+++ Meinung +++
Man muss sich nur mal vorstellen, wie anders die ebenso unvergleichliche Erfolgsgeschichte des Netflix-Megahypes „Squid Game“ wohl verlaufen wäre, wenn zum weltweiten Start des südkoreanischen Superhits im September 2021 weder eine deutsche noch eine englische Sprachfassung zur Verfügung gestanden hätten...
Natürlich hätten viele „Nerds“ die Serie trotzdem für sich entdeckt. Aber ein globales Popkultur-Event auch außerhalb Asiens wäre „Squid Game“ sicher nicht geworden – ganz zu schweigen von den mehr als 1,65 Milliarden (!) geschauten Stunden, die sich allein in den ersten 28 Tagen angesammelt haben und „Squid Game“ Staffel 1 zur mit riesigem Abstand meistgeschauten Netflix-Staffel aller Zeiten machen!
Als hätte man "Squid Game" einfach verpennt
Aber so unwahrscheinlich ist so ein Aussetzer gar nicht. Denn aktuell passiert gerade etwas ganz Ähnliches: Schon seit Wochen dominiert „Extraordinary Attorney Woo“ die internationalen Netflix-Serien-Starts – und es scheint nicht so, als würde die Begeisterung für die außergewöhnliche (und außergewöhnlich gute) südkoreanische Anwältinnen-Serie in irgendeiner Form abebben.
Ganz im Gegenteil: Mit jeder neuen Folge (immer mittwochs) scheint sich die Begeisterung noch zu steigern. Inzwischen ist „Extraordinary Attorney Woo“ schon auf Platz 8 der erfolgreichsten nicht-englischsprachigen Serien auf Netflix überhaupt geklettert – dabei sind noch nicht mal alle Folgen online! Auf Platz 7 wartet der Welt-Hit „Lupin“ – und es ist nur noch eine Frage weniger Tage, bis „Extraordinary Attorney Woo“ auch diesen überflügeln wird.
Und in Deutschland (aber auch der USA)? Da gibt es nur Untertitel und beworben wird die Serie auch nicht groß. Inzwischen habe ich die ersten sechs Folgens selbst gesehen – und bin mir sicher: Auch hierzulande würde die Serie abgehen wie Schmitz‘ Katze! Wer so einen sicheren Publikums-Superhit einfach übersieht und verpennt, der muss es ja echt pralldick haben, oder? Ach ne, der Netflix-Kurs hat ja in den vergangenen Monaten einen Sturzflug hingelegt…
Darum geht’s in „Extraordinary Attorney Woo“: Weil sie das Asperger-Syndrom hat, gestaltet sich das alltägliche Miteinander für Woo Young Woo (Park Eun-bin) nicht immer einfach. Dafür ist die junge Anwältin dank ihres hohen IQs, ihrer ungewöhnlichen Gedächtnisfähigkeiten und ihrer kreativen Denkansätze im Gerichtssaal ein absolutes Genie…
„Extraordinary Attorney Woo“ ist eine zutiefst berührende, oft absurd lustige sowie überraschend spannende und wendungsreiche Justiz-Serie in der Tradition von „Ally McBeal“ mit einer grandiosen Lead-Performance von Park Eun-bin. Schon an manchen Stellen ein wenig kitschig (etwa bei der Vorliebe der Titelheldin für Wale aller Art), ist „Extraordinary Attorney Woo“ aber nicht nur superunterhaltsame Wohlfühl-Kost, der sich kaum jemand entziehen kann. Die Serie fasst auch eine ganze Reihe wirklich dunkler Themen an, wie man es von so einem Mainstream-Hit gar nicht erwarten würde – und die Präzision bei rechtlichen Fragen (das südkoreanische Recht ist dem deutschen extrem ähnlich) ist bei vergleichbaren Serien absolut unerreicht.
Es fällt wirklich nicht schwer, schon nach zwei, drei Folgen zu erkennen, was für ein gewaltiges Superhit-Potenzial diese Serie hat – und zwar auch in den USA und Europa. Ich hoffe mal, dass angesichts der grandiosen weltweiten Zahlen bald eine Synchronfassung nachgeliefert wird. Aber bis jetzt lässt sich dazu nur sagen: Da hat Netflix seinen selbstgenerierten Hype aber einfach mal so richtig verpennt!
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