+++ Meinung +++
Bei einer Obduktion werden Leichen gezielt und systematisch zerlegt, um einen Hinweis für die Todesursache eines Verstorbenen zu finden. Das klingt erst mal wenig appetitlich – wirkt zugleich aber offensichtlich auch eine immense Faszination auf Filmemacher*innen und Zuschauer*innen aus: Gerichtsmediziner*innen, die manchmal schon am Tatort erste Hinweise geben und dem Fall später nach der Obduktion mit ihren Erkenntnissen oft noch eine entscheidende Wendung geben, gehören zu einem anständigen Krimi einfach dazu.
Der bekannteste Vertreter unter den TV-Gerichtsmediziner*innen ist dabei ohne Frage Jan Josef Liefers, der seit 2002 den herrlich arroganten Rechtsmediziner Prof. Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne im supererfolgreichen Münsteraner „Tatort“ verkörpert. Die meist amüsanten Fälle haben jedoch nur bedingt mit dem echten Leben (bzw. dem echten Tod) zu tun, weshalb Jan Josef Liefers für TVNOW nun in einem einzigartigen TV-Experiment herausfinden will:
Wie laufen Obduktionen eigentlich in der Realität ab?
In „Obduktion - Echte Fälle mit Tsokos und Liefers“ begleitet der „Tatort“-Star deshalb den Leiter der Berliner Rechtsmedizin Prof. Dr. Michael Tsokos für einen Tag bei der Arbeit und untersucht dabei auch zwei aktuelle Todesfälle. Das ist weltweit das erste Mal, dass in einer Dokumentation reale rechtsmedizinische Obduktionen durchgeführt werden. Zuschauer bekommen hier also einen Einblick, den es sonst schlicht nirgendwo gibt – und dieser Einblick lohnt sich!
›› "Obduktion" bei TVNOW*
Einzigartige Einblicke
In „Obduktion“ werden Klischees über Gerichtsmediziner*innen zurechtgerückt und spannende Insider-Informationen vermittelt. Dabei wird auch der Tod von einer Seite gezeigt, wie man ihn normalerweise nicht zu sehen bekommt: Es hat zunächst schon etwas Befremdliches, wenn echte Menschen vor laufender Kamera großflächig aufgeschnitten, ihrer Organe entledigt und dann wieder zusammengeflickt werden. Wobei die Doku erfreulicherweise nie voyeuristisch auf die blutigen Stellen draufhält.
Was viele Zuschauer*innen fast noch mehr schockieren dürfte, ist die Erkenntnis, dass der erfahrene Rechtsmediziner Tsokos und seine Kolleg*innen trotz des Leichenaufschneidens einen stinknormalen Berufsalltag haben. Der Zimmermann hat sein Holz, der Maurer seine Steine und der Rechtsmediziner seine Leiche. Für ihn ist der Körper wie ein Gegenstand, der fachgerecht und professionell bearbeitet werden muss. Gerade diese Sachlichkeit im Angesicht des Todes macht die TVNOW-Dokumentation so faszinierend.
True Crime trifft auf Anatomiekurs
Krimi-Fans können sich bei „Obduktion“ zudem auf knifflige Rätsel freuen, denn zunächst steht natürlich nicht fest, wie genau die Toten ums Leben gekommen sind. Bei einem der beiden Toten handelt es sich um einen vermeintlichen Selbstmörder, doch eine Beobachtung am Tatort lässt zumindest vermuten, dass es sich auch um ein Tötungsdelikt handeln könnte. Ähnlich liegt der Fall um einen Mann, der in einem öffentlichen Park einem Herzinfarkt erlag. Die Tatsache, dass seine Blase immer noch prall gefüllt ist, deutet womöglich auf eine Vergiftung hin.
Wie eine volle Blase mit Gift zusammenhängt? Nun ja, das erklärt dann eben die Doku. Immer wenn es die Situation hergibt, vermittelt Michael Tsokos interessante anatomische Zusammenhänge. Da wären zum Beispiel die diversen Anzeichen, die Aufschluss darüber geben, ob sich ein Mensch selbst erhängt hat oder womöglich doch eher erdrosselt wurde. Und wer schon immer mal wissen wollte, wie ein Herzinfarkt aussieht, bekommt hier den vollen Blick ins Innere des Organs, in dem ein winzig wirkender Schaden tödliche Wirkung entfaltet.
Der Rechtsmediziner Tsokos hat das Talent, komplexe Inhalte sympathisch zu vermitteln. Sollte er dennoch mal Gefahr laufen, in wissenschaftliche Routinen abzudriften, stellt Jan Josef Liefers genau die Fragen, die einem auch als Person ohne Fachkenntnisse vor dem Fernseher gerade durch den Kopf gehen. So macht er die Geschehnisse für jedermann verständlich. Das Ergebnis ist ein Mix aus True Crime und Anatomiestunde, den es so noch nicht gegeben hat, und definitiv für jeden sehenswert, der sich auch nur ein bisschen für den menschlichen Körper interessiert.
„Obduktion“ ist sowohl als 90-minütige Kurzfassung als auch in erweiterer Form als vierteilige Director's-Cut-Mini-Serie bei TVNOW verfügbar.
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