„Tenet“ war auch der Film des Sommers, weil alle Welt wissen wollte, ob die Leute wieder ins Kino gehen, und Christopher Nolans Blockbuster dabei den großen Anfang machen musste. Doch Nolans Protagonist John David Washington hat noch einen anderen Film, über den in der Öffentlichkeit zwar deutlich weniger gesprochen wurde, der aber in der Filmbranche selbst für viele Diskussionen sorgte: „Malcolm & Marie“.
Der kommt nun nicht ins Kino, sondern zu Netflix. Der Streamingdienst holte sich die Rechte an dem Schwarz-Weiß-Drama „Malcolm & Marie“.
Dabei handelt es sich um ein 2-Personen-Stück über ein junges Paar (Washington und „Dune“-Star Zendaya). Er ist ein gefeierter Filmemacher und gerade war die Premiere seines neuen Films. Frisch nach Hause gekommen, sind sie beide noch euphorisiert vom Applaus, doch der Abend nimmt eine Wendung und sie müssen sich mit ihrer Beziehung auseinandersetzen.
„Malcolm & Marie“ gilt als Hollywoods allererster Corona-Film, weil das Drama von „Euphoria“-Macher Sam Levinson gedreht wurde, als überall die Filmproduktionen still stand – und mit einem besonderen Sicherheitskonzept rund um eine abgeschiedene Location für die ganze, auch stark reduzierte Crew damit ein Vorbild wurde, wie man in der Corona-Krise sicher Filme drehen kann.
Es ist wohl der erste Hollywood-Film überhaupt, der während Corona begonnen und beendet wurde.
Netflix zahlt 30 Millionen Dollar
Dass „Malcolm & Marie“ so schnell produziert wurde, lag auch am persönlichen Einsatz von John David Washington und Zendaya. Weil es in Hollywood meist etwas dauert, um Geld für ein Projekt zusammenzutreiben und Studios dann auch noch mitreden wollen, finanzierten Washington und Zendaya einen Großteil des Budgets einfach aus eigener Tasche.
Das dürfte sich nun für sie lohnen. Denn Netflix griff für die Streamingrechte richtig tief in die Tasche und zahlte 30 Millionen Dollar dafür, den Film in Kürze exklusiv und weltweit zeigen zu dürfen. Da „Malcolm & Marie“ nur für ein sehr moderates Budget entstand, dürfte die Kaufsumme nun ein Vielfaches der Investitionen betragen.
Ein Teil der Summe soll übrigens direkt an die gemeinnützige Organisation Feeding America gehen.
Netflix auf Shoppingtour
Dass Netflix so viel zahlen musste, lag auch daran, dass sich viele Mitbewerber für „Malcolm & Marie“ interessierten. Kino-Verleiher wie Disneys Tochter Searchlight, MGM, Focus Features und US-Qualitätsunternehmen A24 waren genauso am Bieten wie die Streamingkonkurrenz von Amazon und Apple sowie US-Pay-TV-Sender HBO - und das obwohl den interessierten Firmen wohl nur 20 Minuten gezeigt wurden.
Dass Netflix so viel hinlegt, hat nicht nur mit der Konkurrenz zu tun. Der Streamingdienst hat einfach tiefe Taschen, wenn es darum geht, neuen exklusiven Content für die eigene Streamingplattform zu erwerben. So ist man gerade auf dem am Rande des Filmfestivals von Toronto stattfindenden Markt für Filmrechte auf einer regelrechten Shoppingtour.
"Pieces Of A Woman" und "Bruised"
Wer auf Beziehungsdramen wie „Marriage Story“ und „Malcom & Marie“ steht, bekommt so bei Netflix demnächst auch „Pieces Of A Woman“ zu sehen.
„Fast & Furious: Hobbs & Shaw“- und „The Crown“-Star Vanessa Kirby wurde gerade bei den Filmfestspielen von Venedig dafür als beste Schauspielerin ausgezeichnet. Sie spielt eine Frau, deren Leben sich nach einer Hausgeburt für immer ändert. Während ein Prozess gegen die umstrittene Hebamme (Molly Parker) ansteht, wird auch ihre Beziehung zu ihrem Mann (Shia LaBeouf) erschüttert.
Inszeniert wurde das Drama von dem ungarischen Filmemacher Kornél Mundruczó („Underdog“). Produziert wurde es übrigens u. a. nicht nur von „Malcolm & Marie“-Regisseur Sam Levinson, der sich also über gleich zwei Netflix-Deals freut, sondern auch von Martin Scorsese, der durch „The Irishman“ bestens mit Netflix bekannt ist und sich in einer Stellungnahme freut, dass es „ein Privileg gewesen sei, dabei zu helfen, dass der Film nun das große Publikum findet, das er verdient.“.
Während unbekannt ist, was Netflix für „Pieces Of A Woman“ auf den Tisch legte, landet das auf dieser Seite schon mehrfach vorgestellte Mixed-Martial-Arts Drama „Bruised“ für 20 Millionen Dollar bei dem Streamingdienst.
Halle Berry inszeniert sich selbst – als eigentlich ausgediente und abgehalfterte Mixed-Martial-Arts-Fighterin, die doch noch einmal in den Ring steigen muss. Doch dabei kämpft sie nicht nur gegen ihre deutlich jüngere Gegnerin, sondern vor allem um das Sorgerecht für ihren Sohn.
Wann all diese Filme zu Netflix kommen, ist noch nicht bekannt, doch es ist davon auszugehen, dass sie noch in diesem Jahr dort zu sehen sein werden – sicher auch davon abhängig, mit welchen Werken Netflix auch ins Oscarrennen einsteigen will (bei „Pieces Of A Woman“ ist das ein No-Brainer, da Vanessa Kirby nach der Auszeichnung in Venedig nun definitiv im Kandidatenkreis für den Filmpreis ist).
Was im September zu Netflix kommt, ist derweil schon bekannt und in unserer regelmäßigen Monatsübersicht zu finden:
Neu bei Netflix im September 2020: "Jurassic World"-Nachschub und noch viel mehr – Liste aller Filme und SerienDie nächste große Neuveröffentlichung ist dabei am übermorgigen 16. September 2020 das hochkarätig besetzte Thriller-Drama „The Devil All The Time“ mit unter anderem Tom Holland, Robert Pattinson, Haley Bennett, Sebastian Stan, Mia Wasikowska, Eliza Scanlen und Riley Keough nach dem herausragenden Roman von Donald Ray Pollock.