Es ist einer dieser Filme, bei denen man nicht so recht weiß, wo man überhaupt anfangen soll. Kann es sowas wirklich geben? Und wenn ja, warum? Doch am Ende sind alle Erklärungsversuche für die Katz: Denn ab heute marschieren die „African Kung-Fu Nazis“ in den deutschen Heimkinos ein – und dürften so manchen Fan abseitiger Trash-Granaten begeistern.
Bevor ihr euch aber an den Film heranwagt – „African Kung-Fu Nazis“ gibt’s ab heute als Video-on-Demand und im stylischen Mediabook auf Blu-ray –, lohnt es sich allerdings, zumindest einen flüchtigen Blick auf das abgefahrene No-Budget-Kuriosum zu werfen. Denn auch wenn’s der Titel schon vermuten lässt, kann man es wohl nicht stark genug betonen: Dieser Film ist nicht für jeden!
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Für einen schnellen Ersteindruck reicht bereits der Trailer. Wer es gerne etwas genauer wissen will, bekommt im folgenden außerdem noch ein paar tiefer gehende Eindrücke von FILMSTARTS-Redakteur Daniel Fabian, der sich das irrwitzige Spektakel als Fan von abgefahrenen Nischenfilmen natürlich nicht entgehen lassen konnte und den Film bereits gesehen hat.
Eine Verneigung vor dem Kamfsport-Kino
+++ Meinung +++
Inhaltlich schnell runter gebrochen, ist „African Kung-Fu Nazis“ bloß ein weiterer Film, der die Geschichtsbücher neu schreibt, in dem er Adolf Hitler weiterleben lässt – in diesem Fall ist er eben mittels U-Boot nach Ghana abgehauen, wo er eine neue Armee zur Eroberung der Welt errichtet: die sogenannten Ghan-Arier.
Während der Führer dem afrikanischen Volk „Weiber, Wein und Wurstwaren“ anbietet, bevor er die Gehirnwäsche-Maschinerie anwirft, klappert er bei seiner Machtergreifung 2.0 aber vor allem jede Menge klassische Stationen des Martial-Arts-Kinos ab, die Genre-Kenner und Fans von Jackie Chan, Sammo Hung und Co. natürlich sofort erkennen – von den Drunken-Boxing-Lehrstunden bis hin zum großen Showdown, der (natürlich) bei einem alles entscheidenden Kampfsportturnier steigt.
Tatsächlich haben einige der Darsteller auch durchaus spektakuläre Moves drauf. Und seit meinen Besuchen in afrikanischen Ländern wie Uganda und Südafrika überrascht mich das auch gar nicht – denn Martial Arts lernen die Kinder dort vielerorts bereits von kleinauf in der Schule.
Zwischen Low-Budget und No-Budget
In den vergangenen Jahren wurden Hitler und seine Gefolgsleute in den verschiedensten, abstrusesten Film-Abenteuern verwurstet. Der „Nazi-Zombie-Horrorfilm“ bildet heute sogar schon fast sowas wie ein eigenes Genre. Und für einige der vermeintlich trashigen Genre-Beiträge hat man auch sogar auch richtig viel Geld in die Hand genommen – etwa für „Dead Snow 2“, „Iron Sky 2“ oder „Operation: Overlord“.
Ein derartig groß angelegtes Projekt ist „African Kung-Fu Nazis“ aber nicht! Wer sich also ein ähnlich spektakuläres Effekt- und Splatter-Feuerwerk wie in den genannten Filmen erwartet, sollte sich darüber im Klaren sein, dass Regisseur Sebastian Stein kaum Mittel zur Verfügung standen, um ein kinotaugliches Abenteuer für die große Leinwand auf die Beine zu stellen. Stattdessen erinnert das Ganze eher an die Wakaliwood-No-Budget-Action-Reißer wie „Who Killed Captain Alex?“.
Kostenloses Streaming-Highlight: So einen Film habt ihr noch nie gesehen!Mit dem superkreativen Dauerfeuerwerk an verrückten Ideen aus Uganda kann „African Kung-Fu Nazis“ leider nicht ganz mithalten, aber zumindest gegen Ende geht’s dann doch noch ordentlich ab – inklusive rausgerissener Herzen, Explosionen und Kugelhagel in Super-Zeitlupe!
Außerdem gibt's den Film in zwei Sprachfassungen, die für ziemlich unterschiedliche Seherlebnisse sorgen...
O-Ton vs. Schnodder-Synchro: Die beiden Versionen
„African Kung-Fu Nazis“ ist wirklich nur etwas für Fans besonders abseitigen Trashs. Die werden dafür aber gleich mit zwei Filmfassungen mit ganz ihren eigenen Vorzügen bedient.
Die englische Originalversion ist einfach stimmig. Wenn zum ghanaischen Soundtrack dann auch die Figuren Englisch mit afrikanischem Akzent reden, bekommt man überhaupt erst ein Gefühl für das Setting und die Welt der Kung-Fu-Nazis – zumindest ging es mir so. Einziges Problem: Wer nicht daran gewöhnt ist, dürfte zumindest an manchen Stellen auf Untertitel angewiesen sein.
Die deutsche Fassung hingegen soll gar nicht erst authentisch sein. Die „Schnodder-Synchro“ kommt nämlich ebenfalls mitsamt tiefstem Dialekt und ziemlich verqueren Übersetzungen. Das passt, denn auch die ulkigen Dialoge erinnern an die frühen Filme von Jackie Chan und Co.. Da wird einem auf dem Fischmarkt schon mal ein „Verzupfen sie sich!“ an den Kopf geworfen, während an anderer Stelle den „saftigen Datteln“ (= hübschen Damen) der Hof gemacht wird. Ja, auch das muss man mögen.
Am Ende bekommt ihr mit „African Kung-Fu Nazis“ genau das, was man erwarten konnte. Low-Budget-affine Martial-Arts-Enthusiasten dürften mit dem Ding durchaus ihren Spaß haben – an Herzblut mangelte es den Machern um Sebastian Stein jedenfalls nicht. Wer aber schon mit den Augen rollt, sobald er auch nur den Filmtitel hört, der wird auch mit dem Film keine allzu große Freude haben.
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