Während die ganze Welt noch herumdruckste, traute sie sich, die Dinge ganz einfach beim Namen zu nennen: Mit der damals revolutionären Idee, erst im Radio und später auch im Fernsehen offen und ehrlich über Sex zu sprechen, schrieb die Soziologin und Sexualtherapeutin Dr. Ruth Westheimer zu Beginn der Achtzigerjahre Mediengeschichte.
Sie wurde für ihre Programme gleichermaßen gefeiert und angefeindet – aber Kompromisse ist Dr. Ruth bei ihrer auf Anhieb voll in die Popkultur durchschlagenden Aufklärungsarbeit niemals eingegangen. Zugleich hat ihr Leben aber auch eine tragische Seite: Schließlich verlor die aus Deutschland erst nach Israel und später in die USA emigrierte Jüdin schon in sehr jungen Jahren beide Elternteile im Konzentrationslager.
Ein Glücksfall für jede Dokumentation
Dr. Ruth mag dabei in den meisten Situationen mindestens einen Kopf kleiner sein als ihre Gegenüber – aber das macht sie mit schierer Offenheit, Empathie und Schlagfertigkeit locker wieder wett.
Eine einnehmende Persönlichkeit, bei der man sich nicht wundert, warum ihre Shows im US-Fernsehen einen dermaßen durchschlagenden Erfolg hatten. Und ein Geschenk auch für Regisseur Ryan White, der seiner sympathischen, vielseitig interessanten und verdammt unterhaltsamen Protagonistin mit „Fragen Sie Dr. Ruth“ ein verdientes Denkmal setzt.
Hierzulande kennt zwar nicht wie in den Vereinigten Staaten jedes Kind den Namen Dr. Ruth – aber das ist eigentlich nur ein Grund mehr, sie jetzt in ihrer eigenen Dokumentation für sich zu entdecken. Unterhaltsamere und liebenswürdigere 100 Kino-Minuten, als Dr. Ruth über die Jahrzehnte hinweg beim Erteilen von Sexratschlägen zuzuhören, kann man sich schließlich kaum vorstellen.
„Fragen Sie Dr. Ruth“ startet nach seiner Deutschlandpremiere auf dem letztjährigen Filmfest Hamburg am 27. August 2020 regulär in den deutschen Kinos – und wenn ihr euch die Vorschau lieber ohne Untertitel anschauen wollt, haben wir hier auch noch den amerikanischen OV-Trailer für euch: