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    Neu bei Amazon Prime: Besser als in diesem Erotik-Thriller war Tom Cruise nie
    Pascal Reis
    Pascal Reis
    -Redakteur
    Pascal liebt das Kino von „Vertigo“ bis „Daniel, der Zauberer“. Allergisch reagiert er allerdings auf Jump Scares, Popcornraschler und den Irrglauben, „Joker“ wäre gelungen.

    Mit „Eyes Wide Shut“ könnt ihr euch nun die letzte Regiearbeit von Stanley Kubrick im Abo von Amazon Prime Video anschauen. Für FILMSTARTS-Redakteur Pascal Reis zählt das erotische Beziehungsdrama mit Tom Cruise zu den besten Filmen aller Zeiten.

    Warner Bros. / Amazon Prime Video

    Steven Spielberg hat einmal gesagt, dass es eine Filmgeschichte vor und eine Filmgeschichte nach Stanley Kubrick gibt. Wenn man sich das Schaffen von Kubrick anschaut, welches unverwüstliche Klassiker wie „Wege zum Ruhm“, „2001“, „Uhrwerk Orange“ oder „Shining“ umfasst, dann kann man gut nachvollziehen, was Spielberg mit dieser Aussage gemeint hat. Für mich hat Kubrick mit „Eyes Wide Shut“, der nun im Abo von Amazon Prime Video verfügbar ist, nicht nur sein absolutes Meisterwerk abgeliefert, sondern auch einen der besten Filme aller Zeiten.

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    Darum geht es in Eyes Wide Shut

    Sie sind wohlhabend, jung und attraktiv: Der Arzt William Harford (Tom Cruise) und seine Frau Alice (Nicole Kidman) führen auf den ersten Blick ein nahezu perfektes Leben in der High Society von Manhattan. Als Alice eines Tages unter Drogeneinfluss ihre sexuellen Phantasien mit anderen Männer offenbart, bricht Williams sonst so geordnete Welt mit einem Schlag zusammen.

    Getrieben von verletztem Stolz flieht William auf die Straßen von Manhattan und lässt sich durch das dekadente Nachtleben von New York treiben, um sich an seiner Frau zu rächen, indem er fremdgeht. Auf seiner Suche nach einer neuen Erfahrung gerät William in einen zusehends abgründigen Strudel aus Sex und Eitelkeit, der ihn jenseits von moralischen Grenzen führt…

    Tom Cruise bringt die Leistung seines Lebens

    Basierend auf Arthur Schnitzlers „Traumnovelle“ erschafft Stanley Kubrick mit „Eyes Wide Shut“ einen der eindrucksvollsten Beziehungs- und Geschlechterfilme aller Zeiten. Tom Cruise und Nicole Kidman, die zum Zeitpunkt der Dreharbeiten noch ein Paar gewesen sind, finden sich in einer tiefgreifenden Reflexion über Geschlechterrollen und individueller Sexualität wieder. Nachdem sich William mit der weiblichen Lust seiner Frau konfrontiert sieht, die nicht an ihn adressiert ist, scheint sein männliches Selbstverständnis in seine Einzelteile zu zerfallen.

    Dabei entfacht Stanley Kubrick eine gar einzigartige Sogwirkung und treibt Tom Cruise zur absoluten Höchstleistung. Sein subtiles Spiel, das einen schmalen Grat zwischen Orientierungslosigkeit und Faszination herausarbeitet, gibt „Eyes Wide Shut“ nicht nur eine Seele, sondern auch ein Herz. Fraglos beweist der auch immer wieder für seine angeblich limitierten schauspielerische Qualitäten kritisierte Tom Cruise hier, dass er ein hervorragender Charakterdarsteller ist, der durch eine zurückgenommene Mimik und Gestik mitreißen kann.

    Eine erotische Odyssee durch das nächtliche New York

    Einen Großteil der Handlung lang versteht sich „Eyes Wide Shut“ als eine Art traumwandlerische Odyssee durch das nächtliche New York. Hier trifft William nicht nur einen alten Weggefährten aus dem Studium, sondern findet sich irgendwann auch auf einem abgelegenen Anwesen wieder, in dem eine mysteriöse Sex-Orgie veranstaltet wird. Fraglos ist diese Passage der Höhepunkt des Films, werden hier doch die dunklen Begierden von William im Zuge einer bedrückenden Spannungssequenz an die Oberfläche getragen.

    Am Ende von „Eyes Wide Shut“ geht es aber nicht um Sex per se, sondern die Möglichkeit, Sexualität als Instrument der Selbstfindung und Selbsterkenntnis zu nutzen – und sich von seinen Ängsten zu befreien. Und um sich selbst und seine Partnerin verstehen zu können, ist es nicht nur von größter Wichtigkeit, hinzuhören, sondern auch hinzusehen. Wie berauschend und wahrhaftig Stanley Kubrick diese Erkenntnis zu Tage fördert und in der letzten Szene zu einem unvergesslichen Abschluss bringt, das ist schon phänomenal.

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