+++ Meinung +++
Mit „Frontier(s)“ hat Xavier Gens einen der extremsten Beiträge zur Welle an harten französischen Horrorfilmen beigetragen, die in den 2000ern mit „High Tension“ und „Martyrs“ ihren Höhepunkt erreichte. Aber da es trotz „Hitman“ anschließend nicht so recht mit Hollywood klappte, inszenierte Gens zehn Jahre später den vollkommen generischen, handzahmen und für wenig Geld in Osteuropa realisierten Exorzismus-Reißer „The Crucifixion“ – ein ziemlicher Abstieg, und da ist es fast schon verständlich, mit welcher ausgestellten Lustlosigkeit der Regisseur und seine Mitstreiter*innen hier zur Sache gehen.
So muss man bei den auf einem realen Kriminalfall beruhenden Geschehnissen bis zehn Minuten vor Schluss warten, bis endlich mal was einigermaßen Aufregendes passiert – und dann entpuppt sich das Finale auch noch als einer der kürzesten und unspektakulärsten Exorzismen der jüngeren Filmgeschichte. Bis dahin sollen einen allein die zwar regelmäßig eingestreuten, aber zugleich auch ziemlich beliebig und lieblos platzierten Jump Scares bei der Stange halten – und das tun sie mit mehr als mäßigem Erfolg.
Da passt es eigentlich ganz gut, dass Tele5 den Film erst nach Mitternacht zeigt – denn eine bessere Einschlafhilfe als „The Crucifixion“ könnte man sich wohl eh kaum wünschen:
Darum geht’s in "The Crucifixion": Die religionskritische Journalistin Nicole Rawlins (Sophie Cookson) recherchiert im Rumänien des Jahres 2004 im Fall eines Priesters und fünf Nonnen, die allesamt wegen eines fehlgeschlagenen Exorzismus samt Kreuzigung wegen Mordes angeklagt wurden. Doch dann verdichten sich vor Ort die Anzeichen, dass tatsächlich etwas Teuflisches hinter der Tat stecken könnte – und das wäre besonders für die Reporterin keine gute Nachricht: Dämonen fahren nämlich bevorzugt in Ungläubige, weil sie in deren Körpern mit weniger spiritueller Gegenwehr zu rechnen haben…
Falls ihr trotzdem Bock auf den Film habt oder einfach alles von Xavier Gens gesehen haben wollt, dann muss man sich den Film übrigens nicht zwingend mitten in der Nacht mit Werbepausen im Free TV ansehen. Stattdessen gibt es „The Crucifixion“ auch bei Amazon Prime Video – und zwar zum Streamen für gerade einmal 0,99 Euro:
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Erinnerungen an einen 007-Aussetzer
Nicht nur der Film ist langweilig inszeniert, auch die Schauspieler*innen sind nicht viel besser. Speziell Sophie Cookson, die in „Kingsman: The Secret Service“ noch ziemlich cool rüberkam, ist als Journalistin nämlich ähnlich glaubwürdig wie einst Denise Richards als Atomphysikerin Dr. Christmas Jones in „James Bond 007 – Die Welt ist nicht genug“.
So reißt die „Journalistin“ Nicole Rawlins hier nicht nur ohne zu zögern das Polizeiband am Tatort herunter, sie fasst auch alles an, nur um es anschließend angeekelt wieder wegzuwerfen. Der Höhepunkt: Bei Verlassen des eigentlich versiegelten Tatorts macht sie noch nicht mal die Tür hinter sich zu. Da hat jedes Provinz-Käseblatt höhere journalistische Standards!
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