Rebecca Zlotowski erzählt in „Ein leichtes Mädchen“ von der 16-jährigen Naïma (Mina Farid), die ihre Sommerferien im Luxus-Urlaubsort Cannes an der französischen Côte d’Azur verbringt, wo sie mit ihrer 22-jährigen Cousine Sofia (Zahia Dehar) abhängt, die sich von den Superreichen auf ihre Luxusyachten einladen und dafür teure Geschenke machen lässt...
Im selben Moment erzählt die Regisseurin (etwa von „Das Geheimnis der zwei Schwestern“ mit Natalie Portman) dabei aber auch von ihrer Schauspielerin Zahia Dehar selbst. Immerhin wurde die inzwischen 28-Jährige zum ersten Mal „berühmt“, als sie noch als Minderjährige in einen Prostitutionsskandal mit französischen Fußballern inklusive des damaligen Bayern-München-Superstars Franck Ribery verwickelt wurde.
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Das Wissen um diese realen Hintergründe verleihen der eh schon faszinierenden Titelheldin noch eine weitere Ebene: Rebecca Zlotowski hat Zahia Dehar auf Instagram entdeckt – und das passt perfekt, schließlich nimmt Sofia für sich selbst heraus, die meiste Zeit gar nicht mehr als Projektionsfläche sein zu wollen. Sie ist weder ein Opfer der Umstände noch die Hure mit dem Herz aus Gold. Sie lässt sich überhaupt nicht in eine der schon mit einem passenden Label versehenen Schubladen einsortieren.
Deshalb ist auch der deutsche Titel gut gewählt (was ja selten genug vorkommt): Denn natürlich ist ein leichtes Mädchen zuvorderst ein alter Ausdruck für eine Prostituierte. Zugleich beschreibt er aber auch die Leichtigkeit, mit der Sofia das Leben nimmt. Einfach so, ganz hedonistisch, ohne schlechtes Gewissen. Nur einmal, als eine reiche Kunstsammlerin (Clotilde Courau) demütigend auf die herabschaut, lässt sie ganz kurz durchblitzen, was sie intellektuell draufhat. Aber eben auch nur einmal, ansonsten lässt sie solche Nebensächlichkeiten einfach an ihrem perfekt gestylten Äußeren abprallen.
Aber nicht nur passt das „leichte Mädchen“ selbst in keine Schublade, auch die absolute Offenheit, mit der Rebecca Zlotowski ihrer Titelheldin begegnet, entspricht keiner der klassischen Spielarten des Feminismus. Die französische Regisseurin eckt so viel mehr an als etwa ihre Kollegin Céline Sciamma („Porträt einer jungen Frau in Flammen“), die – zu Recht – überall nur gefeiert wird. Aber das macht „Ein leichtes Mädchen“ nicht weniger aufregend, ganz im Gegenteil...
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