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    Bis zu 1,7 Milliarden Dollar im Klo runtergespült: Die Streaming-Revolution endet nach gerade mal 6 Monaten

    Das Streaming-Start-up „Quibi“, in das Hollywoodstudios, Tech-Konzerne und weitere Investoren mehr als 1,7 Milliarden Dollar gesteckt haben, macht nach einem halben Jahr direkt wieder dicht. Was ist da schiefgelaufen?

    Quibi

    Als irgend so ein Typ das Rad erfunden hat, haben sich die anderen Steinzeitmenschen wahrscheinlich auch gedacht, was der Quatsch eigentlich soll...

    Eine solche Skepsis ist bei echten Innovationen eben eher die Regel als die Ausnahme. Aber das Konzept des Streaming-Anbieters Quibi hat wohl wirklich niemand so richtig verstanden – und trotzdem haben Investoren vor allem aus Hollywood und der Tech-Branche eine Milliardensumme in das Start-up gesteckt.

    Ein zentraler Grund für den Geldzufluss dürfte dabei auch der Name des Firmengründers Jeffrey Katzenberg gewesen sein – zumindest hat der als ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Walt Disney und Mitbegründer der Produktionsschmiede DreamWorks wiederholt bewiesen, dass er offensichtlich etwas draufhat ...

    ... und dennoch: Jetzt hat Quibi offiziell verkündet, dass trotz der gewaltigen Investitionssumme schon nach sechs Monaten wieder Schluss ist. Die Streaming-Revolution ist abgesagt!

    Quibi? Kann man das essen?

    Das Konzept von Quibi ist es, Streaming-Content in 5-bis-10-Minuten-Häppchen anzubieten. Im Endeffekt sah das dann so aus, dass ein Thriller wie „Most Dangerous Game“ mit Christoph Waltz und Liam Hemsworth einfach in eine ganze Reihe Mini-Episoden zerlegt wurde. Dafür sollte man dann ca. fünf Dollar (mit Werbung) und acht Dollar (ohne Werbung) im Monat zahlen.

    Aber warum sollte das jemand tun? Schließlich ...

    •  ... hatten die Quibi-Serien keinen Wow-Faktor
    •  ... ist man mit fünf Minuten Zeit bei kostenlosen Seiten wie YouTube, Instagram oder TikTok vermutlich eh besser aufgehoben
    •  ... kann man sich Filme und Serien auf Netflix & Co. auch selbst in 5-Minuten-Häppchen aufteilen, indem man einfach auf Pause drückt
    •  ... ist es kein Vorteil, sondern ein Nachteil, dass man Quibi lange Zeit tatsächlich ausschließlich auf dem Handy schauen konnte - man will ja zumindest die Möglichkeit, eine Serie, die man auf dem Handy für sich entdeckt hat, anschließend auf einem anständigen TV-Bildschirm weiterzuschauen

    Ist Quibi ein weiteres Corona-Opfer?

    Statt der prognostizierten 7,4 Millionen zahlenden Nutzer im ersten Jahr erreichte Quibi zu seinen Hochzeiten gerade einmal 710.000 Haushalte – zuletzt sind die Userzahlen sogar massiv wieder gesunken. Laut Jeffrey Katzenberg hat das vor allem damit zu tun, dass Quibi eigentlich dafür gedacht ist, in der U-Bahn auf dem Weg zur Arbeit schnell eine Episode zu schauen. Aber momentan sind ja alle im Homeoffice – es fährt also kaum noch jemand Bahn.

    Aber das ist doch ein ziemlich enger Anwendungsbereich für eine Streaming-App, die sowohl für die Investoren als auch die Abonnenten eine solche Stange Geld kostet. Zumal er eben auch eine ziemlich zentristische Sicht auf Amerika zum Ausdruck bringt: Ja, in New York fahren viele Menschen mit der U-Bahn zur Arbeit – aber in den meisten Städten der Autonation USA gibt es gar keine Nahverkehrsbahnen...

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    Unsere Einschätzung lautet deshalb: Vielleicht hätte das Milliarden-Dollar-Start-up ohne die Pandemie noch ein paar Monate länger durchgehalten – aber das Problem ist nicht Covid-19, sondern ein Businesskonzept, das so konsequent an dem, wie Menschen ihren Video-Content konsumieren und wie sie ihr Handy nutzen, vorbei gedacht ist, dass es wohl schlicht und einfach nie eine reelle Chance hatte.

    Laut Jeffrey Katzenberg wird das übriggebliebene Kapital nun nach einem bestimmten Schlüssel an die Investoren zurücküberwiesen. Wie viel Geld aber tatsächlich schon verbrannt wurde und wie viel der ganze Spaß nun wirklich gekostet hat, ist zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht bekannt.

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