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    Anarchie, Punk, Pyromanie – ihr werdet nicht glauben, welcher Star hinter diesem schrägen Heimkino-Geheimtipp steckt!
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    Der Regisseur eines berüchtigten Folterhorrors dreht eine von Ben Stiller produzierte Romantikkomödie? Klingt komisch, und das ist es auch – aber auf bitterböse Weise: „Dinner In America – A Punk Love Story“ ist Satire und Punk-Lovestory in einem.

    2021 Koch Films

    +++ Meinung +++

    Ein Junkie, der gern Feuer legt und brave Bürger zur Weißglut bringt. Eine kreuzbrav aussehende Frau, die denkbar unrhythmisch tanzt, unfassbar schlecht Basketball spielt und beim Gedanken an Bad Boys wuschig wird. Dreckige, lärmende Punkmusik. Und ein finster-komischer Blick auf das US-Spießbürgertum. Gedreht vom Regisseur eines berüchtigten Horror-Experimentalfilms... All das bietet „Dinner In America – A Punk Love Story“ – der ungewaschene Mittelfinger unter den Romantikkomödien, der zu den wenigen Genrevertretern gehört, die von der FSK ab 16 freigegeben wurden.

    Der wilde, vulgäre und bitterböse Mix aus Lovestory, US-Satire und Punk-Komödie feierte seine Weltpremiere im Januar 2020 – und wurde mit sehr positivem Presseecho begrüßt. Jetzt endlich schafft es „Dinner In America“ ins deutsche Heimkino: Koch Media bringt den Indie-Geheimtipp am 31. März 2022 in den Handel, wahlweise als Standard-Edition oder als Mediabook.

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    Was angesichts des Tonfalls wohl kaum wer erwarten würde: „Dinner In America“ ist eine Produktion von Comedy-Superstar Ben Stiller. Den quirlig-albernen Stil, den viele seiner Fans mit dem „Zoolander“-Macher assoziieren, findet man in „Dinner In America“ jedoch nicht.

    Das ist "Dinner in America"

    Simon (Kyle Gallner) hat sein Leben nicht unter Kontrolle: Er ist süchtig, handelt mit Drogen, ist konstant pleite, und seine rebellische Punkband ist meilenweit davon entfernt, sich Gehör zu verschaffen. Als der Tunichtgut mit Schnauzer, Beinahe-Hitler-Frisur und Aggressionsproblemen die Einzelgängerin Patty (Emily Skeggs) kennenlernt, kann das eigentlich nicht gut gehen: Sie tanzt mies, spielt noch schlechter Basketball und ist ziemlich naiv; er ist auf der Flucht vor der Polizei, weil er ein Feuer gelegt hat. Doch Patty hilft ihm aus der Patsche – und dank ihrer gemeinsamen Liebe zum Punkrock könnte aus der Notbekanntschaft noch deutlich mehr entstehen...

    Regie und Drehbuch stammen von Adam Rehmeier, dem Macher des berüchtigten Horror-Experimentalfilms „The Bunny Game“, der in drastischen Bildern die Entführung und Erniedrigung einer Sexarbeiterin schildert. Dass so jemand zehn Jahre später eine Ben-Stiller-Produktion inszeniert, schien nahezu undenkbar. Aber die Kombi Rehmeier/Stiller passt aller vermeintlichen Widersprüche zum Trotz – ganz so wie auch Simon und Patty gegen jede Vernunft zusammenpassen.

    Reality Bites: Vollsuff im Leben

    Ein leider langsam in Vergessenheit geratenes Kleinod in Ben Stillers Schaffen ist die bissige Tragikomödie „Reality Bites: Voll das Leben“, bei der Stiller auch Regie führte. Der Film spielt in der Grunge-Szene der frühen 1990er-Jahre und blickt auf eine Gruppe nihilistischer Mitglieder der Generation X, die von nichts überzeugt sind, miese Zukunftsaussichten haben und sich hinter einer dicken Schicht Medienbegeisterung und Sarkasmus verstecken.

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    Es ist zweifelsohne diese Seite Stillers, die sich zum Stoff von „Dinner In America“ hinzugezogen fühlte. Gewissermaßen ist „Dinner In America“ ein dosenbierdurchtränkter Ergänzungsfilm zu „Reality Bites“, der nach Stillers „Grunge und das Erwachsenwerden“-Clash ein „Punk trifft Vorstadtspießer“-Szenario erzählt. Doch wo „Reality Bites“ versöhnliche Klänge anstimmt, lässt Rehmeier weiter seine Freude an Provokation regieren.

    Was der Provokateur in seinem 1990er-Setting geschehen lässt, ist selbstredend längst nicht so verstörend wie sein Folter-Horrorexperiment. Doch mit Dialogen, die auf fast schon surreale Weise entgleisen, einem Schnellfeuerwerk an Vulgärhumor, dysfunktionalen Figuren und temporeich eingefangenem Fehlverhalten eckt „Dinner In America“ ordentlich an – und das mit vollem Stolz. Hinzu kommen fetzige Punkklänge und die wunderbar unbequeme Harmonie zwischen Kyle Gallner und Emily Skeggs in den Hauptrollen. Fertig ist die schwierige, unschöne, aber gerade daher so interessante Punk-RomCom!

    Neu im Heimkino: Diese irre Horrorkomödie ist ein köstliches Must-See für alle Fans von "SchleFaZ" & Co.

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