+++ Meinung mit Mini-Spoilern zu Folge 1&2 +++
Die neue Marvel-Serie „Loki“ mit Tom Hiddleston als Marvel-Bösewicht auf Abwegen ist erst zwei Folgen alt, wird jedoch schon jetzt gefeiert – und so sehr ich grundsätzlich dafür bin, mindestens eine Staffel abzuwarten, bevor ich über eine Serie urteile, so sehr mache ich hiermit dabei mit, „Loki“ abzufeiern. Selbst wenn die pfiffige Zeitreise-Geschichte wider Erwarten ab Folge 3 vollkommene Grütze werden sollte, haben sich die ersten beiden Folgen für mich gelohnt.
Das liegt am spaßigen und spannenden Plot um abweichende Zeitlinien, die nicht sein dürfen, das liegt an der originellen neuen Perspektive auf die vormals als so unfassbar mächtig wahrgenommenen Infinity-Steine, die in „Loki“ als Briefbeschwerer dienen, aber es liegt zuallererst an den Hauptdarstellern Owen Wilson und Tom Hiddleston, die eine Bomben-Chemie haben (wahrscheinlich die beste Marvel-Chemie seit Robert Downey Jr. und Gwyneth Patrow). Die beiden machen einen kleinen, im Vergleich eher beiläufigen Dialog über einen Jet-Ski zu einem Meisterstück.
Owen schwärmt vom Jet-Ski
Owen Wilson spielt den Beamten Mobius, der als Mitarbeiter der Zeitreise-Wächter auf Loki aufpassen muss. Den für seine verschrobenen, subtil-melancholische Auftritte (z.B. in Wes-Anderson-Filmen) bekannten Wilson in dieser Rolle zu besetzen, war nicht weniger als ein Genie-Streich.
Wilson spielt einen Bürokraten, der ein Ass in seinem Job ist und ganz genau weiß, was er will und wie er es bekommt, der aber gleichzeitig eine verschmitzte, verspielte und damit enorm sympathische Art hat. Das kommt in den ersten beiden „Loki“-Folgen an keiner Stelle besser rüber, als wenn er im Kantinen-Gespräch mit Loki gefragt wird, warum er ein Magazin über Jet-Skis auf dem Schreibtisch hat und sich daraufhin als Fan dieser Wasserfahrzeuge zu erkennen gibt. Die meisten Dinge in der Menschheitsgeschichte seien dumm, so Mobius, und letztendlich geht alles irgendwann den Bach runter, aber Anfang der 90er gab es eine historisch einmalige, wunderschöne Verbindung von Form und Funktion: den Jet-Ski.
Falls ihr diesen Moment noch mal genießen wollt, findet er die Szene ab Minute 27:56 in der zweiten Folge „Loki“:
›› "Loki" bei Disney+*
Ich liebe diesen kleinen Moment, weil Owen Wilson hier eine kindliche und damit durch und durch ehrliche Freude an den Tag legt – die Lobrede auf den Jet-Ski ist kein ironisch gebrochener Moment, wie es sie an vielen anderen Stellen in Filmen und Serien des Marvel Cinematic Universe gibt, aber lustig ist er trotzdem. Gleichzeitig hat der Moment eine melancholische Note, wie sie wohl nur Owen Wilson rüberbringen kann, als Mobius dann nämlich mit leiser Enttäuschung zugeben muss, dass er als Jet-Ski-Fan nie selbst auf einem gesessen hat.
Wilson & Hiddleston, das perfekte Team
Owen Wilson und Tom Hiddleston harmonieren in diesem kleinen Moment (so wie auch in allen anderen) perfekt, denn Hiddlestons Loki nimmt Wilsons schwärmenden Bürokraten hier vollkommen ernst, anstatt sich über ihn lustig zu machen. Die Schwärmerei darf stehenbleiben, sie wird nicht gebrochen.
Wer auch immer im „Loki“-Team unter der Leitung von Chefautor Michael Waldron für diesen Dialog verantwortlich war (Autorin der zweiten Folge ist jedenfalls Elissa Karasik), darf sich freuen, dass die Sätze aus dem Drehbuch hier in Perfektion mit Leben gefüllt wurden, dass die lustige Idee, ausgerechnet das Wasserfahrzeug Jet-Ski zur historisch einmaligen Einheit von Form und Funktion zu erklären, in einer mustergültigen Einheit von Dialog- und Schauspielkunst aufgehen darf.
Ich kann es kaum erwarten, die dritte Folge „Loki“ zu schauen, die am 23. Juni 2023 auf Disney+ erscheint. Und selbst wenn sie wider Erwarten mies sein sollte, hat sich die Zeitreise mit Mobius und Loki für mich schon jetzt vollkommen gelohnt.
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