde. Dabei wird bei Tageslicht gedreht, und im Nachhinein werden die Szenen u.a. mit einer Art Blaufilter „verdunkelt“ – damit spart man die Kosten für einen technisch aufwendigeren Nachtdreh, zudem ist es bequemer, weil man einen ganzen Tag lang Zeit für die Dreharbeiten hat und nicht die wenigen Stunden bei Dunkelheit.
Das Problem aber: Das Ergebnis sieht oft billig und einfach unecht aus. Früher wurde die Methode häufig in B-Movies und US-amerikanischen Fernsehproduktionen verwendet, weswegen sie auch als „Amerikanische Nacht“ bekannt ist. Heute gibt es „Day For Night“-Shoots meistens nur noch bei Low-Budget-Produktionen – und das ist „House Of The Dragon“ definitiv nicht.
Die Aufnahmen vom Tag sieht man zum Beispiel im Promo-Material, das HBO im Vorfeld zu „House Of The Dragon“ veröffentlichte. Es sind Bilder aus den am Strand gedrehten Szenen – hier sieht man allerdings Daemon und Rhaenyra bei vollem Tageslicht. Eines dieser Bilder ist das oben eingebundene Newsbild. Diese Bilder zusammen mit dem künstlichen Nacht-Look in einigen Szenen legen nahe, dass tatsächlich Aufnahmen vom Tag benutzt wurden und für die Serie dann nachbearbeitet wurden. Und das macht die Szenen nicht nur dunkel, sondern eben auch noch unnatürlich.
HBO nennt es "kreative Entscheidung"
Weil sich sehr viele Zuschauer*innen in den sozialen Medien darüber beschwerten, dass die Episode viel zu dunkel sei und sie kaum was erkennen konnten, sah sich HBO sogar schon genötigt, ein Statement zu veröffentlichen. Darin heißt es: Es sei eine „bewusste kreative Entscheidung“ gewesen, großen Teilen der Folge diesen Look zu verpassen.
Da ist schon auch was dran: Das Wiedersehen (und mehr…) von Rhaenyra und Daemon nach so langer Zeit bei romantischem Mondschein stattfinden zu lassen, ergibt Sinn. So viel zum Thema Dunkelheit. Und der befremdliche, bläuliche Look lässt die Szene irgendwie surreal erscheinen, was ihr eine besondere Atmosphäre verleiht, womit man gewissermaßen sogar den Einsatz einer „Amerikanischen Nacht“ verteidigen könnte. So hat es zumindest die Autorin dieser Zeilen wahrgenommen – viel erkennen konnte sie an einigen Stellen aber trotzdem nicht. Ein gut ausgeleuchteter Nachtdreh wäre ihr da lieber gewesen.
Folge 8 von „House Of The Dragon“, dann hoffentlich wieder mit mehr Licht, kommt am 10. Oktober 2022 zu Sky und WOW (ehemals Sky Ticket).
"House Of The Dragon" Folge 8 bringt nächsten Zeitsprung: Wann und wie geht es auf Sky und WOW weiter?