„7 Gefangene“ ist der neueste Netflix-Film, der bereits auf Festivals für Aufsehen sorgte. Das von den renommierten Regisseuren Ramin Bahrani („Der weiße Tiger“) und Fernando Meirelles („City Of God“) produzierte Drama führt euch tief hinein in die Welt moderner Arbeitssklaven in Brasilien.
Das ist "7 Gefangene"
Denn zu einem modernen Sklaven wird die 18 Jahre alte Hauptfigur Mateus (Christian Malheiros). Gemeinsam mit anderen jungen Männern bringen ihn die Verlockungen eines besseren Lebens von seiner Farm im Nirgendwo nach São Paulo. Mit der Arbeit auf einem Schrottplatz ist angeblich Geld zu verdienen. Doch schnell müssen Mateus und seine Leidensgenossen erfahren, dass ihr sadistischer Boss Luca (Rodrigo Santoro) gar nicht daran denkt, sie zu bezahlen – ganz im Gegenteil.
Er rechnet ihnen vor, dass sie für Transport aus ihrer Heimat, Unterbringung und Verpflegung Schulden bei ihm angehäuft haben, die sie nun erst einmal abarbeiten müssen. Von da an sind die jungen Männer seine Gefangenen und es scheint keine Aussicht auf eine Flucht zu geben. Da trifft Mateus eine folgenschwere Entscheidung...
„7 Gefangene“ ist keine leichte Kost, denn das Martyrium von Mateus und Co. wird in intensiven und harten Bildern gezeigt. Im Fokus des Thrillers von Regisseur Alex Moratto steht aber vor allem der bald anwachsende innere Konflikt in Mateus. Weil er im Gegensatz zu seinen Mitstreitern rechnen und lesen kann, wächst er bald in der Gunst von Luca und bekommt Freiräume. Bald soll er sogar die anderen Gefangenen beaufsichtigten. Doch wird er damit selbst zum Sklavenhalter?
Die Einladung des Publikums zur eigenen Auseinandersetzung mit dem Konflikt von Mateus ist die größte Stärke von „7 Gefangene“. Wie würde man selbst reagieren? Ist es vielleicht sogar richtig, sich zum Komplizen zu machen, um wenigstens die eigene Haut zu retten? Solche Gedanken sind moralisch richtig unbequem und öffnen die Tür zu einer weit über den Film hinausgehenden Beschäftigung.
Allerdings hat „7 Gefangene“ auch deutliche Schwächen. Denn jenseits dieses Konflikts wird die Spannung oft zu künstlich und zu plakativ erzeugt. Immer wieder fokussiert sich so die Kamera auf Lucas liegengelassene Pistole oder Schlüsselbund, während wir Mateus dabei beobachten, wie er ausführlich darüber nachdenkt, ob er die Chance zur Flucht oder zur Überwältigung des Sklaventreibers nun nutzen soll oder nicht. Das nutzt sich als Element schnell ab.
Insgesamt ist „7 Gefangene“ aber als intensives Thriller-Drama, das interessante und komplexe Fragen aufwirft, durchaus sehenswert. In der ausführlichen FILMSTARTS-Kritik gibt es daher solide drei Sterne:
7 Gefangene