Haltbarkeit, Kultigkeit und Fun-Faktor sind die drei Kriterien, nach denen Oliver Kalkofe und Peter Rütten in „KulFaZ – Die kultigsten Filme aller Zeiten“ ihre vier Auftaktfilme „Flash Gordon“, „La Boum – Die Fete“, „Top Secret!“ und „Blues Brothers“ bewerten. Doch wie kamen sie überhaupt auf diese vier Titel?
Im zweiten Teil des Interviews geht es unter anderem um den Begriff „Kult“, die nun getroffene Auswahl aber auch um Filme wie „Dirty Dancing“ oder die Werke mit Louis de Funès sowie Terence Hill & Bud Spencer, die teilweise auch Kult sind und uns ja vielleicht in künftigen Staffeln erwarten könnten. Aber auch über die deutsche Synchronarbeit und das Erklären von Witzen sprechen wir.
Aus 100 Filmen mach 4 – mit möglichst verschiedenen Facetten
FILMSTARTS: Du hast es vorhin schon einmal angedeutet, Peter. Der Begriff „Kult“ ist ja schwer zu fassen und wird vielleicht ein bisschen überstrapaziert. Habt ihr euch vorher Gedanken gemacht, wir ihr „Kult“ definiert, welche Filme euch überhaupt zur Verfügung stehen?
Oliver Kalkofe: Ich habe eine Liste mit 100 Filmtiteln gemacht und vorgeschlagen: Schaut mal, was ihr kriegen könnt. Und dann war es natürlich eine Frage, was können wir bekommen, wo sind die Rechte gerade verfügbar. Dadurch wurde die Liste immer kleiner und dann haben wir am Ende auch unter dem Gesichtspunkt ausgewählt: Wir wollen verschiedene Facetten zeigen. Wir haben erst einmal nur vier Folgen und müssen zeigen, wie unterschiedlich das sein kann.
Wir mussten von allen Filmen überzeugt sein. Bei „La Boum“ war ich zum Beispiel skeptisch, aber Peter meinte sofort: „Juhu, 'La Boum'“. Und so musste es sein. Einer von uns muss sagen: „Ja, auf jeden Fall!“ Und wir mussten uns einig sein: Das ist auch wirklich ein guter Film. Ich hätte zum Beispiel auch gerne Louis de Funès oder Terence Hill & Bud Spencer da drin. Da habe ich auch fünf Stück oder so jeweils auf der Liste. Die sind richtig gut und die sind wirklich Kult. Aber dann hast du ja noch mal 20 oder so, die sind zwischen Mittel und Scheiße und die kannst du nicht machen – auch wenn der Name drüber steht.
Peter Rütten: Und es gibt objektivierbare Möglichkeiten, Kult abzuleiten. Wenn ich mir zum Beispiel so einen Kandidaten wie „Dirty Dancing“ anschaue: Das ist etwas, wo ich bis heute nie verstanden habe, was das ausgelöst hat. Das ist auch etwas, was mich interessieren würde, das zu besprechen. Aber grundsätzlich muss ich nicht darüber reden, dass dieser Film als gelungen gilt.
Oliver Kalkofe: Ja, der ist Kult, aber wir finden ihn jetzt nicht toll. Ich kann nichts damit anfangen und ich kann den Kult nicht nachvollziehen, aber ich weiß, dass er da ist. Deswegen fände ich es auch spannend und er wäre auch ein Kandidat, auch wenn ich da jetzt nicht sage: Ich will den Film unbedingt wieder sehen – anders als zum Beispiel bei „Top Secret!“. Da dachte ich, den habe ich geliebt und will ihn den Leuten zeigen, weil er auch gar nicht so bekannt ist, wie die anderen Zucker-Abrahams-Zucker-Filme.
Peter Rütten: Und was ich dabei noch anfügen möchte: Diese persönliche Auseinandersetzung mit dem eigenen Geschmack und wie weit er mit dem Film, den man selbst noch aus dem Kino in Erinnerung hat, in Verbindung zu bringen ist, ist spannend. Es ist auch eine eigene Reise, die man so von der Pubertät bis hierhin macht. Interessant finde ich auch, wie diese nach draußen vermittelbar ist. Und wer identifiziert sich dann mehr mit mir und wer mit Olli?
Was hat es mit der hohen 80er-Dichte auf sich?
FILMSTARTS: Da ist ja auch interessant, dass nun drei der ausgewählten Filme aus dem Jahr 1980 kommen, einer erschien nur ein paar Jahre später. Und das ist die Zeit, in welcher ihr selbst Teenager wart. Spielt es dann auch eine Rolle, dass ihr nun sagt: Es sind Filme, mit denen ihr groß geworden seid?„Dirty Dancing“ kam ja zum Beispiel später raus, da wart ihr schon ein Semester älter und habt vielleicht eher müde drüber gelächelt.
Peter Rütten: Die 80er-Dichte ist wirklich dem Zufall geschuldet.
Oliver Kalkofe: Ja, es ist Zufall, aber wir haben schon festgestellt, dass es die 80er und 90er sind, wo die meisten Spaß-Kultfilme entstanden sind. Die 60er und alles was davor ist, hat noch eine gewisse Spießigkeit, die nicht mehr so funktioniert. Und dann hast du die 70er, die eher seriös waren. Aber in den 80ern blühte die Kreativität auf, da sind „Indiana Jones“, „Zurück in die Zukunft“ und wer weiß nicht was alles entstanden. Und in den 90ern wurden mit „Jurassic Park“ und so noch mal neue Welten aufgemacht. Das sind einfach die spannendsten.
Heute hast du natürlich auch Kultfilme: „Herr der Ringe“, auch die neuen „Star Wars“-Filme, auch Marvel und DC – die guten sind alle Kult, aber die sind auch schon so gut gemacht. Da gibt es gar nicht so viele Geschichten drumherum, die spannend sind. Warum der erste „Blade Runner“ oder auch „Fight Club“ Kultfilme wurden, obwohl die ja gar nicht so erfolgreich waren – das ist spannend.
FILMSTARTS: Spielen da für euch die Besonderheiten der Synchronisation eine Rolle? Wir haben ja mit „Top Secret!“ einen Film, der seine Popularität auch dank der Synchro genießt. Der spielt ja in der DDR, im Original ist das aber ein Nazi-Deutschland 2.0. In Deutschland hat man nun all diese Witze rausgeschmissen und macht sich über die DDR lustig. Ist es dann vielleicht für euch auch ein Punkt zu sagen: Das ist zwar nicht unbedingt ein Kultfilm, aber er hat eine Kult-Synchro?
Oliver Kalkofe: Nein, eine Kult-Synchro würde ich auch eher bei Werken sehen, wo dem etwas Neues gegeben wurde – wie „Die Zwei“ von Rainer Brandt. Bei „Top Secret!“ entstand es ja aus der Schwierigkeit: Wie kannst du das retten? Für Menschen in Amerika und England usw. war es ja schon lustig, wenn Leute mit deutschem Akzent oder einem Fantasie-Deutsch, wie hier, sprechen. Das geht dann hierzulande nicht – da geht es dann eigentlich nur durch Sächsisch. Andererseits gibt es auch viele Momente im Film, bei denen in der Synchronisation echt gute Gags verloren gegangen sind, weil sie nicht übersetzbar waren. Da versuchen wir mit Inserts, die es hier nun nicht so häufig gibt, einen Gag zu erklären, der kaputt gegangen ist oder den man nicht verstanden hat.
Es gab bei „Top Secret!“ eine Handvoll Gags, die ich bis heute nicht verstanden hatte. Jetzt weiß ich, was gemeint war, und da habe ich mich richtig gefreut. Das haben wir auch reingebracht. Aber hier ist die Synchro nur eine, die versucht hat, das beste draus zu machen. Es ist jetzt nicht eine eigene Kult-Synchro, die den Film zum Kult macht.
Bauchbinden, Kostüme und mehr: Das hat "KulFaZ" von "SchleFaZ"
FILMSTARTS: Du hast die Bauchbinden angesprochen und das wäre natürlich ohnehin eine Frage gewesen: Was nehmt ihr von „SchleFaZ“ mit rüber?
Peter Rütten: Dass wir uns charmant kostümieren, wenn wir eine kleine Hommage dadurch erreichen wollen.
Oliver Kalkofe: Der Unterschied zu „SchleFaZ“ ist ja: Dort müssen wir den Film erträglich machen. Daher haben wir dort viele Inserts, um auch in diesen Längen, die bei vielen SchleFaZen drin sind, einen Gag zu liefern, damit man nicht eingeschläfert wird. Hier ist es dagegen so: Der Film soll so ungestört wie möglich laufen. Aber es gibt ein Filmspiel, bei dem man entweder trinken, essen oder was auch immer kann. Weil wir schon um 20.15 Uhr ausstrahlen, ist das jetzt kein alkoholisches Trinkspiel, sondern das kann man machen, wie man möchte. Dazu wird etwas eingeblendet und daneben gibt es noch Informationen, die wichtig sind: Wenn wir also irgendetwas haben, wo man sagt, das können wir jetzt nicht erklären, einen Gastauftritt, einen Gag. Dann wird dezent darauf hingewiesen.
Der Anfang der Sendung ist ähnlich, das heißt: Wir machen ein langes Intro, in dem wir alles erklären – auch mit Kostümen. Da versuchen wir, so viel interessante Trivia so nett und so lustig wie möglich rüberzubringen. Aber es gibt nicht wie bei „SchleFaZ“ die langen „Was bisher geschah“-Passagen. Denn wenn du einen guten Film siehst, willst du, dass der Film weitergeht. Wir konnten die Werbeunterbrechungen leider nicht verhindern. Hätten wir gerne, aber die sind nun mal da. Aber deswegen haben wir uns gedacht, wir machen wenigstens diesen Moment rein und raus aus der Werbung so angenehm wie möglich. Da haben wir uns kleine Gags, also kleine Filmchen ausgedacht, wie wir in die Werbung leiten, wie wir aus der Werbung kommen. Die haben etwas mit dem Film zu tun, da gibt es Kostüme und viel mehr.
Damit hat man so ein bisschen das Gefühl, man wird an die Hand genommen und bekommt nicht einfach etwas reingeballert, wie es sonst der Fall ist. Man merkt also die ganze Zeit: „Hallo, wir sind noch bei euch, wir haben gemeinsam Spaß und am Ende reden wir dann auch noch einmal darüber. Aber ein wenig anders, als es bei „SchleFaZ“ ist: Eben mit guten Filmen und die muss man anders behandeln, die will man ungestörter sehen als so beschissene Filme, wie wir sie sonst zeigen.
Auf der dritten und letzten Seite unseres langen Interviews beschäftigen wir uns auch mit der Frage, was der neue Sendeplatz für Auswirkungen hat. Denn wie eingangs bereits geschrieben, erscheint „KulFaZ“ nun immer um 20.15 Uhr – und das bringt einen Nachteil mit sich.