Es sendete Schockwellen durch Hollywood, dass Warner-Boss David Zaslav entschied, den DC-Film „Batgirl“ nicht herauszubringen, obwohl das insgesamt wohl 90 Millionen Dollar teure Projekt bereits abgedreht ist. „Steuer-Tricks“ sind wohl ein gewichtiger Grund, wie wir euch bereits in einem ausführlichen Artikel dargelegt haben. Denn obwohl das Gros des Geldes ausgegeben ist, kann man es so abschreiben und vor allem tauchen wohl in den Büchern der nach einem Zusammenschluss von Warner Media und Discovery kürzlich neu gegründeten Firma Warner Bros. Discovery keine Verluste mit dem Film mehr auf.
Es ist bereits das zweite DC-Projekt, welches Zaslav killt. Vorher sagte er „Wonder Twins“ mit „Riverdale“-Star K.J. Apa und Isabel May („1883“) in den Hauptrollen kurz vor Beginn der Dreharbeiten ab. Im Rahmen einer großen Präsentation vor Investoren ging Zaslav nun auch auf das Aus der beiden DC-Filme ein.
Es geht um den Schutz der Marke DC!
In dem Call, dessen Aufzeichnungen wir hören konnten, sprach er sehr ausführlich darüber, wie wichtig ihm die Marke DC ist. Deswegen werde ein neuer 10-Jahres-Plan mit einem eigenen Team nach dem Vorbild von Marvel entwickelt. Und deswegen könne man manche Filme einfach nicht veröffentlichen:
„Unser Ziel ist es, die Marke ‚DC‘ und ihre Figuren wachsen zu lassen, aber genauso wichtig ist es, die Marke ‚DC‘ zu beschützen“, so Zaslav. „Daher werden wir keinen Film veröffentlichen, wenn wir nicht an ihn glauben, ganz besonders bei DC.“
Gut vs. Schlecht? Nein, Blockbuster vs. Streaming!
Doch was hat das konkret zu bedeuten? Wie auch in unserem ausführlichen Artikel zum Aus von „Batgirl“ und auch schon bei früherer Gelegenheit erklärt, sind DC-Filme für Zaslav gleichbedeutend mit großen Blockbuster-Kino-Events. Die vorherige Warner-Führung sah das anders. Sie wollte zwei Arten von Filmen voranbringen: Blockbuster-Events im Kino wie „Black Adam“und „The Batman“, günstigere Experimente im Streamingbereich wie „Batgirl“ und „Wonder Twins“. Genau an diese Experimente glaubt Zaslav nicht.
Es geht ihm dabei gar nicht darum, ob ein solcher Film schlecht oder gut ist. Er ist ganz generell der Meinung, dass mehr als 70 Millionen Dollar teure Streamingfilme keinen Sinn machen. Er soll intern sogar die Richtlinie vorgegeben haben, dass reine Heimkinoproduktionen maximal 35 Millionen Dollar kosten dürfen. „Wonder Twins“ wurde mit 75 Millionen Dollar veranschlagt und fiel daher dieser Richtlinie zum Opfer.
Erster Teaser-Trailer zu "Joker 2" bestätigt: Lady Gaga ist tatsächlich dabei – aber in welcher Rolle?Den nun schon abgedrehten Da „Batgirl“ kann man auch nicht mehr zum Kino-Event aufblasen. Das ist der Film ja gerade nicht, weil man nicht die dafür nötigen 200 Millionen Dollar zur Verfügung hatte und von Anfang an bewusst einen „kleineren“ Film gemacht hat.
Bei einer Veröffentlichung von „Batgirl“ sieht Zaslav nun die Gefahr, dass jemand, der den Titel sieht, denken könnte, dass alle DC-Filme so (sprich: kleiner) seien – und sich beim nächsten großen Kinofilm sagen: „Da warte ich lieber auf die Streamingveröffentlichung, denn das muss ich ja nicht im Kino sehen.“ So wäre die Marke „DC“, die ihm so wichtig ist, dass er sie in der Präsentation immer wieder nannte und auf Folien zeigte, „beschädigt“.
"Batgirl": Testscreenings auf dem Niveau von "Shazam! 2"
Dass die Hauptgründe das Steuer-Modell sowie diese Art von Markenschutz sind, bestätigen auch die zahlreichen Insider-Artikel der Branchenmagazine. Die treten vor allem dem von der New York Post ursprünglich berichteten, teilweise immer noch gesponnenen Narrativ entgegen, dass „Batgirl“ katastrophal schlecht bei Testvorführungen angekommen sei und Warner deswegen den Stecker gezogen habe.
Der Hollywood Reporter berichtet so, dass „Batgirl“ bei einer Testvorführung irgendwo im 60er-Punkte-Bereich gelandet sein soll (theoretisch möglich sind bis zu 100 Punkte, die aber nie erreicht werden). Das ist ein ordentlicher Wert, gerade angesichts der Tatsache, dass die Vorführung ohne fertige Spezialeffekte war, und deckt sich mit den seit Wochen kursierenden Zahlen, die auch uns untergekommen sind.
Nach "Batgirl"-Drama: Nun soll auch die nächste DC-Superheldin vor dem Aus stehenDass ein 60er-Wert bei einer Testvorführung nicht der Grund sein kann, zeigt zudem der Umstand, dass laut dem Hollywood Reporter die kommende DC-Verfilmung „Shazam! 2“ denselben Wert bei einem Testscreening erhalten habe. „Shazam! 2“ wurde von Zaslav in seiner derzeitigen Fassung als „großartig“ gepriesen, auch wenn er darauf verwies, dass man den Film noch besser machen könne – sicher eine Anspielung auf Änderungen und Anpassungen, welche nach solchen Testvorführungen völlig üblich sind (und es eigentlich in der aktuellen Phase der Post-Produktion gerade auch bei „Batgirl“ geben sollte).
Dass eine Testvorführung im 60er-Punkte-Bereich kein Anlass zur Sorge ist, zeigt auch ein weiterer Vergleich, den der Hollywood Reporter zieht: „ES“ habe ebenfalls „nur“ einen solchen Wert erreicht. Mit Einnahmen von über 700 Millionen Dollar ist „ES“ der erfolgreichste Horrorfilm der Geschichte.
„Batgirl“ hätte solche Einnahmen natürlich nie erzielt, auch gar nicht erzielen können. Als exklusive Streaming-Veröffentlichung hätte der Film gar keine direkten Einnahmen erzielt. Wie viele Leute ein Abo wegen eines bestimmten Films abschließen oder verlängern, lässt sich nie verlässlich sagen. Für Zaslav war es aber egal, ob „Batgirl“ für Abos sorgt. Wichtig ist nur, dass DC-Filme in den Köpfen der Leute in Zukunft immer mit großen Kino-Events verbunden werden.