Der Oscarpreisträger Jared Leto spielt im aktuellen Marvel-Film „Morbius“ einen Wissenschaftler, der an einer seltenen Blutkrankheit leidet und deswegen auf Krücken angewiesen ist. Leto versank dermaßen in seiner Rolle, dass er damit sogar die Dreharbeiten verzögerte: Mit Krücken aufs Klo zu humpeln dauert nun mal länger, als es ohne zu tun. Und Leto ist längst nicht der einzige Schauspieler, der so arbeitet.
Legendär etwa ist auch Jim Carreys Performance am Set des Biopics „Der Mondmann“, wo er die ganze Zeit über als durchaus enervierender Komiker Andy Kaufmann auftrat und damit die Geduld seiner Kolleg*innen strapazierte (zu sehen im Dokumentarfilm „Jim und Andy“).
Mads Mikkelsen mag die Methode nicht
Doch es geht auch anders: Mads Mikkelsen aus Dänemark, bekannt durch Hollywood-Filme, dänische Komödien und die brutale Serie „Hannibal“, hält absolut gar nichts von dieser Art der Schauspielerei und brachte seine Abneigung im Magazin GQ zum Ausdruck, wo er einen verächtlichen, jedoch auch bestechend pragmatischen Blick auf die Methode wirft (die gemeinhin dem Verfahren Method Acting zugerechnet wird, obwohl es beim Method Acting strenggenommen eben nicht um Milieustudien, körperliche Veränderungen oder das Verweilen in einer Rolle geht).
„Das ist Bullshit“, sagte Mikkelsen. „Vorbereitung auf eine Rolle kann zum Wahnsinn werden. Und was ist, wenn du in einem Scheißfilm mitspielst – was hast du dann eigentlich erreicht? Soll ich dann beeindruckt sein, dass du immer in deiner Rolle geblieben bist? Du hättest gar nicht erst in die Rolle schlüpfen sollen! Und wie bereitest du dich eigentlich darauf vor, einen Serienkiller zu spielen, probierst du das dann zwei Jahre lang aus?“
Ein großes Schauspiel für die Medien
Die Frage, wie viel es eigentlich bringt, sich voll und ganz einer Rolle zu verschreiben, darüber gibt es in der Schauspiel-Zunft keine Einigkeit. Unbestritten ist dagegen, dass Schauspieler*innen dann die Aufmerksamkeit der Medien sicher ist – absurde Anekdoten vom Set ergeben einfach gute Stories. „Die Medien sagen dann ‚Oh mein Gott, er nimmt es so ernst und muss daher fantastisch sein. Lasst ihm einen Preis geben“, ätzte Mads Mikkelsen weiter.
Mads Mikkelsen ist derzeit als Bösewicht Gellert Grindelwald in „Phantastische Tierwesen 3: Dumbledores Geheimnisse“ in den Kinos zu sehen, ohne dass er sich vorher zwei Jahre lang selbst der dunklen Magie verschrieben oder weitergezaubert hätte, nachdem eine Aufnahme vorbei war. Stattdessen wurde er von Regisseur David Yates bei der offiziellen Pressekonferenz als witzigster Typ am Set beschrieben. Mikkelsen übernahm den Part sehr kurzfristig, nachdem das Studio Warner während der schon laufenden Dreharbeiten entschieden hatte, nicht weiter mit dem Skandal-umwitterten Johnny Depp zusammenzuarbeiten.
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Die Diskussion über das Für und Wider von Schauspiel-Methoden ist alt. Eine der populärsten Anekdoten dazu stammt vom Set des 70er-Thrillers „Der Marathon-Mann“ mit dem jungen Dustin Hoffman und Laurence Olivier, der damals schon eine britische Schauspiellegende war. Olivier fragte Hoffman demnach, wie die Szene gelaufen sei, in der Hoffmans Figur drei Tage nicht geschlafen hat und der jüngere Schauspieler erzählte daraufhin, dass auch er extra für die Szene einen 72-stündigen Schlafentzug durchgezogen habe. Laurence Oliviers trocken-britischer Kommentar dazu:
„Mein lieber Junge, warum versuchst du nicht einfach, zu schauspielern?“
"Phantastische Tierwesen 3": Ist Mads Mikkelsen ein guter Johnny-Depp-Nachfolger?
In unserer neuen Podcast-Folge diskutieren wir über „Phantastische Tierwesen 3: Dumbledores Geheimnisse“ und dabei auch über die Frage, wie sich Mads Mikkelsen als Johnny-Depp-Ersatz macht.
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