Das Konzept von „The Nevers“ scheint die Studios und Streamingdienste überzeugt zu haben, schließlich lieferten sich Netflix und Co. einen ordentlichen Bieterwettstreit, bevor die Serie von „Buffy“- und „The Avengers“-Macher Joss Whedon schließlich beim US-Streamingdienst HBO Max landete. Und HBO Max bestellte dann direkt eine ganze Staffel.
Doch wie gut ist die Serie geworden? Ein überzeugendes Konzept bedeutet schließlich nicht automatisch, dass das fertige Produkt ebenfalls überzeugend ist. Die Antwort: „The Nevers“ ist zwar kein Meisterwerk, aber Fans von Whedons bisheriger Arbeit dürfen trotzdem einen Blick riskieren.
In Deutschland gibt es „The Nevers“ bei Sky und Sky Ticket. Die erste Folge kann bereits geschaut werden, weitere Episoden folgen im Wochentakt:
» The Nevers bei Sky Ticket*
Whedon machte zuletzt hauptsächlich Schlagzeilen, weil nach den Vorwürfen von Ray Fisher und anderen über sein Verhalten am Set von „Justice League“ auch noch weitere Vorwürfe aus der Zeit von „Buffy“ und „Angel“ bekannt wurden. Und er verabschiedete sich im November 2020 von „The Nevers“, woraufhin Philippa Goslett („Maria Magdalena“) als Showrunnerin übernahm.
Trotzdem ist „The Nevers“ den meisten US-Kritiken zufolge ein typisches Whedon-Format mit dem treffsicheren Humor, dem übernatürlichen Setting und den cleveren, schlagfertigen und schlagkräftigen Heldinnen. Allerdings: Whedon gelingt es anders als bei vorherigen Filmen und Serien nicht, die einzelnen Elemente zu einem stimmigen Ganzen zusammenzufügen.
Neben einigen sehr positiven Kritiken sind so vor allem eine ganze Reihe gemischter Reviews bei der Kritikensammelseite Metacritic.com zu finden. Die Durchschnittswertung liegt bei 59 von 100 Punkten bei 21 Reviews. Bei Rotten Tomatoes sind aktuell (Stand: 12. April 2021) genau 50 Prozent der 30 Kritiken positiv, bei einer Durchschnittswertung von 5,64 von 10.
Die positiven Kritiken
Lorraine All (Los Angeles Times): „‚The Nevers‘ ist ebenso spaßig wie spannend. Übernatürlicher Realismus, eine komplexe Geschichte, fantastische Kräfte und die aktuelle Realität treffen in dieser cleveren, spannenden und bunten Produktion aufeinander.“
Caroline Framke (Variety): „Ein historisches Drama mit luxuriösen Kostümen und Sets. Ein Science-Fiction-Epos, das die Geheimnisse des Universums enthüllt. Eine Screwball-Komödie und Harlequin-Schmonzette mit schlagfertigen Heldinnen, mürrischen Detektiven und unfassbar gutaussehenden Erben. Sogar wenn es ins Alberne abdriftet, ist die Serie spaßig und wendungsreich genug...“
Richard Roeper (Chicago Sun-Times): „Auch wenn sich die vielen Handlungsstränge in diese oder jene Richtung winden und es ein wenig schwierig ist, ohne eine Übersichtsliste mit all den Figuren mitzuhalten, ist ‚The Nevers‘ ein überwältigendes, visuelles Fest mit wunderschönen Sets und erstklassigen Effekten, cleverem Humor, ambitionierten und manchmal wirklich bewegenden Szenen und wunderbaren Performances...“
Die gemischten Kritiken
Ben Travers (IndieWire): „Für jeden Moment, der funktioniert, gibt es einen, der lachhaft überdreht oder komplett unverständlich ist. Aber ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich ‚The Nevers‘ nicht weiterschauen werde.“
Darren Franich (Entertainment Weekly): „‚The Nevers‘ stolpert sogar noch tollpatschiger, wenn darin überdeutliche soziale Themen verhandelt werden und sich die Geschichte in komplett alberne Bahnen entwickelt. Die Serie ist besser, wenn sie ihre wilde Seite akzeptiert. Doch bisher gibt es hauptsächlich Steam (Dampf) und kein Punk [ein Wortspiel auf das Subgenre Steampunk, in dem ‚The Nevers‘ angesiedelt ist].“
Dan Flenberg (The Hollywood Reporter): „‚The Nevers‘ fehlt der nötige Fokus. Im Laufe der Episoden kommen immer mehr neue Figuren hinzu und die Verbindung zur spannendsten Thematik wird immer dünner.“
Mike Hale (The New York Times): „‚The Nevers‘ ist zwar ansehnlich produziert und in einzelnen Momenten ziemlich unterhaltsam, begeistert in den ersten Episoden aber nicht, weil wir – ebenso wie die Figuren – erstmal verstehen müssen, was zur Hölle hier eigentlich vor sich geht.“
Roxana Hadadi (RogerEbert.com): „‚The Nevers‘ hätte komplett dem Thema des Männerhasses gewidmet sein sollen, anstatt eine Mischung aus ‚X-Men‘, ‚Buffy‘ und ‚Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen‘ zu werden, was sich wie die Kopie einer Kopie einer Kopie anfühlt.“
Sonia Saraiya (Vanity Fair): „‚The Nevers‘ gesellt sich zu ‚His Dark Materials‘ und ‚Lovecraft Country‘ als HBO-Genre-Serie, die sich überstürzt anfühlt, vollgestopft mit guten Ideen, aber nicht ausgereift in der Ausführung. […] Kurz gesagt: Das ist nicht Whedons beste Arbeit und es ist schwer vorzustellen, dass die Serie noch eine klare Spur findet, nun da der Schöpfer ausgestiegen ist.“
"The Nevers": Handlung & Trailer
„The Nevers“ spielt im viktorianischen London, also gegen Ende des 19. Jahrhundert. Nach einem mysteriösen Ereignis haben verschiedene Menschen, zumeist Frauen, übernatürliche Kräfte erhalten. Zu den „Berührten“ gehören auch die schlagfertige Witwe Amalia True (Laura Donnelly) und die brillante Erfinderin Penance Adair (Ann Skelly), die andere Frauen mit Kräften um sich sammeln und vor den bösen Mächten beschützen, die sie vernichten wollen...