+++ Meinung +++
Mit seinen „Ju-On“-Filmen trug Takashi Shimizu maßgeblich zum internationalen Erfolg des japanischen Horrorfilms in den frühen 2000ern bei. Bis er 2005 dann sogar die Möglichkeit bekam, seinen Grusel-Klassiker mitsamt Hollywood-Besetzung neu aufzulegen. Mit „The Grudge“ alias „Der Fluch“ landete er dann sogar einen Kinohit, der mehrere Fortsetzungen nach sich zog. Außerhalb des „Ju-On“-Universums wurde Shimizus Treiben auf der Weltbühne allerdings eher weniger Aufmerksamkeit geschenkt. Da kommt Netflix als Partner gerade recht!
Der Streaming-Riese bietet Filmemachern rund um den Globus nämlich die perfekte Plattform, um sich zu beweisen – und möglicherweise die Aufmerksamkeit des ein oder anderen Hollywood-Studiobosses zu gewinnen. Und tatsächlich bringt „Homunculus“ (seit 22. April auf Netflix) nicht die schlechtesten Voraussetzungen mit, um ein Erfolg zu werden. Die Umsetzung hingegen ist am Ende mehr schlecht als recht…
Das ist "Homunculus"
Wenn ich von guten Voraussetzungen spreche, meine ich damit unter anderem, dass der schaurige Thriller auf einer populären Manga-Reihe basiert. Es gibt also bereits eine Fanbase, die dem Film entgegenfiebern dürfte. Bei einer gelungenen Verfilmung könnte Mundpropaganda also durchaus so etwas wie einen kleinen Hype auslösen. Und dann ist die Vorlage auch noch von Hideo Yamamoto, von dem in der Vergangenheit bereits ein Manga überaus erfolgreich verfilmt wurde. Nur ist Takashi Shimizu eben nicht Takashi Miike – und „Homunculus“ leider auch kein „Ichi The Killer“.
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Manabu Ito (Ryô Narita) will unbedingt mehr darüber erfahren, was in den Köpfen der verschiedensten Menschen vorgeht – und er weiß auch schon, wie ihm das gelingt. Mit einer speziellen Methode will er an einem Versuchsobjekt eine „Operation“ vornehmen, in dem er ihm ein Loch in den Kopf bohrt. Denn wenn seine Erkenntnisse wirklich stimmen, erlangt das Objekt dadurch außergewöhnliche Fähigkeiten.
Er heuert also den auf der Straße lebenden Susumu Nakoshi (Gô Ayano) an, der glaubt, an einer Art medizinischen Studie teilzunehmen. Als er nach dem Eingriff allerdings die Gefühle sämtlicher Passanten sehen kann, denen er auf der Straße begegnet, erkennt er schnell, dass hier etwas viel Merkwürdigeres vor sich geht…
Kreative Ideen, wirre Ausführung
Das Positive vorweg: „Homunculus“ bringt einige Schauwerte mit und ist vor allem kreativ in der Darstellung der Homunkuli – also in der Visualisierung dessen, was sich im Inneren der Menschen abspielt. Da verzeiht man ihm auch gerne, dass die Spezialeffekte in Hollywood höchstens in der C-Liga spielen würden. Sobald man sich allerdings an die Welt gewöhnt hat, in die Nakoshi nach seiner Operation eintaucht, war es das aber auch schon mit dem Fasziniertsein.
Ohne die Vorlage zu kennen und zu wissen, woran genau sich Shimizu mit seinem Film da überhaupt orientiert, ist „Homunculus“ erzählerisch derart wirr und unrund, dass bei mir immer wieder das Gefühl entstand, mir würden entscheidende Informationen vorenthalten werden. Informationen, mit denen ich das Gezeigte in den richtigen Kontext setzen könnte und müsste, um der Geschichte auch tatsächlich folgen zu können. Oder irgendwann überhaupt noch zu wollen.
Vielleicht ist „Homunculus“ einfach zu komplex und vielschichtig, um als Film adaptiert zu werden. Das große Potenzial schreit stattdessen eher nach einer Umsetzung als Serie. Während dem Film einfach eine gewisse erzählerische Struktur fehlt, hätte man bei einer Serie vor allem auch genügend Zeit, um etwaige inhaltliche Lücken logisch zu füllen. So aber verliert sich der Film in seinen knapp zwei Stunden zunehmend in der Aufgabe, mehr unterzukriegen als es ihm gut tut. Ja, Shimizu kriegt in seinem Film vieles unter – verabsäumt es am Ende aber einfach, viele dieser losen Enden zu verbinden und aufzulösen.
"Ju-On: Origins": Mehr Shimizu-Horror auf Netflix
Wer sich stattdessen lieber mit jenem Grusel-Märchen beschäftigt, mit dem Takashi Shimizu berühmt wurde, ist mit „Ju-On: Origins“ womöglich besser bedient.
"Ju-On: Origins" hat die wohl ekligste Netflix-Szene aller Zeiten – viel mehr aber auch nichtDie Prequel-Serie zur „The Grudge“-Reihe hat zwar ebenfalls reichlich Luft nach oben, bietet neben einigen atmosphärischen Momenten aber vor allem eine Szene, die sich dauerhaft ins Gedächtnis brennt…
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