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    Lohnt sich "Nightmare Of The Wolf" auf Netflix? So gut (und blutig!) ist der "The Witcher"-Film
    Julius Vietzen
    Julius Vietzen
    -Redakteur
    Seit dem ersten "The Witcher"-Spiel ist Julius ein Fan, der natürlich auch die anderen Spiele, Bücher & Geschichten sowie die Serien verschlungen hat.

    Netflix baut sein „The Witcher“-Universum aus: Bevor es mit der zweiten Staffel weitergeht, erfahren wir in „The Witcher: Nightmare Of The Wolf“ mehr über die Vorgeschichte von Geralts Mentor Vesemir. Hier erfahrt ihr, ob sich der Anime-Film lohnt.

    Netflix

    +++ Meinung +++

    Lange mussten sich Fans gedulden, aber nun geht es endlich los: Fast zwei Jahre sind seit Veröffentlichung der ersten Staffel „The Witcher“ vergangen, und bevor am 17. Dezember 2021 dann die zweite Staffel startet, baut Netflix das Hexer-Universum mit dem Spin-off-Film „The Witcher: Nightmare Of The Wolf“ weiter aus. Aber hat sich das Warten auch gelohnt?

    Die kurze Antwort: „The Witcher“-Fans werden mit dem nun veröffentlichten „Nightmare Of The Wolf“ sicherlich ihre Freude haben, denn der Anime-Film bereitet die zweite Staffel vor, erweitert die Welt der Hexer, Zauberinnen und Monster um einige spannende neue Facetten und bietet blutige Action, die in einer Realserie oder selbst einem Videospiel kaum umzusetzen wäre. Alle anderen könnten jedoch über die stellenweise holprig erzählte Geschichte und die lange Zeit sehr mysteriösen Beweggründe der handelnden Figuren stolpern.

    Darum geht es: Hexer Vesemir (Stimme im Original: Theo James) verdient sich seinen Lebensunterhalt mit der Monsterjagd und war damit auch immer zufrieden, seit er als Jugendlicher von dem knurrigen Ober-Hexer Deglan (Graham McTavish) aufgenommen wurde. Doch dann tötet er einen Waldschrat, eine gefährliche Waldkreatur, und wird dadurch in einen Fall mit politischen Dimensionen verwickelt. Im Auftrag des Königs von Kaedwen soll er nun gemeinsam mit der Zauberin Tetra (Lara Pulver) herausfinden, wer den Waldschrat kontrolliert hat und auch für weitere Monsterangriffe verantwortlich ist...

    Anime-Action trifft Hexer-Universum

    „Nightmare Of The Wolf“ spielt im selben Universum wie „The Witcher“, allerdings nutzen Regisseur Kwang Il Han und die auch für die Hauptserie verantwortlichen Beau DeMayo (hier Drehbuchautor) und Lauren Schmidt Hissrich (hier Produzentin) die Möglichkeiten des Anime-Mediums voll aus – egal, ob Vesemir am Anfang gegen den Leshen (wie der Waldschrat auf Englisch heißt) kämpft und sich dabei an einer meterlangen Kette durch die Luft schwingt wie eine Art mittelalterlicher Batman oder sich in einer späteren Montage eine in blutrotes Licht getauchte Werwolf-Verfolgungsjagd über die Dächer einer Stadt liefert, wobei alle Gesetze der Physik außer Acht gelassen werden.

    Der Anime-Stil ermöglicht also Actionszenen, die sonst selbst mit modernsten Computereffekten kaum umzusetzen wären, und einen Gewaltgrad, wie man ihn in einer Realserie kaum zeigen könnte. Das passt gut in die düstere, gewalttätige Welt von „The Witcher“ – auch wenn sich der eine oder die andere sicherlich daran stören mag, dass die unterschiedlichen Stile von Film und Serie nicht komplett zueinander passen.

    Netflix

    An anderer Stelle sorgen Regisseur Han und Co. allerdings für mehr als genug Anknüpfungspunkte – etwa mit ikonischen Bildern (ein Hexer in der Badewanne darf auch hier nicht fehlen), den Figuren Filavendrel (Tom Canton, bekannt aus Staffel 1) oder Vesemir (in Staffel 2 dann von Kim Bodnia gespielt) oder auf der Handlungsebene, etwa in der Frage, warum es in Staffel 1 nur noch so wenige Hexer gibt.

    Wie genau die Story von „Nightmare Of The Wolf“ aufgelöst wird, verraten wir an dieser Stelle natürlich nicht, nur so viel: Drehbuchautor DeMayo bleibt der Vorlage von Andrzej Sapkowski treu, in der es häufig kein Richtig und Falsch gibt, kein Schwarz und Weiß, sondern nur verschiedene Schattierungen, und in der selbst vermeintlich gute Taten sich manchmal als schlecht herausstellen.

    Dieser Hexer hinkt ein wenig

    Bis dahin gibt es allerdings den einen oder anderen Stolperstein zu überwinden: Nach schwungvoll-blutigem Auftakt nehmen sich Han und Co. Zeit für mehrere ausführliche Rückblenden, in denen gezeigt wird, wie Vesemir der Hexer wurde, den wir in der Handlungsgegenwart sehen. Die Rückblenden sind zwar mit Hilfe von Match-Cuts (es wird etwa von einem Kuchen in der Gegenwart auf einen Kuchen in der Vergangenheit geschnitten) ansehnlich mit der Haupthandlung verknüpft, erzählen abseits von einigen spannenden Szenen aber auch viel Triviales.

    So sehen wir in „Nightmare Of The Wolf“ etwa eine Art Hexer-Exorzismus, den Deglan vornimmt, und die sogenannte Kräuterprobe, mit der aus Jungen angehende Hexer werden – wobei allerdings die meisten sterben, und zwar auf ziemlich brutale Art und Weise. Weit weniger packend ist allerdings die übrige Vorgeschichte von Vesemir, der aus armen Verhältnissen stammt und sich nach Größerem sehnt und die Chance auf ein Hexer-Leben gegen eine Beziehung zu seiner Jugendliebe Illyana (Jennifer Hale) abwägen muss – das hat man alles schon oft genug gesehen, auch wenn Letztere immerhin noch in einen der beiden großen Twists des Films verwickelt ist.

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    Die überraschenden Wendungen sind zwar durchaus gelungen, gehen aber auf Kosten der Figurenzeichnung: Wenn man direkt in der zweiten Szene des Films mitten in eine Debatte über das Schicksal der Hexer am Hof von Kaedwen geworfen wird, dann setzen Han, DeMayo und Schmidt Hissrich voraus, dass das Publikum mit den Büchern, Videospielen oder der ersten Staffel vertraut genug ist, um zu wissen, dass Hexer von vielen ängstlich oder hasserfüllt beäugt werden. Und warum die Zauberin Tetra die Hexer am liebsten auslöschen möchte, Lady Zerbst (Mary McDonnell) sie aber leidenschaftlich verteidigt, bleibt lange Zeit ein Rätsel.

    Fazit: „The Witcher: Nightmare Of The Wolf“ bietet wuchtig und blutig inszenierte Anime-Action und taucht tief in die Geheimnisse des Hexer-Universums ab, weswegen wenigstens Fans über die leichten erzählerischen Schwächen hinwegsehen dürften.

    "The Witcher: Nightmare Of The Wolf": Das Ende und die Motivation von Tetra erklärt
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