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    Der härteste Bond-Film aller Zeiten ist auch einer der besten – der knallharte Rache-Thriller läuft heute ungeschnitten im TV!
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    James Bond agiert hier nicht im Geheimdienst Ihrer Majestät, sondern im Antrieb seiner Blutlust: „Lizenz zum Töten“ zeigt 007 während einer persönlichen Vendetta. Für unseren Autoren Sidney Schering ist die harte Agentenaction ein Bond-Highlight.

    +++ Meinung +++

    Als James-Bond-Darsteller braucht man vor allem eines: Geduld. Egal, wie sehr du verrissen wirst, irgendwann kommt der Moment, an dem sich die Leute hinter dich stellen. Bei Daniel Craig geschah der Wandel von wutschnaubender Ablehnung zu Verehrung rasch. George Lazenby und sein einmaliger 007-Einsatz brauchten da schon länger, dafür änderte sich der Konsens mit Nachdruck: Aus ungeliebtem Ausrutscher zwischen zwei Sean-Connery-Missionen wurde ein Glanzlicht der Reihe!

    Auch Timothy Dalton kraxelt sich inzwischen langsam aber sicher weiter nach oben in der Beliebtheits-Skala: Lange Zeit nahezu unisono als der Spaßverderber zwischen Roger Moore und Pierce Brosnan dargestellt, erhält Dalton allmählich wohlverdiente Rückendeckung. Kollege Björn Becher erklärte erst kürzlich, dass Daltons Debüt „Der Hauch des Todes“ sein liebster Bond-Film sei – ich wiederum finde Daltons zweiten Einsatz sogar noch viel besser. Falls ihr euch von der Qualität des brutalsten Bonds überzeugen wollt: VOX zeigt „Lizenz zum Töten“ heute, am 11. August 2022, ab 22.20 Uhr – und zwar uncut.

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    Dass „Lizenz zum Töten“ in voller Länge gezeigt wird, ist keine Selbstverständlichkeit: In einigen Ländern wurde Daltons Rachefeldzug im Kino um mehrere Gewaltspitzen gestutzt, darunter auch in Deutschland und den USA. Diese Fassung erschien auf Videokassette sowie DVD und lief mehrmals im Free-TV. Erst später kam „Lizenz zum Töten“ uncut zu uns – auf DVD sowie Blu-ray. Seit einigen Jahren ist die Version auch im TV Standard.

    "Lizenz zum Töten": Ein 80er-Rache-Thriller...

    Im sonnigen Florida gibt James Bond (Timothy Dalton) den Trauzeugen auf der Hochzeit seines CIA-Kollegen Felix Leiter (David Hedison). Aber der sadistische Drogenboss Franz Sanchez (Robert Davi), der erst kurz zuvor verhaftet wurde, ist durch Bestechung seiner gerechten Strafe entkommen und nun auf Rachefeldzug. Felix selbst wird schwer verletzt, seine Frau Della (Priscilla Barnes) kommt schmerzvoll ums Leben. Voller Kummer und Zorn sinnt Bond nach Vergeltung, weshalb M (Robert Brown) ihn vom Fall abziehen will. Entnervt quittiert Bond seinen Dienst und jagt den Gangsterboss auf eigene Faust. Alsbald schließt sich ihm die Pilotin Pam Bouvier (Carey Lowell) an, die ebenfalls eine Rechnung mit Sanchez offen hat...

    Alle James-Bond-Filme sortiert nach Laufzeit – vom längsten bis zum kürzesten 007-Abenteuer

    Nie zuvor und nie wieder danach war Bond schroffer, frustrierter und erbarmungsloser. Das allein dürfte ein Streitpunkt sein, denn wer James Bond dauerwitzig oder im Kavalier-Modus bevorzugt, hat hier guten Grund, sich vor den Kopf gestoßen zu fühlen. Ich zumindest habe kein Problem damit, wenn Bond in die eine oder andere Richtung verzerrt wird, und kann an albernen MI6-Missionen genauso meine Freude haben wie an einem „007 sieht rot“-Thriller. Es ist bei mir eine „Ich entscheide von Fall zu Fall“-Frage – und in diesem spezifischen Fall feuere ich den markig und ungeduldig aufspielenden Dalton-Bond voller Eifer an.

    So hat „Lizenz zum Töten“ nicht bloß die derbsten Gewaltspitzen der Reihe, sondern auch einige ihrer besten Actionszenen: Regisseur John Glen brettert durch die Nahkämpfe und Verfolgungsjagen mit der Wucht eines überdimensionalen Sattelzuges! Jeder Schlag und Tritt schmerzt, wenn Handlanger zerfleischt werden, spritzt nicht nur das Blut, auch das Sounddesign geht durch Mark und Bein. Und wenn besagter, tonnenschwerer Sattelzug einen Side-Wheelie hinlegt oder Bond sich mit mörderischem Einfallsreichtum sowie böser Entschlossenheit durch seine Widersacher metzelt, sage ich adrenalingeladen: 007 braucht nicht immer gigantische Schurkenverstecke und schräge Gadgets!

    ...mit 007-Ikonografie!

    Daltons determinierte Performance sorgt dafür, dass diese Agenten-Vendetta nicht zum Exploitationreißer mit Popcornkino-Budget verkommt, sondern der legendären Spionagesage angehörig bleibt: Dem späteren „Hot Fuzz“-Szenendieb kaufe ich vollauf ab, wie er kontinuierlich die Fassung verliert und sich fast in blinde Wut hineinsteigert. Gleichwohl sieht man ihm an, wie er sich ausreichend am Riemen reißt, damit er sein professionelles Kombinationsvermögen und seine Voraussicht beibehält. Zwischendurch blitzt sogar die Freude an seinem Beruf und seinem Können auf, die er im Prolog offenbart.

    Obwohl „Lizenz zum Töten“ die Bond-Formel durcheinander wirbelt, hat der harte Rache-Actioner alles, was zur 007-Ikonografie dazugehört: Einen stimmungsvollen Titelsong. Einen Schurken-Handlanger, den man liebend gerne hasst (Benicio Del Toro hat verdient, was ihm blüht). Und eine gute Handvoll lasziver Sprüche sowie eine Prise Situationskomik – die Menge an Fisch- und Angel-Motiven in den Kulissen oder während der Kills ist geradezu absurd, ohne den Tonfall des Films zu brechen.

    Carey Lowell mag als Bond-Girl Pam Bouvier wiederum nicht gerade ein Fanfavorit sein, aber das liegt meiner Vermutung nach daran, dass ihre peppig-fähige Figur von den Setpieces übertönt wird. Es ist nicht so, als würde sie nicht abliefern. Ähnliches gilt für Robert Davi, der in seiner schmierigen Sadistenrolle unzählige 80er-Actionfilme aufgewertet hätte – dass im Bond-Pantheon eher anstrebende Weltherrscher ins Auge stechen, ist nicht sein Vergehen. Für seine Performance gilt dasselbe wie für den Film: Lasst euch einfach darauf ein – ich bin sicher, dass der Funke übergeht. Und vielleicht seid auch ihr schlussendlich völlig Feuer und Flamme. Ich weiß, ich bin da nicht allein!

    Heimkino-Comeback nach Jahrzehnten: In diesem Agenten-Actioner trifft Anthony Hopkins in die Fußstapfen von James Bond!

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