Den liebsten Serien-Moment 2020 gab es für unseren „Star Wars“-Experten Tobias in der zweiten Staffel von „The Mandalorian“. Es ist ein Moment, der vergleichsweise unscheinbar ist, bei dem sich aber trotzdem die größte Stärke dieser verblüffenden „Star Wars“-Serie herauskristallisiert...
+++ Meinung +++
Gerne wird den „Star Wars“-Macher*innen dieser Tage vorgeworfen, nichts Neues zu bieten, sondern sich auf bekannte Erzählmotive und Figuren zu verlassen. Auf den ersten Blick sieht auch die Serie „The Mandalorian“ so aus, als würde hier wiederum und vor allem auf den Wiedererkennungswert gesetzt:
Anstatt die Serie in einer zuvor unerforschten Zeit spielen zu lassen, wurde sie als Fortsetzung der originalen Filmtrilogie konzipiert. Im Grunde sieht dort alles so aus wie in „Star Wars 4“, nur dass in der Cantina auf Tatooine nun halt Droiden willkommen sind, anstatt dass sie, wie C-3PO damals, abgewiesen werden.
Das Wagnis hat sich gelohnt
Doch schon auf den zweiten Blick ist „The Mandalorian“ ein Wagnis, das richtig schief hätte gehen können (und dass ich einem Regisseur wie Jon Favreau, der mit seinem „Der König der Löwen“-1:1-Remake komplett auf Nummer sicher gegangen ist, nicht zugetraut habe):
Die Hauptfigur nämlich ist ein wortkarger Kopfgeldjäger namens Din Djarin (Pedro Pascal), dessen Gesicht wir so gut wie nie zu sehen bekommen. Disney hat ein millionenschweres Produktionsbudget darauf gewettet, dass wir Zuschauer mit einem Protagonisten mitfiebern, dem eine der wichtigsten menschlichen Ausdrucksmöglichkeiten fehlt. Und es hat funktioniert!
Kleine Gesten und die Stimme von Pedro Pascal reichen, damit ich merke, was in dem Kopfgeldjäger gerade vor sich geht, obwohl der mandalorianische Helm mit dem T-Ausschnitt vollkommen ausdruckslos ist. So wie in meiner Lieblingsszene aus der zweiten Staffel, in der Din Djarin und sein Ziehkind Grogu wie so oft gemeinsam im Cockpit sitzen. Ein Abschied steht bevor, da Din Djarin den kleinen Racker gleich am Jedi-Tempel absetzen will – oder besser gesagt: absetzen soll.
Denn Din Djarin will sich nicht mehr von Grogu trennen. Er spricht nicht aus, dass er ihn bei sich behalten will, aber das muss er auch nicht aussprechen. Es braucht in dieser Szene keine deutlichen Worte und es braucht keine Mimik, damit wir verstehen, wie sehr dem Papa hier das Herz blutet.
Gefühle trotz Helm
Din Djarin erklärt Grogu, wie wichtig es ist, dass er nun von den richtigen Leuten ausgebildet wird, doch im Grunde ist diese Erklärung nicht für Grogu gedacht, sondern für ihn selbst. Din Djarins traurige Stimme wird fester, je länger er erklärt: Er versucht, sich selbst zu überzeugen und klammert sich dazu an Regeln, die ihm andere vorgegeben haben, wie auch sein Der-Helm-bleibt-auf-Glaube ein Regelwerk ist, das er von anderen übernommen hat, ohne es selbst so ganz zu verstehen.
Ich wäre gerne im Raum gewesen, als Jon Favreau seine „Mandalorian“-Idee vorgestellt hat, um die Lucasfilm-Chefin Kathleen Kennedy von der Serie zu überzeugen. „Lass' mich eine Serie über einen gehirngewaschenen Anhänger eines Kultes machen, der einen Großteil der ersten zwei Staffeln lang seinen Helm aufbehält, mit dem man aber trotzdem wird mitfühlen können.“ Gut, dass Kennedy ja gesagt hat – und ziemlich mutig.
Die besten Serien 2020
„The Mandalorian“ hat 2020 nicht nur Tobias begeistert, wie auch unsere Liste der besten Serien des Jahres zeigt, die wir diesmal erstmals gemeinsam mit den Kollegen von Moviepilot erstellt haben.
Die „Star Wars“-Serie mischt in den Top 30 ganz vorne mit, hat die Spitzenposition aber knapp verfehlt. Welche Serie stattdessen auf Platz 1 gelandet ist und welche Titel es ansonsten noch in das Ranking geschafft haben, könnt ihr hier nachlesen:
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