+++ Meinung +++
„Granatenstark“, „erdbeerig“, „extrem cremig“ – ja, die deutsche Synchro meinte es besonders gut mit den „Hoschis“ aus „Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit“ (1989) und „Bill & Teds verrückte Reise in die Zukunft“ (1991).
30 Jahre später kehren Ted „Das Nashorn“ Logan (Keanu Reeves) und Bill Preston (Alex Winter), der Herrscher über die Sülznasen, in „Bill & Ted Face The Music“ bzw. „Bill & Ted retten das Universum“ (so der deutsche Titel!) nun tatsächlich noch einmal in den Rollen der Kult-Chaoten zurück – und geben einmal mehr alles, um das Universum in Einklang zu bringen.
In Deutschland gab es den dritten Teil der Reihe exklusiv am 25. September 2020 im Kino zu sehen. Wer den Film auf der Leinwand verpasst hat, kann ihn dafür aber schon jetzt bequem als Stream zuhause nachholen – und sich vor allem auch von der Synchronfassung ein Bild machen (denn es gab noch nicht mal einen deutschsprachigen Trailer):
„Bill & Ted retten das Universum“ bei Amazon Prime Video*
Ich ließ mir die Gelegenheit nicht nehmen: Ich führte meine Freundin erst mit Teil 1 in die Welt von „königlichen Nasengullys“ und griechischen „Sockratten“ ein, um mit ihr gemeinsam das Kult-Comeback „Bill & Ted retten das Universum“ auf Amazon zu feiern. Zumindest was die Synchronfassung angeht allerdings mit gemischten Gefühlen.
Die Synchro funktioniert nicht so richtig...
Selbst als bekennender Originalton-Enthusiast gibt es für mich auch Filme, die ich wohl für immer am liebsten in der deutschen Fassung gucke. Durch die teilweise völlig verqueren Übersetzungen in der Synchronfassung werden zum Teil zwar ziemlich andere Filme draus als im Original, aber wenn man die eben als Kind so kennen und lieben gelernt hat, bleibt man auch dabei. Das betrifft neben den spaßigen Filmen mit Bud Spencer und Terence Hill und den Klopper-Komödien mit Jackie Chan eben auch das „Bill & Ted“-Universum.
Dementsprechend wollte ich auch „Face The Music“ in der Synchronfassung erleben. Und die neuen Stimmen von Bill (Martin May) und Ted (Christian Stark) passen gar nicht mal so schlecht zu den durch Raum und Zeit reisenden Ulknudeln. Aber klappt die kultige Synchro mit ihren ungewöhnlichen Ausdrücken, die ja eigentlich völlig Banane ist, auch noch zu den Titelhelden in den Mittfünfzigern? Nun, jein.
Die neuen Synchronsprecher gehen bei weitem nicht mehr so energisch ans Werk wie ihre Vorgänger. Und das ist auch durchaus nachvollziehbar, immerhin sind Bill und Ted zwar immer noch ein starkes Team, aber eben auch nicht mehr die Jüngsten und dementsprechend etwas eingerostet.
Das hat allerdings eine streckenweise etwas unspektakuläre Synchro ohne allzu große Höhen und Tiefen zur Folge, die zwar ohne die jugendliche Energie von einst daherkommt, gleichzeitig aber auf die altbekannten Sprüche setzt – nur irgendwie will man den beiden ihr „granatenstarkes“ Vokabular nicht mehr so recht abkaufen.
Dasselbe gilt übrigens auch für die Töchter der beiden (gespielt von Samara Weaving und Brigette Lundy-Paine), die in die „extrem cremigen“ Fußstapfen ihrer Papas schlüpfen, aber eben nicht mehr ganz so von Herzen idiotisch wirken wie Bill und Ted. Die Kult-Phrasen wirken eher runtergeleiert, vor allem bei Lundy-Paine, die als Teds Tochter Billie die Hoschi-Nummer einfach übertreibt – und dabei zwar stets bemüht, aber nie wirklich authentisch ist (was jetzt aber nicht nur mit der deutschen Fassung zu tun hat).
... aber der Film rockt trotzdem!
Und so kam’s, dass ich nach gefühlt 20-30 Minuten tatsächlich die Tonspur wechselte. Denn auch als Verfechter der „Bill & Ted“-Synchro, die mir im Laufe der Jahre einfach ans Herz gewachsen ist, wollte ich Teil 3 in erster Linie in der bestmöglichen Fassung sehen – und das ist am Ende eindeutig die Originalversion.
Klar, neben einem großartigen Auftritt bei einer Hochzeit gleich zu Beginn des Films (pures Comedy-Gold!) geben die beiden Titelhelden auch im Rest des Films noch jede Menge liebenswerten Schwachsinn von sich – und das muss auch einfach so sein. Aber ein „Dude“ passt zu den eben doch nicht mehr 20-jährigen Buddies einfach viel besser als ein „Hoschi“, das verhältnismäßig deplatziert wirkt.
Neu auf Blu-ray: „Bill & Ted 1+2“ im granatenstarken Doppelpack*
Darüber hinaus ist „Bill & Ted 3“ aber ein ebenso verrückter wie liebenswerter Ritt durch Raum und Zeit und ein gelungenes Nachzügler-Sequel mit einer Extraportion Fanservice, mit dem man eine Menge Spaß haben kann – wenn auch nicht unbedingt in der deutschen Fassung.
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