Achtung, es folgen Spoiler zur ersten Folge „Snowpiercer“ sowie zum „Snowpiercer“-Kinofilm (2013).
Sieben Jahre hat Bong Joon-Hos „Snowpiercer“-Kinofilm gerade mal auf dem Buckel – und ist damit noch verhältnismäßig frisch in unserem Gedächtnis. Eine 1:1-Neuauflage braucht es also wirklich nicht. Das dachten sich wohl auch die Macher der gleichnamigen Netflix-Serie rund um Josh Friedman und Graeme Manson, die gleich die Auftaktfolge von „Snowpiercer“ mit einem Paukenschlag beenden.
Während im Film nämlich Ed Harris als im Hintergrund die Fäden ziehender Arche-Schöpfer Mr. Wilford in Erscheinung tritt, entpuppt sich in der Serie dessen vermeintliche rechte Hand Melanie Cavill (Jennifer Connelly) als Herrscher über das Leben in dem 1001 Waggons langen Metallkoloss, der unaufhörlich um den Globus kreist. Aber was hat das denn nun zu bedeuten?
Melanie Cavill: Mr. Wilfords Nachfolgerin
Am Ende des Films, wenn sich Curtis (Chris Evans) schließlich vom Zugende bis zu Mr. Wilfords Abteil durchschlug, bietet ihm der Zugführer überraschend seine machtvolle Position an. In der Serie scheint es nun so, als hätte diese Machtübernahme bereits in der Vergangenheit stattgefunden – nur eben an Melanie Cavill, und zwar nicht gerade einvernehmlich. Möglicherweise war der echte Mr. Wilford ja zu alt oder sterbenskrank, um seine Funktion auszuüben, sodass ein Nachfolger bzw. eine Nachfolgerin gefunden werden musste?
Viel wahrscheinlicher ist allerdings, dass Cavill Wilford schlicht beseitigte, um in seine Fußstapfen zu treten. Graeme Manson verriet im Gespräch mit SyFy Wire jedenfalls, dass Cavills Charakterentwicklung in der Serie noch einige spannende Fragen beantworten wird – etwa, „wer sie wirklich ist“ und „warum sie den Zug gestohlen hat.“ Jennifer Connelly sagt dazu: „Ich finde, mit den Figuren – und zwar allen voran Melanie – ist man zu Beginn ganz wo anders als am Ende. Und ich glaube, die Leute werden ihr am Ende ganz anders gegenüberstehen.“
Melanie Cavill hat das Kommando allem Anschein nach also an sich gerissen. Aber warum überhaupt? Und was geschah mit Mr. Wilford? Ist der vielleicht sogar noch am Leben und schmort in irgendeinem dunklen Kämmerchen im Zug vor sich hin? Die spannendste Frage von allen ist aber wohl …
... Wer ist Melanie Cavill?
„Mr. Wilford“ scheint nämlich nicht bloß ein Synonym zu sein, unter dem die zwielichtige „Stimme des Zuges“ (auch die Durchsagen führt Cavill selbst durch) das Geschehen kontrolliert – es steckt mehr dahinter! Aber was?
Ein Hinweis dürfte sich womöglich in Cavills Kleiderschrank befinden, aus dem sie in einer Szene ein Sweatshirt vom MIT hervorkramt – eine Elite-Universität, spezialisiert auf Technologie. Wenn sie also nicht Wilford selbst ist, dann zumindest jemand, die wohl nichtsdestotrotz das Know-How mitbringt, um das komplexe Gefährt am Laufen zu halten. War sie vielleicht Teil des Konstrukteure des Zuges? Hat sich das gegen den Genie Wilford aufgelehnt, ihn gar gestürzt? Und wenn ja, warum? Antworten auf diese Fragen bekommen wir hoffentlich im Laufe der ersten Staffel...
Ein vielleicht noch wichtiges Detail
Nicht ganz außer acht gelassen werden sollte zudem die Tatsache, dass „Snowpiercer“ sieben Jahre nach dem eisigen, globalen Kollaps spielt. Wir befinden uns also im Jahr 2021 – und nicht etwa wie im Film im Jahr 2031.
Ist das nur eine kleine weitere Änderung, um sich vom Original abzuheben oder steckt womöglich mehr dahinter? Sollte die Serie nicht etwa nur Reboot, sondern gleichzeitig auch Prequel sein, würde das auf jeden Fall bedeuten, dass Mr. Wilford noch am Leben ist und sich seine Position vielleicht sogar wieder zurückholen wird. Was es damit auf sich hat, wird aber wohl erst die Zukunft zeigen. Und bis dahin genießt Melanie Cavill das Privileg, nicht nur am oberen Ende der Nahrungskette zu stehen, sondern gleichzeitig im gesamten Zug persönlich unbemerkt Informationen zu sammeln.
Kritik zu Netflix' Sci-Fi-Serie "Snowpiercer": Neuaufguss mit Potential – das erst noch ausgeschöpft werden muss