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    "Kate" neu & exklusiv bei Netflix: Lohnt sich das irre-brutale Action-Feuerwerk?
    Daniel Fabian
    Daniel Fabian
    -Redakteur
    Berührt und fasziniert zu werden, aber auch etwas über sich selbst lernen – das bedeutete Kino schon immer für Daniel. Darum machte der einstige Sozialarbeiter am Ende seine Leidenschaft auch zum Beruf.

    Seit 10. September lässt es Mary Elizabeth Winstead auf Netflix ordentlich krachen – und stürmt mit „Kate“ die Netflix-Charts. Aber ist der Action-Reißer am Ende auch wirklich mehr als ein üblicher Netflix-Blockbuster von der Stange?

    Jasin Boland/Netflix

    Seit vergangenem Freitag gibt es „Kate“ exklusiv bei Netflix zu sehen. Zwei Tage später steht der Action-Reißer heute auf Platz 1 der aktuellen Streaming-Charts der Plattform, zumindest in der Kategorie Film (im Gesamtranking hat gegen „Haus des Geldes“ nach wie vor keiner eine Chance). Aber ist das Over-the-Top-Spektakel auch wirklich der erwartete Mix aus „John Wick“ und „Crank“?

    Nun, irgendwie schon. Am Ende ist „Kate“ trotz (oder gerade aufgrund seiner) Hollywood-Besetzung und zum Teil brachial-brutaler Action aber nicht mehr als ein typischer Netflix-Algorithmus-Blockbuster, der vor allem das im Überfluss bieten soll, was eben gerade hip und angesagt ist. Das ist zwar nicht automatisch schlecht, etwas mehr Fleisch auf den Knochen hätten Figuren und Story aber trotzdem gut getan.

    Nichts Neues – aber egal

    Die Geschichte um eine Auftragskillerin (Mary Elizabeth Winstead) in Japan, die ihre Mörder mit in den Tod reißen will, bevor das Gift in ihrem Körper seine Arbeit getan hat, erinnert im ersten Moment natürlich an „Crank“ mit Jason Statham. Die in Neonfarben getränkte Welt der Auftragskiller hingegen schreit gerade zu „John Wick“ – oder eben Joan Wick, wenn man’s so will. Dabei steckt in „Kate“ noch so viel mehr (aus anderen Filmen)…

    Während der Alleingang einer „vergifteten“ Titelheldin vor japanischer Kulisse natürlich auch Parallen zu „Lucy“ deutlich macht, weckt eine Ballerei in Superzeitlupe etwa Erinnerungen an „Dredd“, eine offensichtlich animierte Verfolgungsjagd an „Hart am Limit“ oder „Lockout“ und die Coolness, mit der Kate ihre Widersacher reihenweise niedermetzelt, an eine Reihe anderer Actionheldinnen der jüngeren Vergangenheit – aus Filmen wie „Everly“, „Atomic Blonde“ oder dem kürzlich bei Amazon Prime Video erschienenen „Jolt“ mit Kate Beckinsale.

    Eine eigene Handschrift entwickelt „Kate“ höchstens dann, wenn das japanische Setting in den Vordergrund rückt. Wenn Kate im Zuge einer Verfolgungsjagd etwa ein aufgemotztes Auto klaut, das mit kunterbunter Beleuchtung, grölendem Motor und Boxen auf voller Lautstärke die Aufmerksamkeit sämtlicher Passanten (und natürlich Auftragskiller) auf sich zieht, sobald Kate es anlässt, ist das nicht nur witzig, sondern gleichzeitig auch ein Mini-Ausflug in eine andere Kultur. Davon hätte es ruhig mehr geben dürfen. 

    Style over substance

    Gleich in den ersten Minuten wird deutlich, dass „Kate“ nicht nur inhaltlich, sondern auch visuell komplett drüber ist – und szenenweise weniger wie ein Live-Action-Film, sondern fast schon wie ein Anime wirkt. Wenn sich Kate eines nachts etwa für eine ihrer Missionen auf einem Hausdach positioniert und ihr Gewehr vor der neonlichtdurchfluteten Metropolenkulisse zusammenschraubt, dann sieht das aber einfach nur verdammt gut aus. Ohnehin gibt es viele solcher Szenen, die man am liebsten kurz anhalten würde (was man dank Netflix sogar könnte), um sie im Detail zu genießen.

    In Sachen Action ist Regisseur Cedric Nicolas-Troyan („The Hunts Man & The Ice Queen“) sichtlich bemüht, für Abwechslung zu sorgen – und das muss man ihm auch hoch anrechnen. Da wird geballert und gekloppt mit allem, was eben gerade zur Verfügung steht, wie es fast an den großen Jackie Chan erinnert. So sauber wie bei der Martial-Arts-Legende sieht das natürlich nicht aus, dafür geht es aber umso kompromissloser zu. Da werden Finger abgeschnitten, Kehlen aufgeschlitzt oder Schwerter durch Gesichter gerammt – und wenn Kate dann mal ein Messer in ihren Gegner rammt, dann direkt vier, fünf mal. Sicher ist sicher. 

    Jasin Boland/Netflix

    Das Problem an der Sache: Man kauft Mary Elizabeth Winstead die obercoole Profikillerin in vielen Szenen – etwa wenn sie in Slow-Motion mit Zigarette und Sonnenbrille zum finalen Showdown schreitet – nicht so recht ab. Und auch ihr Sidekick Ani (Miku Patricia Martineau) wirkt wie eine Blaupause. Eine Jugendliche, der alles egal ist und die jede Gelegenheit nutzt, um mit Schimpfwörtern ihren Coolness-Status zu untermauern – im Ernst jetzt?

    Fazit: Besser als "Prey"

    In Ansätzen durchaus vielversprechend, ist „Kate“ am Ende vor allem ein Mischmasch aus vielen, vielen anderen Filmen. Wer die eingangs erwähnten Vorreiter allerdings mochte, kann hier ruhig mal reinschauen und sich berieseln lassen. Klar, da war noch viel mehr drin. Aber wer seinen grauen Zellen mal eine Pause gönnen will, dürfte mit „Kate“ dennoch eine spaßige-unkomplizierte Zeit haben, die man allerdings auch direkt wieder vergessen hat, sobald der Abspann läuft.

    Damit ist der Film übrigens immer noch besser als die andere Netflix-Neuheit vom vergangenen Freitag. Wenn euch also nach einer packenden und zumindest halbwegs nachvollziehbaren Menschenjagd ist, lasst „Prey“ besser links liegen – und greift stattdessen auf die Alternative bei Amazon Prime Video zurück: „Most Dangerous Game“ mit Christoph Waltz und Liam Hemsworth hat einiges mehr zu bieten.

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