Das Phänomen „American Horror Story“ ist noch lange nicht an seinem Ende angekommen. Eine zehnte Staffel befindet sich aktuell in der Mache, drei (!) weitere Seasons und ein Spin-off wurden schon angekündigt.
Auch uns hat die Horrorserie noch immer in ihrem Bann. Dank des Anthologiekonzepts, bei dem in jeder Staffel ein neues Setting mit (größtenteils) anderen Figuren präsentiert wird, warten wir hier umso gespannter, was die nächste Season bringt – so auch im Fall der kommenden zehnten Staffel, um die erneut ein großes Geheimnis gemacht wird, die sich wegen Corona aber leider verzögert.
"AHS: 1984" bei Netflix
Überbrücken kann man sich die Wartezeit aber natürlich mit den vorherigen neun Staffeln (ob nun zum ersten oder zum wiederholten Male), das nun ganz einfach über Netflix möglich ist, denn:
Ab dem heutigen 28. November 2020 kann endlich auch die neunte „American Horror Story“-Staffel mit dem Titel „1984“ bei Netflix gestreamt werden.
Das wollen wir zum Anlass nehmen, um einmal unser Ranking der „AHS“-Staffeln auf den neuesten Stand zu bringen und dort nun auch Season 9 zu berücksichtigen. Fest steht nämlich: So sehr wir die Serie insgesamt auch mögen, die Qualität der Staffeln schwankt durchaus.
Zum Glück erlaubt das Konzept, dass man die eine oder andere getrost auslassen kann, ohne etwas zu verpassen. Welche das in unseren Augen sind, könnt ihr nachfolgend nachlesen.
Platz 9: "1984" (Staffel 9)
Was hatten wir uns im Vorfeld von „1984“ alles versprochen! Eine Slasher-Hommage in Serienform? Nur her damit! Mit ihrem spaßigen Auftakt liefert die Season dann auch tatsächlich die erhofften herrlich überhöhten 80s-Vibes (auch der Vorspann ist wieder eine Meisterleistung!) – doch dann geht es leider steil bergab.
Der Fokus wird hier (viel früher als bei anderen schwächeren „American Horror Story“-Staffeln) völlig aus den Augen verloren. Die Hommage-Prämisse entpuppt sich schnell als inkonsequente Mogelpackung. Das zunächst gut eingefangene Genre-Feeling verpufft nahezu vollends, wenn sich die Episoden in unspannenden Nebenschauplätzen und (selbst für „AHS“-Verhältnisse) völlig willkürlichen Figurenentwicklungen verlieren. Wer hier wen hintergeht und/oder abschlachtet, ist irgendwann einfach nur noch egal.
Und zu allem Überfluss fehlen mit den „AHS“-Veteranen Sarah Paulson und Evan Peters auch noch DIE Schauspielschwergewichte der Serie (auch wenn es dafür im weiteren Verlauf zumindest nette Gastauftritte von ein paar anderen vertrauten „AHS“-Gesichtern gibt). „1984“ ist somit nichts Halbes und nichts Ganzes und die erste „American Horror Story“-Staffel, durch die wir uns schon ab Folge 2 ziemlich durchquälen mussten – und das obwohl sie mit neun Episoden sogar die bislang kürzeste ist.
Platz 8: "Coven" (Staffel 3)
„Coven“ beginnt als vielversprechender und abgründiger Horror-Mix aus „X-Men“ und „Harry Potter“, hat im weiteren Verlauf aber ebenfalls unter den Schwächen zu leiden, die „American Horror Story“ bisweilen plagen. Mit 13 Folgen viel zu lang, widmet auch Staffel 3 ihren uninteressanteren Figuren zu viel Zeit, dreht sich bei den vielen Handlungssträngen mit hanebüchenen Twists ständig im Kreis (mit Magie ist schließlich alles möglich) und wird dadurch irgendwann einfach nur zäh und beliebig.
Obwohl wir hier immer noch mehr Spaß hatten als mit „1984“, war auch die Hexensoap in „Coven“ gen Ende ein ziemlicher K(r)ampf – und das trotz des im Kern so spannenden Mutter-Tochter-Duells zwischen den gewohnt grandiosen Stars Sarah Paulson und Jessica Lange.
Platz 7: "Apocalypse" (Staffel 8)
Auf die Gefahr, uns zu wiederholen: Auch „Apocalypse“ fängt saustark an – und lässt dann stark nach. Der Auftakt ist ein famoser Paukenschlag, geht es hier doch um nichts weniger als das Ende der Welt.
Doch schon nach wenigen Episoden folgt ein krasser Einschnitt, der in seiner Konsequenz zwar sehr überraschend ist, aber auch das zunächst angedeutete spannende Szenario eines bedrückenden Bunker-Kammerspiels völlig über den Haufen wirft, um ausgerechnet eine der schwächsten „AHS“-Staffeln fortzusetzen. Denn mehr und mehr entpuppt sich „Apocalypse“ als waschechtes „Coven“-Sequel, hält es dabei aber für nötig, trotzdem noch eine neue, völlig blass bleibende Heilsbringerin einzuführen.
Dank des schön diabolisch aufspielenden Neuzugangs Cody Fern als Antichrist, der vielen Querverweise zum größeren „AHS“-Universum und des kleinen Jessica-Lange-Comebacks fällt „Apocalypse“ unterm Strich aber zumindest kurzweiliger aus als „Coven“ und „1984“.
Platz 6: "Hotel" (Staffel 5)
„Hotel“ schlägt in Sachen Figurenentwicklung zwar ebenfalls so manchen nicht ganz nachvollziehbaren Haken und erschwert es daher bisweilen, so richtig mitzufiebern, dennoch entführt uns die Staffel mit dem teuflischen titelgebenden Etablissement in eine faszinierende (wenn auch hinsichtlich der dort herrschenden Gesetze sehr an „Murder House“ erinnernde) Parallelwelt, in der noch stärker als sonst nichts schwarz und weiß, sondern alles durch und durch grau ist.
Die für ihre Rolle mit dem Golden Globe prämierte Lady Gaga überzeugt mit einer einnehmenden Präsenz (wenn auch weniger durch ihr Schauspiel), Denis O’Hare liefert uns mit Liz Taylor eine der wohl rührendsten Figuren der Serie und für die Aufnahme des wunderbaren Cheyenne Jackson in die „AHS“-Familie hat „Hotel“ bei uns sowieso einen Stein im Brett.
Platz 5: "Asylum" (Staffel 2)
Die zweite „American Horror Story“-Staffel rangiert auf vielen Bestenlisten ganz oben – und das kommt nicht von ungefähr. Innerhalb der trostlosen Mauern der titelgebenden Anstalt bietet „Asylum“ die wohl dichteste Atmosphäre aller „AHS“-Staffeln und Darsteller wie Jessica Lange, Sarah Paulson, Lily Rabe und Zachary Quinto laufen hier zur Höchstform auf.
Bei den eingestreuten Horror-Versatzstücken schießen die Macher um Serienschöpfer Ryan Murphy allerdings etwas übers Ziel hinaus. Statt sich allein auf den bloßen Psychiatrie-Horror zu verlassen, bekommen wir unter anderem noch einen Nazi-Arzt, dessen entstellte Monster, Serienkiller, dämonische Besessenheit und sogar Aliens (!) serviert. Weniger wäre hier mehr gewesen.
Zudem wissen wir nach wie vor nicht, ob wir Murphy und Co. für den Dauer-Ohrwurm „Dominique“ danken oder sie dafür doch eher verteufeln sollen. Für Gänsehaut sorgt er aber zumindest jedes Mal:
Platz 4: "Cult" (Staffel 7)
„Cult“ ist die wohl brisanteste und zugleich auch cleverste „AHS“-Staffel. Ryan Murphy (der „Cult“ zu seiner persönlichen Lieblingsstaffel erklärt hat) nutzt den Hintergrund des unfassbaren Sieges von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl 2016 nicht für ein stumpfes Gebashe gegen das neue Staatsoberhaupt, sondern entspinnt stattdessen eine smarte und absolut beklemmende Erzählung über Panikmache und Paranoia.
Indem Murphy die Stimmung in seinem Land aufnimmt und ins Extreme weiterdreht, bleibt auch der Horror oder vielmehr ein ständiges Unbehagen nie auf der Strecke, obwohl „Cult“ die wohl bodenständigste der „American Horror Story“-Staffeln ist (da auch die einzige ohne übernatürliche Elemente). Zu großen Teilen ist das „AHS“-Veteran Evan Peters zu verdanken, der als psychopathischer (wenn auch nicht ganz einheitlich gezeichneter) Kult-Führer eine unheimlich verstörende und verstörend unheimliche Meisterleistung abliefert.
Platz 3: "Roanoke" (Staffel 6)
Bei keiner „American Horror Story“-Staffel wurde im Vorfeld so ein großes Geheimnis um ihr Setting gemacht wie bei „Roanoke“. Und das hat sich ausgezahlt, funktioniert die sechste Staffel doch am besten, wenn man vorher so wenig wie möglich über sie weiß. Der verspielte Meta-Ansatz, durch den sich „Roanoke“ auch stark von den anderen Staffeln abhebt, zieht Zuschauer*innen unmittelbar ins Geschehen, das so noch mehr an die Nieren geht – erst recht in Verbindung mit einigen selbst für „AHS“-Verhältnisse ultrabrutalen Einlagen.
Und gerade als man denkt, das Ganze sei bereits auserzählt, zaubern die Macher mitten in der Staffel einen faszinierenden Dreh aus dem Hut, über dessen Plausibilität man zwar streiten kann, der aber für eine gänzlich neue Dynamik sorgt. „Roanoke“ hat somit nicht zuletzt dank des ungewöhnlichen (wenn auch in Sachen Mockumentary-Umsetzung bisweilen an die Logikgrenzen stoßenden) Formats kaum Ballast und vergeht wie im Flug.
Platz 2: "Freak Show" (Staffel 4)
„Freak Show“ genießt unter vielen „AHS“-Fans nicht den besten Ruf. Uns hat die vierte Season aber nicht nur wegen ihrer herrlich absurden Ideen (wo sonst bekommt man eine Sexszene zwischen einer zweiköpfigen Sarah Paulson und Neil Patrick Harris mit Bauchrednerpuppe an der Hand spendiert?), sondern auch durch ihr großes Herz voll in ihren Bann gezogen.
Staffel 4 ist eben keine voyeuristische „Freak Show“, wie der Titel suggeriert, sondern bietet eine Ansammlung (größtenteils) liebenswürdiger Außenseiter, mit denen man gerne Zeit verbringt, und die die Menschen in ihrem Umfeld als die wahren Freaks entlarven. So etwa den verzogenen Dandy Mott, der dank des völlig außer Rand und Band agierenden Finn Wittrock zu DEN Highlights der Season, wenn nicht sogar der ganzen Serie, gehört.
Abgerundet wird das Ganze durch den grandiosen Vorspann, der sogar das „Murder House“-Intro in Sachen Gruselfaktor übertrifft – den unheimlichen Zirkusklängen, mit denen die fantastische Titelmusik angereichert wurde, sei Dank.
Platz 1: "Murder House" (Staffel 1)
Mit „Murder House“ hat damals alles angefangen und so sehr uns auch spätere Seasons gefallen haben, so ganz ist nichts an die Auftaktstaffel von „American Horror Story“ herangekommen. Hier steckte im Grunde schon alles drin, was die Serie noch immer ausmacht und damals die Möglichkeiten für Horror-Geschichten im Fernsehen auf ein neues Level hob: verstörende Bilder, ein erstklassiger Cast (allen voran Jessica Lange!) und allerlei Horror-Klischees, die neu zusammengewürfelt werden und so einen ganz eigenen Charme versprühen.
Trotz aller Abschweifungen wird hier – anders als bei anderen „AHS“-Staffeln – nie wirklich der Fokus verloren: Im Kern ist und bleibt „Murder House“ ein tragisches Familiendrama, das wie so viele American Horror Storys in ein bittersüßes Finale mündet und dabei eine herrlich verquere Art von Happy End bietet.
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