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    "Der Unsichtbare" zeigt: Zum Glück ist "Die Mumie" mit Tom Cruise gefloppt
    Tobias Mayer
    Tobias Mayer
    -Redakteur
    Tobias mag das Horrorkino in seiner ganzen blutigen oder unblutigen Vielfalt, von „Nosferatu“ über die Hammer-Filme bis hin zu „Conjuring“.

    „Die Mumie“ enttäuschte 2017 an den Kassen. Über Flops freue ich mich eigentlich nicht, doch wenn der Big-Budget-Film erfolgreich gewesen wäre, hätte es den kleineren – und viel besseren – „Der Unsichtbare“ nicht gegeben. Warum? Das erkläre ich hier:

    2017 hatte halb Hollywood in Richtung des Erfolgsmodells „Cinematic Universe“ Kurs genommen, nach dem Vorbild von Marvels Comic-Verfilmungen. Das bedeutet, dass mehrere Filme zu einem erzählerischen Universum verknüpft werden – also wie bei den „Avengers“ und den Filmen über die einzelnen Superhelden.

    Aber Universal war auf dem komplett falschen Dampfer: Das Traditionsstudio wollte die klassischen Filmmonster der 30er entstauben und zurück ins Kino holen, eben auch in einer epischen Filmreihe, in der alles miteinander zusammenhängt. Der Überbegriff für diese Filmreihe sollte „Dark Universe“ lauten, „Die Mumie“ den Anfang machen.

    Das Zurückholen der Kult-Monster ist ja an sich eine gute Idee – aber nicht, wenn man eben auf Teufel komm raus die Action-Epen des „Avengers“-Universums kopieren will und dabei die eigentlichen zentralen Figuren, die Monster, zu zweitrangigen Spukgestalten in einem Big-Budget-Blockbuster macht. Heraus kam dann eben „Die Mumie“: mit vielen Actionszenen und Tom Cruise, aber ohne Grusel-Charme.

    "Die Mumie": Ein teures, leeres Spektakel

    Hinter den Kulissen gab es Streit um die Ausrichtung von „Die Mumie“, was diesem freudlosen, trägen Abenteuerfilm deutlich anzumerken ist, in dem weder die Mumie, noch Tom Cruise oder die Actionszenen Eindruck hinterlassen. Aber es war von Anfang an eben auch die falsche Entscheidung, die neuen Monsterfilme als Sommerspektakel im Stile des MCU anzulegen, die mit ihren großen Budgets ein großes Publikum anziehen müssen, um Gewinn abzuwerfen. Spukgestalten wie die Mumie, Dracula und Frankensteins Monster passen nicht in blankpolierte Blockbuster.

    Die nötige Kurskorrektur jedoch erfolgte bei Universal zum Glück recht schnell: Anstatt dass die als „Dark Universe“ angekündigten Filmreihe langsam gestorben wäre, weil von Film zu Film die Einnahmen geschwunden wären, wurde das ganze Projekt direkt nach dem Start von „Die Mumie“ schon wieder beerdigt, da der Tom-Cruise-Actioner zu wenig einspielte.

    Das Studio hielt an dem Plan fest, seine Kult-Monster wieder ins Kino zu holen, setzte aber einen neuen Kurs: kostengünstigere Gruselfilme mit innovativen Ideen statt Blockbuster mit Top-Stars. Mit einer Neuverfilmung von „Der Unsichtbare“ knüpfte Universal an seine legendären Gruselklassiker an – und ließ sich den Film nur sieben Millionen Dollar kosten, statt 125 Millionen wie bei „Die Mumie“. Damit hatte Universal den richtigen Kurs für sein Monster-Projekt gefunden!

    "Der Unsichtbare": Ein kleiner, gemeiner Horror-Schocker

    „Der Unsichtbare“ ist mein persönlicher Lieblingsfilm des Jahres 2020 geworden und wäre ohne den Flop von „Die Mumie“ wohl nie entstanden. Er ist der ist Ausweis einer erfolgreichen Kurskorrektur, die mich sehr gefreut hat. Die Mumie war mir egal, vor dem unsichtbaren Mann aber hatte ich große Angst.

    Es ist die Abwesenheit von Spektakel, durch die „Der Unsichtbare“ so unheimlich ist, sind es bei Regisseur Leigh Whannell doch gerade die leeren Räume, die mir Angst machen:

    Haupfigur Cecilia Kass (Elisabeth Moss) ist ihrem gewalttätigen Ex entkommen, muss aber fürchten, dass er sie als Unsichtbarer verfolgt. Steht er da vielleicht gerade neben ihr in der Küche?

    Leigh Whannell inszeniert die Leere als Ort der Bedrohung. Doch sein Horror-Schocker ist deswegen so besonders fies, weil Cecilia bald auch im übertragenen Sinn alleine dasteht: Niemand glaubt ihr, dass sie von ihrem unsichtbaren Ex terrorisiert wird. Ihr Peiniger nutzt das aus, was schließlich zu einer der perfidesten und überraschendsten Mordszenen der jüngeren Horrorgeschichte führt. Die wird mich auch in zehn Jahren noch verfolgen – die Mumie hat das keine zehn Minuten lang geschafft.

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