In der gesamten Netflix-Geschichte haben nur drei Original-Filme des Streaming-Dienstes eine FILMSTARTS-Bewertung von 5 Sternen erhalten. Hier soll es aber nicht um das Herman-Mankiewicz-Biopic „Mank“ von David Fincher oder um den elektrisierenden Thriller „Der schwarze Diamant“ mit Adam Sandler gehen, sondern um „Pieces Of A Woman“. Die intensive Familientragödie begeistert mit einer der packendsten Szenen der jüngeren Filmgeschichte und einer überragenden Darbietung von „Mission: Impossible 6“-Star Vanessa Kirby, die ihr auch eine Oscar-Nominierung einbrachte.
Wenn ihr möglichst ohne Vorwissen in das Netflix-Meisterwerk gehen möchtet, dann lest jetzt am besten nicht mehr weiter. Denn ohne den zentralen Punkt der Handlung zu verraten, lässt sich nicht viel über „Pieces Of A Woman“ schreiben. Dieser wird allerdings auch im Trailer gezeigt, weshalb es sich dabei auch um keinen echten Spoiler handelt. Wenn ihr wisst wohin sich die Handlung zumindest im ersten Akt entwickelt, dann ist das Seherlebnis zwar ein anderes, aber nicht zwangsläufig schlechter.
Darum geht es in "Pieces Of A Woman"
In „Pieces Of A Woman“ geht es um Martha (Vanessa Kirby), die gemeinsam mit Sean („Transformers“-Star Shia LaBeouf) ein Kind erwartet. Doch schon unmittelbar nach der Hausgeburt stirbt das Baby. Für Martha und Sean bricht eine Welt zusammen und auch ihre Beziehung bekommt tiefe Risse. Martha versucht einen Weg zu finden, mit dem Verlust umzugehen, während ihre Mutter Elizabeth (Oscar-Gewinnerin Ellen Burstyn) einen Gerichtsprozess gegen die beteiligte Hebamme anstrebt. Doch trägt diese überhaupt eine Schuld? Und selbst wenn, was bringt juristische Klarheit einer trauernden Mutter?
Die vielleicht intensivste Szene der Netflix-Geschichte
„Nur ganz wenige Filme haben die Kraft, einem das Gefühl zu geben, etwas ganz neu zu sehen und zu erleben. Und genau diese überwältigende Kraft geht von 'Pieces Of A Woman' aus“, urteilt Sascha Westphal in seiner 5-Sterne-FILMSTARTS-Kritik, in der er nur lobende Worte für das Netflix-Original findet.
Es ist vor allem die erste halbe Stunde, die bei „Pieces Of A Woman“ im Gedächtnis bleibt. Die ersten sieben Minuten sind noch recht harmlos. Hier werden die Figuren vorgestellt und in die Ausgangslage eingeführt. Doch was dann folgt, ist eine 23 Minuten lange Plansequenz ohne Schnitt, in der sich Vanessa Kirby die Seele aus dem Leib schauspielt und ihr Filmbaby gebärt.
„Was die britische Schauspielerin in dieser Sequenz leistet, entzieht sich nahezu der Beschreibung, auch weil es dafür keine Vorbilder oder Vergleiche gibt“, heißt es in der Kritik: „Man sieht nicht nur, wie sie sich verkrampft und innerlich zusammenzieht, man erlebt die Qualen der Geburt mit ihr mit.“
Meisterwerke auf Netflix: Filmtipps der FILMSTARTS-RedaktionAm Ende dieser Sequenz tut sich ein höllischer Abgrund auf. Doch auch, was darauf folgt, ist beeindruckend: „Auf das expressive, ganz und gar körperliche Erlebnis der Geburt und des Todes folgt ein komplett verinnerlichtes Drama des Zerfalls einer Ehe“ und so wirken die filmischen Nachwehen der Einstiegssequenz noch weitere 90 Minuten nach, während sich noch ganz andere Facetten des Films auftun.
„Pieces Of A Woman“ ist harter Tobak. Doch wer sich darauf einlässt, erfährt die vielleicht intensivsten 23 Minuten, die Netflix zu bieten hat. Mehr dazu in der FILMSTARTS-Kritik:
Pieces of a Woman