+++ Achtung: Spoiler zu „Oxygen“ +++
In dem von Netflix produzierten Sci-Fi-Mystery-Thriller „Oxygen“ erwacht eine zunächst noch namenlos Frau (Mélanie Laurent) aus dem Kälteschlaf in einer winzigen Kryokammer. Sie weiß nicht, wo sie ist? Wie oder warum sie dort hineingekommen ist? Sie weiß ja noch nicht einmal, wer sie selbst ist? All diese Fragen werden allerdings schon nach gut der Hälfte des Films aufgeklärt: Die Frau ist ein Klon der Forscherin Elizabeth Hansen – und zwar längst nicht der einzige.
Stattdessen ist ein Raumschiff mit Tausenden solchen mit Klonen gefüllten Kryokammern unterwegs durchs All zu einem fernen Planeten, auf dem eine neue Zivilisation gegründet werden soll. Und aufgewacht ist „Liz“, weil eine ganze Reihe der Kryokammern durch einen Asteroideneinschlag schwer beschädigt oder gar zerstört wurden – darunter auch ihre, die deshalb auch nur noch für wenige Minuten genügend Sauerstoff zur Verfügung hat.
Die letzten Minuten von "Oxygen"
Im Finale von „Oxygen“ geht es deshalb auch nicht länger um das Aufklären von Mysterien – sondern einfach nur noch ums Überleben! Nachdem Liz verhindert hat, dass die Künstliche Intelligenz M.I.L.O. sie – wie laut Protokoll vorgeschrieben – einschläfert, sieht sie einem grausamen Erstickungstod entgegen, wenn in ein paar Minuten der Sauerstoff endgültig ausgeht.
Alternativ könnte sie sich auch wieder in den Kryoschlaf begeben – allerdings reichen die Sauerstoffvorräte auch nicht mehr aus, um sie dann wieder aus diesem Erwachen zu lassen (die absolute Untergrenze dafür waren 2% des Vorrats, aber nicht einmal mehr die stehen noch zur Verfügung).
OxygenAber dann kommt Liz in buchstäblich letzter Sekunde ein rettender Einfall: Sie weist M.I.L.O. an, die verbliebenen CPU-Leistungs-Reserven aus einigen ohnehin rettungslos zerstören Kryokammern zu ihrer Kammer umzuleiten. Das wird zwar eine lange, lange Zeit dauern – aber das ist egal, denn es ist nur wichtig, dass ihre Kryokammer am Ende der Reise genug Sauerstoff produzieren kann, um Liz wieder aufzuwecken. Während sie im Kryoschlaf liegt, braucht sie schließlich keine Atemluft. Also kabelt sich Liz so schnell es geht wieder an und M.I.L.O. versetzt sie Augenblicke, bevor der Sauerstoffmangel sie getötet hätte, wieder in den rettenden Tiefschlaf.
Und offenbar hatte der Versuch Erfolg: Am Schluss sehen wir, wie sich Liz und ein Klon von Elizabeth Hansens nach schwerer Krankheit verstorbenem Partner Léo Ferguson (Malik Zidi) auf dem neuen Planeten in den Armen liegen. Die Zukunft der Menschheit (und von Liz) ist offensichtlich gerettet...
Oder ist doch alles ganz anders?
Mal ehrlich: Die finalen Bilder von Liz und dem Leo-Klon auf dem neuen Planeten sind doch ziemlicher Kitsch – und das passt doch so gar nicht zu den kalten, fast schon steril-medizinischen Bildern, die wir vorher die ganze Zeit aus der Kryokammer gesehen haben. Also entweder sind hier die Pferde mit Regisseur Alexandre Aja durchgegangen und er wollte seiner Protagonistin nach allem, was sie bis hierhin durchleiden musste, unbedingt ein Volle-Kanne-Happy-End bescheren ...
... oder es ist in Wahrheit alles doch ganz anders: Wir haben schließlich längst erfahren, dass das Kryokammer-Computersystem M.I.L.O. darauf programmiert ist, die Klone auf ihrer Reise durchs All einzuschläfern, sobald klar ist, dass sie das Ziel – etwa aufgrund technischer Komplikationen – nicht mehr erreichen können. Liz hat ja auch schon einmal mit Gewalt verhindert, dass ihr ein tödliches Beruhigungsmittel gespritzt wird.
Ist Liz in Wahrheit tot?
Deshalb liegt die Vermutung nicht allzu fern, dass M.I.L.O. in den Schlussminuten von „Oxygen“ weiterhin alles versucht, um seinen „Auftrag“ doch noch zu erfüllen. Vielleicht lügt er Liz also nur an, als er ihr erzählt, dass ihr Maßnahmen dazu geführt haben, dass sie den Zielplaneten nun doch noch lebend erreichen kann – denn so bringt er sie dazu, dass sie all die abgerissenen Schläuche wieder anlegt und sich bereitwillig wieder in einen Kryoschlaf versetzen lässt.
Sobald Liz wieder entschlummert ist, wäre es für M.I.L.O. schließlich ein Leichtes, sie doch noch sanft einzuschläfern – und in dem Fall wären die kitschigen Planetenbilder am Ende nicht Realität, sondern ein friedlicher finaler Todestraum...
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