+++ Meinung +++
Das Marvel Cinematic Universe ist eine abwechslungsreiche Filmwelt, in der raue Actionthriller wie „The Return Of The First Avenger“ und wild-bunte Weltallopern wie „Guardians Of The Galaxy Vol. 2“ harmonisch koexistieren. Dennoch lassen sich Unkenrufe, Filme aus den Marvel Studios würden schlussendlich alle gleich aussehen, nur schwer abwürgen. Daher besteht wohl wenig Hoffnung, dass sich heute im Free-TV vollauf überzeugte Marvel-Kritiker*innen umstimmen lassen.
Doch man will die Hoffnung ja nie gänzlich aufgeben, zumal heute einer der visuell außergewöhnlichsten Einträge ins Marvel Cinematic Universe ausgestrahlt wird: ProSieben zeigt am 30. September 2022 ab 20.15 Uhr „Doctor Strange“ und somit Benedict Cumberbatchs Einstand ins MCU. Wer keine Lust auf Werbeunterbrechungen hat, findet den Film unter anderem bei Disney+.
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"Doctor Strange": Ein neues visuelles Universum
Der arrogante, aber ungeheuer talentierte Neurochirurg Stephen Strange (Benedict Cumberbatch) lebt allein für seine Arbeit und dafür, mit ihr anzugeben – besonders gegenüber seiner Ex-Freundin Dr. Christine Palmer (Rachel McAdams). Als er bei einem schweren Autounfall arbeitsunfähig wird, wendet er sich der westlichen Schulmedizin ab und folgt einem sonderbaren Hinweis gen Tibet. Dort soll ihm Die Älteste (Tilda Swinton) helfen können. Stattdessen drängt sie ihn dazu, sein verletztes Ego zu überkommen und in eine verborgene, mystische Welt einzutauchen, die seine Vorstellungskraft übersteigt. Dort warten große Macht, riesige Verantwortung und gefährliche Schurken auf ihn...
Von Helden, die in finsteren Verstecken Kloppe verteilen, über fliegende Superwesen, die Strahlen verschießen, bis hin zu Chaoten, die im knallbunten Weltall tanzen: Allen Vorwürfen einer monotonen Marvel-Formel zum Trotz hat das Marvel Cinematic Universe sehr wohl charakterliche und tonale Vielfalt zu bieten. Allerdings kann ich in einer Hinsicht durchaus verstehen, dass dem Mammut-Franchise vorgeworfen wird, nicht so vielfältig zu sein, wie es angesichts seiner riesigen Ausmaße möglich wäre: Bei den Actionszenen haben sich im Laufe der Jahre ein paar Schablonen eingeschlichen, an denen sich die Marvel-Verantwortlichen bevorzugt bedienen.
„The Black Phone“-Regisseur Scott Derrickson hat mit seinem Eintrag ins MCU allerdings für eine tüchtige Prise Abwechslung gesorgt, indem er die Türen zu den magischen Winkeln der Marvel-Welt aufsprengt. Das beginnt mit den orangefarbene Funken sprühenden Handbewegungen, mit denen die Magier und Zauberinnen im MCU ihre Mächte heraufbeschwören, und endet mit einem Actionfinale, in dem mal keine Stadt in Schutt und Asche gelegt, kein blauer Strahl in den Himmel geschossen oder auch nichts Großes gen Boden geknallt wird.
Stattdessen wird in stylischen Slowmotion-Aufnahmen eine Stadt wieder zusammengesetzt und in einer Zeitschleife-Montage mit einem wabernden lilafarbenen Ungetüm verhandelt – inklusive schwarzhumoriger Slapstick-Gewalt bei unzähligen Verhandlungs-Rückschlägen.
Dazwischen gibt es einen rauschhaften Trip durch absurde, kuriose und finstere Welten mit dezentem Horror-Einschlag, und während Kämpfen wird die Welt in ein Kaleidoskop verwandelt, fraktal gebrochen und/oder komplex ineinander verschachtelt. All das, während Komponist Michael Giacchino einen gleichermaßen verspielten wie theatralischen Score erklingen lässt, der fernab vom Marvel-Alltag schwebt.
„Doctor Strange“ mag eine halbwegs alltägliche Helden-Entstehungsgeschichte erzählen – aber bildlich und klanglich ist der Film im MCU einzigartig!
Neu im Heimkino: Ist dieser Mega-Blockbuster vielleicht sogar der erfolgreichste Horrorfilm aller Zeiten?*Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.