+++Meinung+++
Lange mussten wir in Deutschland warten, nun ist es so weit: Die für zwei Golden Globes, drei Satellite Awards sowie für eine Auszeichnung der US-Autorengewerkschaft nominierte Komödie „Palm Springs“ gibt es jetzt endlich auch auf DVD und Blu-ray, nachdem der Film bislang nur als Video-on-Demand verfügbar war. Der hiesige Release des farbenfrohen und humorvollen Eröffnungsfilms des Fantasy Filmfests 2020 wurde mehrmals verschoben, jetzt aber können sich alle Fans von Zeitschleifenfilmen zur Abwechslung mal eine romantische Komödie ins Regal stellen – die sich sowas von lohnt.
In den Staaten wurde der Film mit Cristin Milioti (die Mutter in „How I Met Your Mother“), „Brooklyn Nine-Nine“-Hauptdarsteller Andy Samberg und dem tyrannischen „Whiplash“-Musiklehrer J.K. Simmons exklusiv auf Hulu veröffentlicht. Und dort stellte „Palm Springs“ vor nahezu exakt einem Jahr einen plattforminternen Rekord auf: Laut Angaben des Streamingdienstes wurde nie zuvor ein Film auf Hulu an seinem Startwochenende so häufig geschaut wie der Zeitschleifenspaß. Das können wir sehr gut verstehen: „Palm Springs“ ist (perfekt passend zu seiner Prämisse) ein Film, den man sich immer wieder angucken kann.
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Das ist "Palm Springs"
Nyles (Samberg) ist erschöpft. Er muss seine Partnerin Misty (Meredith Hagner) zur Hochzeit ihrer besten Freundin Tale (Camila Mendes) begleiten, obwohl er weder viel von Hochzeiten hält, noch seine Beziehung zu Misty sonderlich erquicklich ist. Also lässt er die Festlichkeiten an sich vorbeiziehen, während er in Hawaiihemd und Sonnenbrille gekleidet Sprüche vom Stapel lässt und locker herumtanzt. Oh, und er hat auf die Schwester der Braut, Sarah (Cristin Milioti), ein Auge geworfen …
Geteilte Zeitschleife, doppelter Spaß
Harold Ramis' „Und täglich grüßt das Murmeltier“ mit Bill Murray und Andie MacDowell hat das Konzept der Zeitschleife zwar nicht erfunden, jedoch fürs Kino so nachhaltig geprägt wie kaum ein anderer Film. Darin sehen wir einen überheblichen Wettermann, der immer und immer wieder denselben Tag durchleben muss: Einen Außeneinsatz anlässlich des Murmeltiertags, auf den er überhaupt keinen Bock hat. Infolgedessen durchläuft er starke Stimmungsschwankungen, fühlt sich wie Gott, wird suizidal, wird Freund und Helfer für eine ganze Stadt und verliebt sich. „Palm Springs“ beantwortet jetzt die Frage: Was, wenn zwei sehr unterschiedliche Persönlichkeiten in derselben Zeitschleife landen würden?
Vorbei ist also die Geschichte des streitbaren, von der ermüdenden Zeitschleife gezähmten Einzelgängers, der keine bedeutsamen Bindungen machen kann, weil eh jede Nacht der Reset-Button gedrückt wird. Willkommen ist das Mit- und Gegeneinander zwischen zwei Leuten, die sehr unterschiedlich reagieren: Da sind Nyles, der sich mit dem Schicksal der Zeitschleife arrangiert hat und nun ein hedonistisches Partyleben voller Sarkasmus und Nihilismus führt, und Sarah, die nach Ankunft in der Zeitschleife erst einmal die typischen fünf Stufen der Trauerbewältigung durchläuft. Beziehungsweise Trauma-der-Zeitschleife-Bewältigung, in diesem Fall...
Heimkino-Tipp: Einer der besten Science-Fiction-Filme aller Zeiten wird jetzt sogar noch besser – in 4KDas ist dank des herrlichen Spiels von Andy Samberg und Cristin Milioti ein riesiges Vergnügen: Beide sprühen nur so vor Charme, beweisen sowohl bei körperlichem Slapstick als auch Wortwitz makelloses komödiantisches Timing, und die Chemie zwischen ihnen stimmt ganz einfach. Man gönnt es Nyles und Sarah praktisch auf Anhieb, dass sie zueinander finden. Gleichzeitig skizziert das Drehbuch von Andy Siara die Figuren auf ihren individuellen Wegen so plausibel und mitreißend, dass man zwischendurch echte Zweifel bekommt, ob sie füreinander bestimmt sind: Vielleicht helfen sie lieber einander nur, ihre Probleme zu bewältigen?
Regisseur Max Barbakow, der hiermit sein Spielfilmdebüt absolviert, gelingt es dabei, kreativen sowie fiesen Witz (u.a. alles rund um J. K. Simmons ist herrlich makaber) mit einem feinen Sinn für Romantik zu vermengen. Und all dies wird von Kamerafrau Quyen Tran in sommerlichen Bildern festgehalten, die den Hochzeitsschauplatz Palm Springs je nach Stimmung der Szene einladend urlaubshaft einfängt oder bedrückend, staubtrocken und öde.
Das ergibt nicht nur eine dichte, abwechslungsreiche Atmosphäre, sondern auch ein nuanciertes Gesamtwerk, das sich einfach nicht abnutzt: Der mit Running Gags bespickte, ebenso quirlige wie nachdenkliche Zeitschleifenspaß ist einer dieser Filme mit dem Prädikat „Zum immer wieder anschauen“. Um uns mal kurz zu wiederholen.
Nicht umsonst wird „Palm Springs“ in der Filmstarts-Kritik als „cleverer, schwarzhumoriger, hervorragend gespielter, ungeheuer lässiger, zugleich aber auch ungemein warmherziger Crowdpleaser“ bezeichnet, „der hoffnungslose Romantiker“ und dank seiner derberen Einfälle ebenso auch „überzeugte Liebesmuffel“ begeistern dürfte. Also, worauf noch warten? Ab nach Palm Springs!
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