+++ Meinung +++
Der von Netflix produzierte „The Power Of The Dog“ darf sich bei der nächsten Oscar-Verleihung durchaus Chancen auf gleich mehrere Preise ausrechnen. Der melancholischen Spätwestern ist jedoch keine theatralische Geschichtsstunde, wie es sonst so häufig bei charakterzentrierten Oscar-Lieblingen der Fall ist. Regisseurin Jane Campion („Das Piano“) beweist sich einmal mehr als sensible Menschenkennerin und liefert mit dem leisen Drama einen der für mich besten Filme des Jahres ab.
Besonders eindrucksvoll an „The Power Of The Dog“ sind die komplexen Persönlichkeitsstrukturen, mit denen Jane Campion ihren Western-Abgesang auflädt. Dabei wird das gesprochene Wort zweitrangig, vielmehr vermittelt Camption ihre Geschichte mit Blicken, Gesten und symbolisch aufgeladenen Gegenstände, über die auf zumeist äußerst subtile Art und Weise kommuniziert wird. Dadurch entfaltet „The Power Of The Dog“ eine kontemplative Sogwirkung, die sich wie eine Decke um die Schultern der Zuschauer*innen legt.
Dass „The Power Of The Dog“ diesen Sog erzeugen kann, liegt auch daran, dass Jane Campion ihr Ensemble zu wahren Höchstleistungen antreibt. Obgleich Jesse Plemons, Kirsten Dunst und Kodi Smit-McPhee sehr starke Leistungen zeigen, gehört das Western-Drama ganz und gar Benedict Cumberbatch, der hier für mich seine bisherige Glanzleistung abliefert. Wie der „Doctor Strange“-Star seinen mit Widersprüchen durchzogenen Charakter gleichermaßen verletztlich wie unberührbar anlegt, ist große (Schauspiel-)Kunst.
„The Power Of The Dog“ steht ab heute (1. Dezember 2021) im Abo von Netflix zum Abruf bereit.
Darum geht in "The Power Of The Dog"
1925: Phil (Benedict Cumberbatch) und George (Jesse Plemons) sind Brüder, die gemeinsam eine große Ranch in Montana besitzen und auf ihre Weise versuchen, das gemeinsame Land zu führen. Die beiden könnten allerdings unterschiedlicher nicht sein: Während Phil mit Strenge und Gefühlskälte auf der Farm arbeitet, will sich George immer mehr der Kontrolle seines Bruders entziehen. Er legt mehr Wert auf Autos, gute Kleidung und ein Leben fernab von Rindern und Feldarbeit.
Die Hochzeit mit der Witwe Rose (Kirsten Dunst) könnte für George ein Ausweg sein. Zusammen mit ihr und ihrem Sohn Peter (Kodi Smit-McPhee) will er auf der Ranch einen neuen Lebensabschnitt einleiten. Die Fronten zu seinem Bruder Phil scheinen sich durch die Anwesenheit von Rose jedoch nur noch mehr zu verhärten. Von familiärer Gemeinschaft ist nichts mehr zu spüren. Allerdings beginnen sich die Machtverhältnisse nach und nach zu verschieben...
Außerdem neu auf Netflix
Neben „The Power Of The Dog“ baut Netflix seinen Katalog an diesem Mittwoch um einige weitere interessante Titel aus, auf die sich ein Blick lohnt:
Neben dem oscarnominierten Drama „Lion“ mit Dev Patel stehen auf dem Streamingdienst nun auch der virtuos in Szene gesetzte Anime „Tokyo Godfathers“, die schwülstige Nicholas-Sparks-Verfilmung „The Best of Me“, die weihnachtliche Kiffer-Komödie „Die Highligen drei Könige“, „The Cleanse“ mit „The Big Bang Theory“-Star Johnny Galecki sowie die dritte Staffel der Sci-Fi-Serie „Lost in Space“ zur Verfügung.