Das ist mir früher andauernd passiert: Im Ersten, im ZDF oder auf einem der Dritten lief ein Film, dessen Titel ich noch nie gehört hatte – und dann stellte sich hinterher heraus, dass die öffentlich-rechtlichen Programmverantwortlichen mal wieder einen Kinofilm, den ich eigentlich unbedingt sehen wollte, unter einem eingedeutschten Titel ausgestrahlt haben…
Der Grund für diese verachtenswerte Unart liegt auf der Hand: Die Öffentlich-Rechtlichen machen eben in erster Linie kein Programm für Leute, die sich tatsächlich für diese Filme interessieren – sondern für ein Publikum mit einem Altersdurchschnitt jenseits der 65, das in den Augen der Programmverantwortlichen offenbar durch englischklingende Filmtitel nur abgeschreckt würde.
Inzwischen kommt das nicht mehr ganz so regelmäßig vor – doch hin und wieder eben schon. Aber wie dem auch sei: Diese Unart gehört ein für alle Mal verboten!
Mit Skandaltitel auf Quotenjagt
Aber jetzt, wo sich die Öffentlich-Rechtlichen mit solchen Titelverstümmelungen immer mehr zurückhalten, fängt am heutigen Sonntag plötzlich auch noch der Privatsender ProSieben mit dem Quatsch an: Heute Abend ab 22.25 Uhr zeigt der Sender nämlich die Komödie „Fist Fight“ von 2017, die sich damals in den deutschen Kinos praktisch niemand angesehen hat. Darin spielen Charlie Day („It’s Always Sunny In Philadelphia“) und Ice Cube („Ride Along“) zwei zerstrittene Lehrer, die sich nach dem Unterricht – wie zwei Schulhofrabauken – für einen Faustkampf verabreden…
So weit, so egal. Aber ProSieben zeigt „Fist Fight“ nicht als „Fist Fight“, sondern als „Teacher Fight - Wer petzt, wird zerfetzt“! Dabei denkt hier natürlich niemand an die Senior*innen, die vermeintlich kein Englisch können, „Teacher Fight“ ist schließlich auch kein deutscher Titel. Stattdessen geht es offensichtlich darum, irgendwie noch zu skandalisieren. Es lief wohl noch nie ein Film im deutschen Fernsehen, dessen Titel bereits eine solch tiefe Verzweiflung der Programmmacher*innen ausdrückt. Also noch mal, damit ihr ihn euch auch so richtig schön auf der Zunge zergehen lassen könnt:
„Teacher Fight - Wer petzt, wird zerfetzt“
Scheißtitel – aber auch kein guter Film
„Fist Fight“ selbst ist übrigens gar nicht mal der allergrößte Mist, aber ansehen muss man sich die möchtegern-bissige Komödie aber auch nicht unbedingt. Immerhin sorgt Regisseur Richie Keen beim titelgebenden Schlusskampf für schlagkräftige Unterhaltung. Charlie Day und Ice Cube dreschen gnadenlos aufeinander ein und fügen sich unter anderem mit einem Feuerlöscher herbe Verletzungen zu – und dann feuern sie auch noch einen unflätigen Diss-Rapp ausgerechnet bei einem Schulkonzert mit kleinen Kindern ab…
Fist Fight