Ryûhei Kitamura hat sich längst auch in Hollywood einen Namen gemacht, drehte etwa derbe Schocker wie „Midnight Meat Train“ mit Bradley Cooper oder „No One Lives“ mit Luke Evans. In seiner japanischen Heimat etablierte er sich allerdings schon in den frühen 2000er-Jahren als Filmemacher mit dem gewissen Hang zu Irrsinn und Gewalt – etwa mit der Manga-Verfilmung „Azumi“, dem vielleicht bis heute verrücktesten Godzilla-Film „Final Wars“ oder eben auch „Versus“.
Der Low-Budget-Action-Splatter erlangte damals praktisch von jetzt auf gleich Kultstatus, der in Deutschland wegen der Indizierung durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) wohl auch noch zusätzlich untermauert wurde. Auf viele Genre-Fans üben diese „verbotenen“ Filme ja oft noch einmal zusätzlichen Reiz aus. Zumindest diesen verliert der Film nun allerdings: „Versus“ kommt über 20 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung vom Index!
Nächster Schritt wäre jetzt eine Neueinstufung der FSK sowie eine ungekürzte Neuveröffentlichung fürs Heimkino – vorausgesetzt, ein heimischer Verleih macht sich die Mühe. Doch selbst wenn die japanische Splatter-Granate nun ab 18 oder vielleicht sogar ab 16 Jahren (eher unwahrscheinlich) freigegeben wird – „Versus“ ist und bleibt Genre-Kult und eines der Must-Sees sowohl für Splatter- als auch für Martial-Arts-Fans.
Das ist "Versus"
Der Gefangene KSC2-303 (Tak Sakaguchi) entkam dem Polizeiarrest, nur um kurz darauf im Wald der Wiederauferstehung zu landen, wo er schon bald auf eine Bande gnadenloser Yakuza trifft, die auch noch ein Mädchen gefangen halten. KSC2-303 gelingt es zwar, die Kleine zu befreien, hat dafür aber direkt die Gangsterbande am Hals – und die ist noch nicht einmal sein größtes Problem. Im Wald, der ja nicht umsonst so heißt, wimmelt es nämlich nur so vor Zombies...
Kitamura drehte „Versus“, dessen üppiges Blutvergießen an Samuraifilm-Klassiker wie „Lady Snowblood“ erinnert (mit dem Unterschied, dass in „Versus“ auch ordentlich geballert wird), unabhängig und ohne Produzenten im Rücken. Ganze zwei Jahre verschlang das Projekt am Ende, wodurch sich im finalen Film auch einige Fehler einschlichen – die für Fans des Films heute aber auch einfach dazu gehören. In der Jahre später angefertigten Ultimate Edition des Films wurden jene Patzer unter anderem mit überarbeiteten Effekten ausgebessert.
Heimkino-Tipp: Dieser Sci-Fi-Horror-Splatter ist schon jetzt einer der besten Filme des Jahres – witzig, brutal & total irreOb und in welcher Form „Versus“ in Deutschland neu auf DVD und Blu-ray (und vielleicht sogar in 4K) aufgelegt wird, bleibt abzuwarten. Genre-Kenner hoffen an dieser Stelle vermutlich auf eine liebevolle Auswertung von Capelight Pictures – ähnlich wie sie auch schon „Battle Royale“ und einige weitere japanische Kult-Klassiker erhielten. Ungeduldige Genre-Fans, die auf eine deutsche Tonspur verzichten können, bekommen den Film bereits in England in einer rundum gelungenen Edition von Arrow Video – inklusive aufwändiger Restauration, beider Filmfassungen und jeder Menge Bonusmaterial.
Action-Nachschub vom "Versus"-Team
Und für alle, die sich fragen, was Regisseur Kitamura heute eigentlich so macht: Der drehte kürzlich etwa den Action-Thriller „The Doorman“ mit unter anderem Jean Reno und Ruby Rose, der seit November vergangenen Jahres im Handel erhältlich ist:
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„Versus“-Hauptdarsteller Tak Sakaguchi machte zuletzt mit „Crazy Samurai Musashi“ von sich reden, der mit seinem minimalistischen Wald-Setting an „Versus“ erinnert. Wann das Schwert-Gemetzel, in dem euch unter anderem eine 77-minütige (!) Actionszene ohne Schnitt erwartet, in Deutschland erscheint, ist noch nicht bekannt. Einen Trailer gibt’s bereits:
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