Schon bei Teil 1 von Netflix‘ erfolgreicher Erotik-Reihe „365 Days“ entstand das Gerücht, dass der Sex zumindest in einigen der freizügigeren Sequenzen echt und nicht nur gespielt sei, was natürlich in erster Linie an der berühmt-berüchtigten Boot-Szene liegt:
In dieser gibt es fünf Minuten lang einfach nur am Stück Sex zu sehen – und man fragt sich angesichts der wenig keuschen Kamera schon, wie geschickt die Macher*innen und Darsteller*innen dabei wohl zur Sache gegangen sein müssen, um das trotz der Dauer der Szene dermaßen täuschend echt hinzubekommen. Da lag der Verdacht einfach nahe, dass die Stars Michele Morrone und Anna-Maria Sieklucka da einfach tatsächlich Sex vor der Kamera hatten…
Aber zumindest in diesem Fall müssen wir euch leider enttäuschen (also vorausgesetzt, ihr habt überhaupt auf die Echtheit der Szenen gehofft): So nahm Michele Morrone einem Fan, der ihn auf die authentische Chemie zwischen ihm und Anna-Maria Sieklucka sowie die vermeintliche Echtheit des Sexes ansprach, direkt wieder den Wind aus den Segeln: „Es wirkt echt, weil wir vielleicht einfach gute Schauspieler sind.“ Auch die Macher*innen um das Regie-Duo Barbara Bialowas und Tomasz Mandes haben von Anfang an immer wieder betont, dass der Sex in „365 Days“ nicht real sei.
Aber selbst das ändert offensichtlich nichts daran, dass es einige Zuschauer*innen immer noch nicht fassen können, dass das alles nur gespielt worden sein soll. So twittert etwa die Twitter-Nutzerin Maleni Ramos: „Ich bin immer noch nicht überzeugt, dass die Sexszenen in #365Days nicht real sind, denn wenn sie es vorne auf dem Boot tun, sind sie vor der Kamera, die zurückzoomt und man sieht schon den Aubergine-Emoji (=Penis) in dem Katzen-Emoji (=Vagina)… es passiert in der 43 Minute. Es mag sein oder auch nicht. Ich weiß nicht…“
Gemeint sind damit diese und ähnliche Einstellungen (das Ranzoomen zu Bestätigung oder Widerlegung der vermeintlichen Auberginen-Sichtung müsst ihr auf eurem 4K-Fernseher dann schon selbst unternehmen):
Deshalb wirkt der Sex in "365 Days" so real
Inzwischen hat der „365 Days“-Kameramann Bartek Cierlica in einem Interview mit dem US-Branchenblatt Variety übrigens verraten, wie genau er es geschafft hat, die fraglichen Szenen derart authentisch wirken zu lassen. Dass Wichtigste sei dabei gewesen, die Kamera für die Darsteller*innen praktisch unsichtbar werden zu lassen. Im ersten Schritt sei dafür eine möglichst intime Atmosphäre geschaffen worden, weshalb die anwesende Crew für diese Aufnahmen auf ein absolutes Minimum reduziert wurde.
Zudem wurde mit möglichst langen Einstellungen gearbeitet, um Schauspieler*innen nicht immer wieder aus dem Moment zu reißen und den Akt künstlich zu zerstückeln. Zusätzlich unterstrichen wird die Authentizität zudem dadurch, dass die verwendete Handkamera die ganze Zeit über den Bewegungen der Protagonist*innen folgt. So war es möglich, den Sex echt wirken zu lassen, ohne tatsächlich die Grenze zur Pornographie zu überschreiten – stattdessen entsteht so im Kopf des Betrachtenden der Eindruck, etwas gesehen zu haben, was es in Wahrheit gar nicht zu sehen gibt (siehe die Emojis im obigen Tweet).
Ist der Sex in "365 Days 2" & "365 Days 3" echt?
Während man bei einer europäischen Produktion wie dem ersten „365 Days“, die erst nach ihrer Fertigstellung von Netflix aufgekauft wurde, ja noch irgendwie ernsthaft daran glauben durfte, dass der Sex echt sein könnte, stand bei „365 Days 2: Dieser Tag“ und „365 Days 3: Noch ein Tag“ ehrlich gesagt nie außer Frage, dass der Sex natürlich nur simuliert ist. Schließlich hatte bei der Produktion des Sequels vollständig Netflix das Sagen – und der Streaming-Service hätte echten Sex in einer Original-Produktion sicherlich niemals zugelassen.
Im Gegenteil: Während der erste Film auch die skandalösen Elemente der Vorlage (ein Entführungsopfer verliebt sich in den Entführer) relativ ungeschminkt übernommen hat, wurden die Fortsetzungen an mehreren Stellen entschärft (mehr dazu in unserer ausführlichen FILMSTARTS-Kritik zu „365 Days 2“ sowie unserer ausführlichen Filmkritik zu „365 Days 3“). Netflix hat seiner Skandalfilmreihe alles Skandalöse genommen – da würde echter Sex natürlich so gar nicht ins Bild passen …
… und trotzdem: Bei einer redaktionsinternen Diskussion, ob man denn in der Kritik nun schreiben könne, dass bei den Sexszenen zu in „365 Days 2“ wohl niemand mehr auf die Idee kommen wird, dass sie echt sind, gab es sofort Einspruch: „Nein, auch im Sequel gibt es einige Sexszenen, wo man sich wirklich fragt, wie sie die gefakt bekommen haben…“ Das gilt auch für „365 Days 3“, wo sich in mehreren Szenen nackte Unterleibe aneinanderreiben und es zumindest so den Anschein hat, als würden die Beteiligten tatsächlich Geschlechtsverkehr ausüben.
Nicht in allen Filmen ist der Sex nur simuliert
„365 Days 3“ läuft nun wie die Vorgänger „365 Days“ und „365 Days 2“ aktuell im Programm von Netflix – und wenn ihr wissen wollt, in welchen Filmen der Sex denn tatsächlich echt ist, empfehlen wir euch das folgende Special, in dem wir mal eine ganze Reihe von Filmen, bei denen das Gerücht von „realem Sex“ herumschwirrt, genauer unter die Lupe genommen haben. Und Spoiler: Nein, der Sex war tatsächlich nicht überall nur simuliert…
Dies ist eine Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.